Lämmer, die bereits zwei Wochen alt sind, leben mit ihren Müttern und Geschwistern im größten Abteil des Stalls. Foto: Jeanette Tröger

Im seinem neuen Stall hat Schäfer Heiko Eßlinger jede Menge Arbeit, denn jetzt werden viele Lämmchen geboren.

Ein lautes „Mäh“-Konzert schallt durch den Stall, denn es ist gerade Fütterungszeit für die großen Schafe. Außer dem Futter aus alltäglichem Heu gibt es noch was Leckeres obendrauf, nämlich eine Mischung aus Weizen-, Gerste- und Erbsenmehl. „Darauf sind sie alle ganz scharf“, sagt Schäfer Heiko Eßlinger im Gespräch mit unserer Redaktion. Dazwischen wuseln in der großen Box unzählige wollig-weiße Lämmer herum und hüpfen auf die frischen Strohhaufen, die der Schäfer gerade verteilt.

 

64 Lämmer und 13 Zicklein

Seit rund zwei Wochen zieht in dem Anfang des Jahres fertiggestellten und bezogenen Schafstall täglich neues Leben ein. Eine Hochzeit für den Schäfer und seine ganze Familie. Bisher sind bereits 64 Lämmer auf die Welt gekommen. Auch bei der kleinen Ziegenherde gibt es Nachwuchs: 13 Zicklein vergnügen sich im Ziegenabteil des großen Stalls.

Eine Drillingsgeburt

Im Moment kommt Heiko, der die Schäferei im Nebenerwerb betreibt, zu nicht viel anderem, wie er erzählt. Die neugeborenen Lämmer werden mit ihren Müttern zunächst in einer separaten Einzelbox untergebracht. Es gibt zahlreiche Zwillingsgeburten bei den Schafen „und aktuell haben wir auch Drillinge“, so Eßlinger.

Nach ein paar Tagen gibt es den ersten Umzug und dann teilen sich zwei, drei Schafmütter mit ihren Kleinen dann eine etwas größere Box. Da sieht man die Kleinen noch zusammengekuschelt in einer Ecke liegen. Sind die Lämmer dann etwa zwei Wochen alt, ziehen Schafmütter und -kinder um in die weitläufige große Box.

Kaiserschnitt rettet Ziege

Die allermeisten Geburten und der Aufwuchs der Lämmer und Ziegen geschieht problemlos. Es gibt aber auch Ausnahmen, wie der Schäfer zeigt. In einer Box steht eine weiße Ziege mit ihren beiden Zicklein, gerade ein paar Tage alt. Ihre linke hintere Hälfte ist rasiert, eine Naht zieht sich vom Rücken bis fast runter zum Euter. „Das war ein Kaiserschnitt“, berichtet Eßlinger, „ihr Muttermund ging nicht auf, sie hätte die normale Geburt nicht überlebt.“ So etwas habe er noch nicht erlebt, zitiert Heiko seinen Vater Jürgen.

„Waisenkinder“ bekommen die Flasche

Auch bei den Lämmern geht nicht alles glatt, denn es gibt Mutterschafe, die ihre Jungen verstoßen und sie nicht säugen. Vier solcher „Waisenkinder“ füttert Heiko fünfmal am Tag mit der Flasche. Dann gibt’s noch drei weitere Flaschenkinder, die zugefüttert werden, weil deren Mütter nicht genug Milch haben. Sie sind mit einer grünen Nummer auf dem Fell markiert, dass sie schnell gefunden werden können im großen Abteil. Und eine Ziegen-Amme steht aktuell auch in einer einzelnen Box zusammen mit ihrem eigenen Jungen und einem Lämmlein. „Mal schauen, ob sie das weitermacht, wenn die drei demnächst ins große Ziegenabteil umziehen.“ Wenn nicht, muss das Lamm auch noch die Flasche kriegen.

Nachwuchssegen noch nicht vorbei

Der Nachwuchssegen hat jedoch noch kein Ende: „Ich denke, wir werden noch bis zu 35 Lämmer dazubekommen“, sagt der Schäfer mit Blick auf die Box, die sich die noch trächtigen Mutterschafe teilen. Also ist die aktuelle Hochzeit ist für den leidenschaftlichen Schäfer noch nicht vorbei. Er hat jedoch tatkräftige Hilfe, denn die ganze Familie Eßlinger ist ins Projekt Schäferei eingebunden.

Freund hilft aus

Auch Heikos Freund Felix ist im Einsatz. „Er hat die letzten zwei Wochen die ganze Einsaat auf den Feldern gemacht und den ganzen Mist gefahren“, lobt Heiko den Freund, denn so konnte er sich in der Zeit und kann es auch noch, so lange es braucht, auf die Tiere und ihren Nachwuchs konzentrieren. Was bedeutet, von morgens 5 Uhr bis abends 22 Uhr oder später, mit nur etwa drei Stunden Pause dazwischen. Beobachtet man ihn bei seiner Arbeit, versteht man: Es ist absolut seine Welt.