Friseurmeister Marco Giammarino in seinem Hüfinger Salon. Foto: Singler

Es sind bange Stunden für Marco Giammarino. Denn als Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten am Mittwoch, 10. Februar, über das weitere Corona-Vorgehen diskutieren, geht es für den Friseurmeister aus Hüfingen um nicht weniger als seine Existenz.

Hüfingen/Bräunlingen - Tags zuvor berichtet der 41-Jährige, dass sich bei ihm mit fortschreitender Dauer des Lockdowns immer mehr Existenzängste bei ihm breitmachen.

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"Wenn es noch länger geht, dann schließe ich meinen Laden vielleicht für immer", lautet seine klare Aussage. "Man sollte uns arbeiten lassen. Wir sind kein Infektionsherd und haben die Hygienemaßstäbe schon nach dem ersten Lockdown hochgesetzt."

Dann aber verkündet die Politik: Friseure dürfen ab dem 1. März wieder öffnen. Und Giammarino atmet erst einmal kräftig durch: "Ich mache weiter. Die restliche Zeit kann ich noch überstehen, das ist absehbar", sagt er. Doch wie ernst die Lage war, erzählt er ebenfalls: "Ich war kurz davor, meine Selbstständigkeit aufzugeben. Und hatte mich sogar schon informiert, was ich machen kann. Ich hätte eine Lehre als Industriekaufmann angefangen." Zu viel Unsicherheit, eine schier nicht enden wollende Schließungszeit seines Ladens und fehlende Planbarkeit: Das sei in Summe einfach zu viel gewesen für den Deutsch-Italiener.

Doch seinen Beruf, den Giammarino laut eigener Aussage vielmehr Berufung nennt, muss er nun nicht aufgeben. "Ich liebe meinen Beruf und mag alles daran. Schon als kleiner Knirps wollte ich Friseur werden."

1995 hatte der Friseurmeister seine Ausbildung begonnen. Seit dem Jahr 2005 ist er selbstständig.

Resonanz überwältigt

Ab 2012 hatte er in Donaueschingen gearbeitet, jetzt ist er seit vergangenem Dezember in Hüfingen mit einem eigenen Salon vertreten. Und das direkt unter härtesten Bedingungen: "Ich hatte zwei Wochen auf, dann kam der Lockdown. Dennoch fühle ich mich in Hüfingen sehr wohl, zahle außerdem viel weniger Miete als vorher."

Noch am Mittwochabend schaltet der Hüfinger das Telefon in seinem Geschäft frei, sagt er. "Wir werden überrannt, das ist der Hammer", erzählt er. Die Resonanz der Kunden sei überwältigend. Arbeit scheint es demnächst also genug zu geben. Deshalb würden alle Teilzeitkräfte ab März voll tätig sein; zudem möchte Giammarino die Kurzarbeit seiner sechs Mitarbeiter, die Mitte Dezember begonnen habe, aufheben. Der Saloninhaber rechnet zu Beginn mit arbeitsreichen Tagen.

Um sich über Wasser zu halten, ist der Deutsch-Italiener noch ein paar Tage lang in der Bräunlinger Firma Titec Temperaturmesstechnik tätig. Dort arbeitete er bereits im ersten Lockdown, sagt er. "Der Kontakt kam über den Geschäftsführer Oliver Tomasev zustande, der mein Kunde ist. Ich habe ihn gefragt, ob er Arbeit für mich hat. Dann hat er mich eingestellt, damit ich meinen Lebensunterhalt aufbessern kann." Für die Hilfe ist er sehr dankbar. Seine Zeit in der Produktionsabteilung der Firma endet in Kürze. Denn Giammarino möchte sich in seinem Salon auf den bald beginnenden Trubel vorbereiten.

Trotz aller Freude über seine eigene Situation hat der Haarexperte Mitleid mit anderen Branchen, die weiterhin nicht öffnen dürfen. Das könne er nicht so richtig nachvollziehen.

Während der Schließungszeit sei Marco Giammarino lediglich im Laden, um nach der Post zu sehen und ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Oder um etwas zu überprüfen.

Er will mutig bleiben

Trotz der langwierigen Krise will er mutig bleiben, für seine Selbstständigkeit kämpfen und die Hoffnung nicht verlieren. Dennoch ist er davon überzeugt: "Ich weiß, dass es noch einen dritten Lockdown geben wird." Ob sein Arbeitsweg dann zeitweise wieder in eine Firma statt in den eigenen Friseursalon führen würde? Wer weiß.

Noch sind Friseurgeschäfte geschlossen. Und das seit Mitte Dezember. Weil die Mähne seitdem immer länger wird, fragen sich nicht wenige: Was tun mit der Frisur? Von Familienmitgliedern oder Freunden solle man sich nur die Haare schneiden lassen, wenn man ihnen das auch zutraut, sagt Marco Giammarino. "Es kommt immer darauf an, wer es macht." Was man dagegen auf keinen Fall machen solle, ist sich allein die Haare zu färben.