Mit einem digitalen Frühalarmsystem werden die Ruster ab Ende des Jahres über Starkregen und Überflutungen in Echtzeit informiert und vor ihnen gewarnt. Bei einer Info-Veranstaltung hat die Gemeinde die Details zur Anwendung präsentiert.
Rust - Das Interesse der Ruster an der Warnapp war sehr dürftig, nur sechs Besucher kamen neben den Mitgliedern der Verwaltung, der Feuerwehr und des Gemeinderats in die Rheingießenhalle. Bürgermeister Kai-Achim Klare war darüber sichtlich enttäuscht. Eine Informationsbroschüre im Mitteilungsblatt werde über den Sachstand informieren, kündigte Klare an.
Bei der Veranstaltung informierte Hans Junginger von der Firma Spekter aus Herzogenaurach über die geplanten Maßnahmen. Im November und Dezember des vergangenen Jahres wurde das Thema bereits in öffentlicher Sitzung vorgestellt und eine Projektstudie in Auftrag gegeben.
Zeitfaktor ist eine entscheidende Größe
Der extrem und punktuell in Rust niedergehende Starkregen vor drei Jahren führte der Gemeinde und Bürgern die Problematik vor Augen und löste zum Teil heftige Reaktionen aus. Die Überflutung von Straßen und Grundstücken sorgte damals für reichlich Unmut. Der Zeitfaktor sei eine entscheidende Größe bei der Vorsorge, sagte Junginger und führte als Beispiel die Flutkatastrophen von Braunsbach und Ahrtal an.
Mit der Erstellung von Gefahrenkarten werden hochwassergefährdete Gebiete ermittelt. Sie dienen auch als Grundlage für die Bauleitplanung der Gemeinde und für den Bau von kommunalen Schutzmaßnahmen. Die Erhöhung der Straßenkanten könne bereits ein wirksames Mittel der Vorbeugung sein. Der Einbau und die Wirksamkeit von Rückstauklappen in Gebäuden sei besonders wichtig, um Kellerüberflutungen vorzubeugen. In vielen Gebäuden seien diese nicht installiert, oder würden nicht gewartet. "Im Schadensfall kann dies zu Problemen mit den Versicherern führen", bemerkte Junginger.
Neues Frühwarnsystem warnt gezielter
Von besonderer Bedeutung für Rust seien die vorhandenen Fließgewässer Elz, Alte Elz, Bleibach und Ettenbach. Es sei wichtig zu wissen, wohin das Wasser bei Überflutungen fließt. Dies könne durch entsprechende Daten visuell dargestellt werden. Die bisherigen Warnsysteme wie der Deutsche Wetterdienst haben den Nachteil, dass sie nur großflächige Prognosen abgeben würden und punktuell nicht aussagekräftig seien. Dies führe letztlich zur Ignoranz von derartigen Prognosen, sagte Junginger. Ein weiterer Vorteil des Starkregen-Frühwarnsystems liege darin, dass gleichzeitig Verhaltenshinweise an die Ruster übermittelt würden.
Kritik an Einsatz vor drei Jahren
In der Fragerunde im Anschluss entwickelte sich eine emotionale Diskussion um den Hochwassereinsatz vor drei Jahren. Eine Familie kritisierte den Ablauf, bei dem ein Notruf nicht angemessen berücksichtigt worden sei. Bürgermeister Klare und Feuerwehrkommandant Florian Bachmann informierten darüber, dass das Einsatzgeschehen nach einer Prioritätenliste abgearbeitet worden sei und die Rettung von Menschenleben an erster Stelle stehe. Grundsätzlich sei es nicht Aufgabe der Feuerwehr, Keller auszupumpen.