Die Konversion nach dem Abzug der Kanadier war die wichtigste Aufgabe des Oberbürgermeisters Werner Dietz. Das Foto zeigt ihn kurz vor seinem 85. Geburtstag. Foto: Bohnert-Seidel

Er hat für Lahr in schwieriger Zeit Verantwortung getragen. Im Alter von 89 Jahren ist der frühere Oberbürgermeister Werner Dietz gestorben.

Lahr – Insgesamt 37 Jahre hat Werner Dietz für die Stadt Lahr gearbeitet: zunächst als Justiziar, dann als Leiter des Rechts- und Ordnungsamts, das er mit aufgebaut hat, als erster Beigeordneter und Bürgermeister; 1981 schließlich wurde er Oberbürgermeister.

In die Amtszeit des Oberbürgermeisters Werner Dietz fällt jenes Ereignis, das Lahr in vielerlei Hinsicht stark verändert hat: Dass der Abzug der kanadischen Streitkräfte Mitte der 1990-Jahre und die damit verbundene Konversion militärischer Flächen die "größte Herausforderung in der Geschichte der Stadt Lahr war, von Kriegszeiten abgesehen", darauf hat Dietz selbst immer wieder hingewiesen. Als Oberbürgermeister hat Dietz für wichtige Weichenstellungen für die Zeit nach dem Ende der Garnisonsstadt Lahr gesorgt. Stichworte sind der Masterplan für das Flugplatzgelände, der Generalmietvertrag für die mehr als 1000 bundeseigenen Wohnungen, in denen kanadische Familien wohnten, und der Kauf des Flugplatzgeländes. "Wir haben die richtigen Schritte eingeleitet, aber nicht alles erreicht, was wir uns vorgenommen haben", diese Bilanz zog Dietz später.

Wichtige Projekte in seiner Amtszeit

Die Konversion war die größte, aber nicht die einzige Aufgabe des Oberbürgermeisters Werner Dietz. Wichtige Projekte in seiner Amtszeit von 1981 bis 1997 waren auch die Erneuerung der Wasserversorgung in Lahr ("Wasser 2000"), die Umgestaltung des Marktplatzes mit dem damals heftig umstrittenen Funktionsgebäude der Tiefgarage, der Umbau des Pfluggebäudes mit der Stadtbücherei und der Volkshochschule oder auch die weitere Altstadtsanierung.

Ein Herzensanliegen waren Dietz die freundschaftlichen Beziehungen zu Kanada. In Belleville, Lahrs kanadischer Partnerstadt, ist 2001 ein kleiner Park nach ihm benannt worden – in Anerkennung seiner vielfältigen Verdienste um die Partnerschaft zwischen beiden Städten.

Leistungskatalog der Ära Dietz

Bei der Verabschiedung von Werner Dietz 1997 hatte der damalige Landesinnenminister Thomas Schäuble die Verdienste des langjährigen OB so gewürdigt: Als "erster Bürger von Lahr" habe Dietz insbesondere in den Jahren der Konversion Stadtgeschichte geschrieben. Auch die Aufgabe, die Aussiedler zu integrieren, habe der OB souverän bewältigt. Der "Leistungskatalog der Ära Dietz" könne sich sehen lassen, betonte Schäuble bei der Feierstunde.

Sein Selbstverständnis drückte Werner Dietz anlässlich seines 80. Geburtstags so aus: Er fühle sich als "Bürger unter Bürgern, dem auf Zeit eine besondere Verantwortung übertragen worden ist". Diese Zeit sei vorbei, "jetzt bin ich nur noch Bürger. In dieser Rolle fühle ich mich sehr wohl".

Nach seinem Abschied aus dem Rathaus hat sich Dietz mit Kommentaren zur Kommunalpolitik zurückgehalten. Seine für die Öffentlichkeit bestimmten Äußerungen waren eher grundsätzlicher Art. Kurz vor seinem 80. Geburtstag nannte er ein Beispiel: "Wie wird die Entwicklung sein, wenn es wirklich schwierig wird? Es fehlt auf allen Ebenen die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen", machte er deutlich. Seine ehrenamtlichen Aufgaben gab er im Lauf der Jahre Schritt für Schritt auf, so sein Mandat im Kreistag, wo er für die CDU saß, oder sein Engagement im Vorstand von Verbänden und Organisationen. Werner Dietz, der in der Nacht auf Sonntag gestorben ist, hinterlässt seine Frau Helga und die beiden Söhne Günther und Christian.

Zur Person

Werner Dietz wurde am 4. Januar 1933 in Grafenhausen geboren. Er hat in Freiburg und München Rechts- und Staatswissenschaften studiert. 1976 wurde Dietz, bis dahin Leiter des Rechts- und Ordnungsamts, Bürgermeister. 1981 wählten ihn die Lahrer im ersten Wahlgang zum Nachfolger von Oberbürgermeister Philipp Brucker. 1989 wiedergewählt, verzichtete Dietz 1997 auf eine erneute Kandidatur.