Die Wartezeit dürfen sich die Kundinnen im Garten bei bei einer Tasse Kaffee und Lektüre verkürzen. Inge Schnekenburger überprüft, ob bei Heike Schätzle die Farbe schon eingezogen ist. Noch warten muss Tochter Linda Schätzle. Foto: Bächle

Den Frisörsalon ins Freie verlegen, zumindest den Wartebereich: Damit punktet Inge Schnekenburger in Donaueschingen in der Coronazeit.

Donaueschingen - Denn ein Frisörbesuch ist weitaus mehr als Haare schneiden, ein Salon ist eine Wohlfühloase, ein Kommunikationszentrum, ein Ort, um sich zu entspannen. Seit Corona ist dies leider nicht mehr in diesem Sinne möglich, weshalb die Donaueschinger Frisörmeisterin Inge Schnekenburger einfach ihren Garten teilweise zu Wartezone und Wohlfühlplätzchen umgewidmet hat.

Wer in Inges Frisier-Laden Platz nimmt, dem fällt sofort der Garten auf. Ein roter großer Sonnenschirm steht dort; auf einem Holztisch stehen immer frische Blumen, auf den modernen Holzstühlen liegen passend rote Kissen. Ringsum leuchten die vielen Blumen in den unterschiedlichen Farben. "Dies ist das Werk von Helga Keller, die die Blumen pflegt", informiert Schnekenburger. Lange bleibt der Garten nicht leer, denn nach und nach kommen die Damen, um hier die Wartezeit zu verbringen. "Nur gut, dass wir hier im Hinterhof sind", erklärt Heike Schätzle aus Aasen.

Kunden werden auf die 3G-Regeln geprüft

Der Anblick der Damen mit ihrer Alufolie oder dem Handtuch auf dem Kopf ist für Außenstehende sicherlich amüsant. Mancher Herr im Salon blickt durch die Fensterfront in den Garten und wäre sicherlich gerne bei der Warterunde mit dabei. Doch bei den Herren geht es eben meist schneller: Waschen, Schneiden und Föhnen ist hier angesagt, vielleicht noch den Bart etwas stutzen.

Bei den Damen geht es im Gegensatz dazu schon wesentlich länger. Färben, Tönen, Strähnchen, das dauert schon seine Zeit, wenn sich die Kundin noch für das derzeitige angesagteste Beautyprodukt aus den USA entscheidet, um das gefärbte oder blondierte Haar wieder zu reparieren oder bis in die Tiefe zu pflegen, dann verlängert sich die Zeit im Garten.

Doch bei Inge Schnekenburger ist das nicht schlimm, denn die Chefin und ihr Team servieren draußen Kaffee und Wasser, dort können die Kunden in den Zeitschriften blättern oder miteinander reden. Langeweile kommt nicht auf und das Lachen ist oft bis in den Salon zu hören, denn die Maske darf im Freien auch abgelegt werden.

Ohnehin werden alle Kunden auf die 3G-Regeln geprüft: Sie müssen nachweislich geimpft, genesen oder getestet sein. Probleme, so erzählt Frisörmeisterin Inge Schnekenburger, gäbe es derzeit überhaupt nicht. Die meisten Kunden zückten ihre Handys schon beim Eintritt in das Geschäft. Rund 90 Prozent ihrer Kunden sind Stammkunden und die freuen sich einfach nur, regelmäßig zum Frisör gehen zu können.

Das Testen erfolgt vor Ort, vor den Augen der Saloninhaberin: "Die Corona-Regeln müssen eingehalten werden, gerade in einem so sensiblen Bereich wie hier", davon ist man in Donaueschingen überzeugt. So wird auch nur jeder zweite Platz der insgesamt 13 Plätze belegt.

Wie es allerdings sein wird, wenn die Nichtgeimpften ihre Tests selbst bezahlen müssen, wird sich zeigen. "Natürlich hoffen wir, dass es nicht wieder einen solchen Einschnitt geben wird", so Inge Schnekenburger. Finanziell musste sie ordentlich in die geplante Ruhestandskasse greifen, um zu überleben, und auch der Kontakt zu den Kunden habe ihr sehr gefehlt.

Im Lockdown Azubis für Prüfung fit gemacht

Seit 25 Jahren ist die 57-jährige Inge Schnekenburger im Prüfungsausschuss und in der Vorstandschaft der Friseurinnung der Region. So nutzte sie den Lockdown, um die Auszubildenden auf ihre Prüfungen vorzubereiten. Für sie ist es selbstverständlich, den Beruf – für Inge Schnekenburger ist Frisörin ihre Berufung – an junge Menschen weiterzugeben. Allerdings kämpft auch sie gegen den Azubi-Mangel an. Praktikumsplätze seien oft der Schlüssel für die Auszubildenden.

Neben einer umfangreichen Ausbildung im Frisörhandwerk, mit modernem Equipment und Know-how gehören auch ein gutes Betriebsklima dazu, um junge Menschen für das Handwerk zu gewinnen. So wundert es nicht, dass man in der Mittagspause das gesamte Team im Garten wiederfindet.

Vor genau 30 Jahren hat Inge Schnekenburger sich den Traum eines eigenen Frisörsalons in Donaueschingen in der Max-Egon-Straße erfüllt. Nach der Lehre, die sie damals bei Ellen Rieger absolviert hatte, und mehreren Jahren im Salon bei Christa Wetzel, legte sie 1989 die Meisterprüfung ab. Unterstützt von ihrem Ehemann Uwe hat sie den zwei Jahre später folgenden Schritt in die Selbstständigkeit nie bereut.

Heute gehören dem Team fünf Personen an. Wichtig sei, sich den neuen Trends und Erfahrungen zu stellen, damit die Vielfalt im Frisörhandwerk überall Einzug halten möge, ist sie überzeugt.