Die Initiatorinnen Anna Lomaga (links) und Klaudia Badt im Rathaus-Raum vor Spielzeug der Krabbelgruppenkinder. Foto: Rahmann

Seit Anfang März gibt es jeden Montag zwischen 9.30 Uhr und 11 Uhr eine Freie Krabbelgruppe Gruppe im Rathaus. Zwei junge zugezogene Mütter haben sie initiiert.

„Dass einem da ganz schön die Decke auf den Kopf fallen kann“, erfuhr die junge Mutter Klaudia Badt während des Wochenbetts nach der Geburt ihres mittlerweile sieben Monate alten Kindes. Auch gab es „plötzlich Themen, die einen die ganze Zeit umtreiben“, wie Essen, Schlaf oder Bauchschmerzen des Neugeborenen.

Doch Badt war frisch aus Sigmaringen nach Melchingen – zum Glück war ihre Nachbarin Anna Lomaga auch frisch gebackene Mutter. Statt „immer nur wild rum zu googlen“ oder scheinbare „Vorzeige-Familien auf Instagram“ zu bestaunen, begannen Lomaga und Badt sich öfters zu treffen und auszutauschen. Dabei merkten sie, „dass die Kinder ausgeglichener und ruhiger waren“, wenn sie andere Kinder und andere Gesichter sehen, erzählt Badt.

Viele junge Mütter gehen außerorts in Gruppen

Schnell war für die beiden Mütter klar, dass sie so eine Gemeinschaft zu einer Krabbelgruppe ausweiten wollen – in Melchingen gab es nämlich keine. „Es gibt viele jungen Mütter hier, die in andere Orte gehen“, so Badt. So lernen sich die Eltern und Kinder vor Ort aber nicht kennen, findet Badt.

Die Idee einer Freien Krabbelgruppe in Melchingen wurde konkreter, als ihnen Ortsvorsteher Horst Lamparth dafür einen leeren Raum im Rathaus kostenfrei für die Krabbelgruppe anbot.

Väter sind ebenfalls erwünscht

Mittlerweile besuchen neun Mütter mit ihren Kindern die Gruppe. Väter kämen bisher noch nicht, sind aber auch eingeladen – zwei Väter der Krabbelgruppen-Kinder seien gerade in Elternzeit. „Auch Omas und Opas können gerne mit ihren Enkeln kommen“, betont Lomaga. Die Gruppe ist für Kinder bis zwei Jahre gedacht. Da der Tagesrhythmus bei allen unterschiedlich ist, könnten die Eltern mit den Kindern kommen und gehen, wann sie wollen. Die Kinder können sich Spielzeug und Kuscheltiere aus der „wilden Kiste“ herausnehmen – dort gibt es allerlei zum Rollen, Ziehen, Stecken und Fühlen. Die Spielsachen stammen teilweise noch von einer Krabbelgruppe, die es in Melchingen vor mehr als zehn Jahren gegeben hat. Vieles sei auch gespendet, denn „eigentlich hat jeder, der Kinder hat, irgendwann Spielzeug übrig“, so Lomaga.

An der Tür des Rathauszimmers, wo sich die Krabbelgruppe trifft, hängt ein buntes Schild. Foto: Rahmann

Ein Xylophon, das über Klaviertasten bedient werden kann, „ist ganz beliebt“, sagt Lomaga. „Leider“, ergänzt Badt. Trotz Teppichen auf dem Boden sei der Lärmpegel im Raum teilweise sehr hoch. Weitere Schallschutzmöglichkeiten stehen daher auf der Wunschliste der ehrenamtlichen Initiatorinnen. Auch eine Gummimatte zum Spielen für die größeren Kinder, ein mit Sitzkissen ausgestatteter Ort zum Stillen für die Mütter, Fingerfarben, eine buntere Raumgestaltung und Klangstäbe für die musikalische Früherziehung sind angedacht.

Woher soll das Geld kommen

Doch woher soll das Geld dafür kommen? Eine Finanzierungsmöglichkeit wäre, dass die Mitglieder der Krabbelgruppe dem örtlichen Sportverein beitreten – dafür müssten allerdings alle Mitglieder zustimmen. Das Land fördert Krabbelgruppen nur, wenn sie von einer Fachkraft geleitet sind. Lomaga ist zwar Pädagogin, setzt aber lieber auf ein freies Konzept: „Wenn jeder von uns sich einbringt, ist es lebendiger.“

Zudem soll die Gruppe auch stattfinden können, wenn sie nicht kommen kann und auch nachdem die Kinder der beiden Mütter aus dem Krabbelgruppen-Alter herausgewachsen sind. Die Gruppe soll „im Ort eine Institution“ werden, betont Badt.