Vor zehn Jahren erlebte der Zollernalbkreis einen der kältesten Februarmonate seit langem und den bis heute eisigsten seit 1986. Es war sogar so kalt, dass man zu Fuß über das Eis auf der Eyach gehen konnte.
Balingen - Seit 1979 betreibt Karl-Heinz Jetter die Heselwanger Wetterstation. Seine akribisch geführte Statistik zeigt: Der Februar vor zehn Jahren war der zweitkälteste im Raum Balingen in den vergangenen mehr als vier Jahrzehnten.
Zweimal Tiefstwert minus 19,6 Grad Celsius
Zweimal wurde an der Station in zwei Metern Höhe über dem Boden der Tiefstwert von minus 19,6 Grad Celsius gemessen. An 13 Tagen im Februar 2012 blieb das Thermometer rund um die Uhr unter null Grad – das nennen Wetterkundler einen "Eistag" – 16 am Stück, zählt man das Januarende mit. Insgesamt 22 Februartage waren "Frosttage" mit Tiefsttemperaturen unter Null.
Nachdem schon der Januar eisig geendet hatte, war besonders in der ersten Februarhälfte die Luft schneidend kalt und ließ alles erstarren. "Viel zu kalt", schrieb Jetter damals in seinem im Schwarzwälder Boten veröffentlichten Monatsbericht.
Geschlossene Eisdecke auf dem Fluss
Das hatte erkennbare und zu erlebende Folgen: Auf der Eyach, dem Fluss, der mitten durch die Große Kreisstadt fließt, bildeten sich erst Eisschollen und dann eine geschlossene Eisschicht.
Und die wurde immer dicker: Nach wenigen Tagen trauten sich die ersten Spaziergänger darauf, erst vorsichtig, dann mutiger und schließlich in Gruppen. Auch bald aufgestellte Schilder, die vor der Gefahr des Einbrechens warnten, hielten die Balinger nicht davon ab, mit Winter- und Schlittschuhen über den weißen Eispanzer zu laufen. Vereinzelt soll es sogar improvisierte Eishockey-Übungen gegeben haben, bevor ab Mitte Februar wieder allmähliches Tauwetter einsetzte.
Gefrorene Kaskaden am Zollernschloss
Ein spektakuläres Panorama bot damals das 2001 neu gebaute Stauwehr beim Balinger Zollernschloss: Das über die Kante fließende Eyachwasser erstarrte in der klirrenden Kälte zu einer übermannshohen Eiswand in malerischen Kaskaden. Profi- und Hobbyfotografen nutzten die Gelegenheit, Aufnahmen davon zu machen.
Weniger freuten sich Pendler und Einzelhandelskunden von außerhalb Balingens, die sonst ihre Autos in städtischen Tiefgaragen parken, über die Kälte: Noch mehr einheimische Wagen als in normalen Wintern waren während dieser "Eiszeit" dort dauerhaft im vergleichsweise Warmen und Trockenen abgestellt.
Auswärtigen blieb bisweilen nichts anderes übrig, als offene Stellplätze im City-Center oder beim Eyachbad zu nutzen. Selbst zur Mittagszeit herrschten dann oft Gefrierschranktemperaturen, wenn sie zur Heimfahrt wieder in ihr Auto stiegen.
Winter 1985/86 war am kältesten
Der Winter 2011/2012 war aus Sicht des Heselwanger Wetterexperten Jetter mit durchschnittlich plus 0,6 Grad allerdings kein "Superwinter" – lediglich der Februar 2012 war "recht frostig". Der kälteste Winter seit 1979 war jener von 1985/1986, mit einer Mitteltemperatur von minus 2,4 Grad Celsius.
Senden Sie uns Ihre Eis-Fotos
Sie haben beeindruckende Fotos vom eisigen Februar 2012 oder in späteren Frostwintern gemacht? Beispielsweise vom eingefrorenen Zillhausener Wasserfall? Dann senden Sie uns diese doch einfach an die E-Mail-Adresse redaktionbalingen@schwarzwaelder-bote.de, Betreff: Eis. Schreiben Sie uns auch dazu, wer das Foto gemacht hat (Vor- und Nachname), wo dieses entstanden ist und was es zeigt. Die schönsten Aufnahmen werden wir online veröffentlichen.