Zwischen Erholungsfaktor und Anpassung an den Klimawandel soll Wolfachs Stadtwald auch künftig Gewinn abwerfen. Der Gemeinderat kritisierte, dass aufgrund eines fehlenden Meisters keine Ausbildungen mehr möglich sein werden.
Der Forsteinrichtungsplan für Wolfachs Stadtwald läuft aus – im Lauf des Jahres wird für die Spanne von 2026 bis 2035 die neue Planung erstellt. Grundlage dafür ist auch die Eigentümerzielsetzung, die der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung am Mittwoch vergangener Woche einstimmig verabschiedete. Es gelte, die Waldfunktionen – Ökonomie, Soziales, Ökologie und Klimaschutz – in Einklang zu bringen, bilanzierte Bürgermeister Thomas Geppert. „Mit dem überragenden Ziel, dass der Stadtwald, wenn’s irgendwo geht, ein verlässlicher Anker im Haushalt ist.“
Um dieser Maßgabe gerecht zu werden, müsse auch der Waldumbau vorangetrieben werden, erläuterte Forstbezirksleiter Mario Herz. Denn: „Auf jeden Fall ist im Kinzigtal wie im Stadtwald Wolfach der Klimawandel hautnah spürbar.“ Ganz aktuell durch den warmen März.
Der Klimawandel sei auch in Wolfach zu spüren
„Es ist noch ein bisschen Bodenfeuchte da, Gott sei Dank. Aber es braucht dringend den Regen.“ Das Ziel seien 400 Vorratsfestmeter pro Hektar zur Sicherung des Betriebsvermögens und die Entwicklung der Baumartenverteilung von Nadel- und Laubholz von aktuell 74 zu 26 Prozent auf 70 zu 30 Prozent. Das aber sei ein langfristiges Ziel. „Mittelfristig werden wir es nicht schaffen in den zehn Jahren“, so Herz. Doch hätten bei der Reaktion auf den Klimawandel auch Nadelhölzer eine Zukunft – etwa Tanne und Douglasie, die die Fichte verdrängten. „Wir müssen ausprobieren: Was kann funktionieren im Klima der Zukunft?“
Pascal Schiefer (CDU) hakte nach, ob auch Bestands-Baumarten Teil der Entwicklung seien. „Definitiv. Anders können wir es nicht umsetzen, weil wir brauchen die Naturverjüngung“, betonte Herz. Ab einem Alter von 100 bis 120 Jahren spreche man von „weniger klimaanpassungsfähigen Beständen“. Man hoffe auf eine Anpassung in der Naturverjüngung: „Es ist ein ständiges Erweitern des Genpools.“ Gepflanzt werden solle nur dort, wo es sinnvoll und nötig sei. Zudem zählen zu den wirtschaftlichen Zielen die Zusammenarbeit mit den Jägern zum Schutz des Jungbestands und der Erhalt der Wegeinfrastruktur.
Insgesamt würden ökologische Aspekte und soziale Pflichten sowie Belange des Klimaschutzes in der Zielsetzung „ausreichend berücksichtigt“, bilanzierte Herz. „Der Stadtwald bleibt vielfältig und zukunftsfähig.“ In der Praxis stehe auf dem Weg zum neuen Forsteinrichtungsplan nun eine Art Inventur: Im Sommer gebe es Begänge im gesamten Stadtwald vom zuständigen Forsteinrichter und Revierförster Ulrich Wiedmaier: „Im Stadtwald werden dann innerhalb von vier bis acht Wochen an jedem einzelnen Bestand die Ziele für die nächsten zehn Jahre abgeklopft und festgelegt.“ Im Spätjahr werde der fertige Plan im Rat vorgestellt.
Kein Meister, keine Ausbildung
„Stand heute ist 2026 mit der Ausbildung das Ende erreicht“, bestätigte Forstbezirksleiter Mario Herz auf Nachfrage von Markus Wöhrle (FWV). „Weil die Stadt Wolfach keinen Forstwirtschaftsmeister angestellt hat.“ Den braucht es nach einem Erlass des Landes aber zur Ausbildung neuer Forstwirte künftig. „Die Azubis stehen anderen in nichts nach“, lobte Herz die bisherige Ausbildungsarbeit im Wolfacher Forst-Trupp. Doch das Regierungspräsidium berufe sich auf die Vorgabe, dass ein Meister da sein müsse. Die allerdings seien in der Branche vielfältig eingesetzt und daher stark gefragt. „Im Moment ist unsere Waldarbeiterrotte gut aufgestellt“, betonte Geppert. Zumal der jetzige Ausbilder gerade vor eineinhalb Jahren die bisher nötige Weiterbildung absolvierte. Eine zusätzliche Forstwirtschaftsmeister-Stelle? „Dann sieht das Ergebnis noch bescheidener aus, als es eh schon der Fall ist“, sagte Geppert mit Blick auf den Haushalt. „Die Fühler sind ausgestreckt ins Umland. Es trifft ja nicht nur Wolfach.“ Peter Ludwig (CDU) betonte „die Notwendigkeit der Ausbildungsplätze“ im städtischen Forstbetrieb. Leute, die in Wolfach ausgebildet wurden, „das sind heute ganz wesentliche Leute für die Bewirtschaftung der Region. Wir brauchen auch für die Zukunft ganz dringend Ausbildungsplätze.“ Bisher hätten Betriebe, die kontinuierlich ausgebildet haben, „einen Bestandsschutz gehabt“, sagte Revierleiter Ulrich Wiedmaier. „Aus meiner Sicht hat man den ohne Not gekippt. Es ist in Hornberg das Gleiche.“