Nach seiner Rückkehr von seiner siebenmonatigen Seereise hatte Luis Wälde (rechts) nicht nur seinem Vater Alexander Wälde und den Kunden viel zu erzählen. Foto: Lothar Schwark

Mittelmeer und Karibik – der Freudenstädter Friseurmeister Luis Wälde hat das Leben im Schwarzwald und damit auch die Arbeit im familieneigenen Salon für sieben Monate mit dem auf hoher See getauscht.

Den Hauch der weiten Welt erlebte Luis Wälde bei einer siebenmonatigen Arbeitsreise auf dem Kreuzfahrtschiff „Mein Schiff 2“ der Reederei TUI Cruises. Auf dem 316 Meter langen Schiff haben bis zu 2894 Passagiere Platz. Rund 1000 Crewmitglieder arbeiten auf dem Schiff.

 

Wälde hatte im Dezember 2022 im Alter von 18 Jahren seine Meisterprüfung im Friseurhandwerk abgelegt. Damals war er einer der jüngsten Friseurmeister in Deutschland. Bereits im November 2021 hat der heute 20-Jährige während seiner Lehre in Irland weitere Erfahrungen in seinem Beruf gesammelt. Auf die Idee, auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten, hat ihn seine Mutter Rosa Wälde gebracht, nachdem sie eine Annonce der Reederei entdeckt hatte.

Das könnte etwas für ihn sein, dachte Luis Wälde und bewarb sich im September 2023 für die Arbeit als Friseur auf einem Kreuzfahrtschiff. Nachdem die Frage geklärt war, zu welcher Zeit, und dem Okay der Reederei bekam Wälde zahlreiche Dokumente zugeschickt. Gefragt waren der berufliche Werdegang und der Meisterbrief. Alles musste digital erfasst werden. Per Online-Video bekam Wälde vorab Einblicke zum Leben auf dem Schiff, unter anderem mit einem Sicherheitstraining.

Umfangreiche Vorbereitung

Wichtig waren zudem medizinische Unterlagen. Und da es auch in die Karibik ging, musste sich Wälde einer Gelbfieber-Impfung unterziehen. Um das Seefahrerzeugnis zu erhalten, war in Ludwigsburg eine Untersuchung bei einem spezialisierten Arzt notwendig. Zudem musste Wälde sich bei der amerikanischen Botschaft in Frankfurt am Main ein amerikanisches Arbeitsvisum besorgen.

Im Februar 2024 war er mit allen Dokumenten durch. Und so heuerte Wälde am 11. Juni in Palma de Mallorca auf „Mein Schiff 2“ an. Das Kreuzfahrtschiff wurde bis zum 10. Januar diesen Jahres zu seinem Lebensmittelpunkt.

Zunächst wurde Wälde bei einer Führung mit den wesentlichen Bereichen des Schiffs vertraut gemacht. Es folgten Sicherheitstrainings, die mit einem Zertifikat bestätigt wurden. Nach 14 Tagen Eingewöhnung stellte sich der normale Arbeitstag ein.

Luis Wälde unterwegs bei einem Landgang, im Hintergrund „Mein Schiff 2“ Foto: Wälde

Freie Tage oder Urlaub gab es in den sieben Monaten an Bord nicht. Das sei für die Seefahrer aber normal, so der 20-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. Gearbeitet wurde in zwei Schichten – eine Frühschicht von 8 bis 12.30 und von 17 bis 20 Uhr, die zweite Schicht von 12.30 bis 17 Uhr und von 18 bis 20 Uhr.

Im Friseursalon teilten sich vier Friseure die Arbeit. An Hafentagen wurde acht bis neun Stunden gearbeitet, an Seetagen waren es schon mal bis zu elf Stunden. Die Pausen konnten an Hafentagen genutzt werden, um Landgänge zu unternehmen. In seiner Freizeit habe er sich auf dem Schiff frei bewegen können.

Ab in die Karibik

Bis zum 21. Oktober war „Mein Schiff 2“ im westlichen Mittelmeer unterwegs. Dann folgten sechs Seetage in die Karibik. Dort lernte Wälde Destinationen wie Barbados, St. Martin, die Dominikanische Republik und Martinique kennen. Bei einer Katamaran-Fahrt in St. Lucia begeisterten ihn die weißen Strände und das türkisfarbene Meer.

Bei seiner Arbeit sammelte der Freudenstädter viele berufliche und menschliche Erfahrungen. Auch den einen oder anderen Schwaben traf er an Bord. „Die Kollegen waren nett und freundlich. Wir waren wie eine große Familie“, erzählt Luis Wälde. Daraus seien auch neue Freundschaften entstanden.

Kälteschock in Stuttgart

Nach dem Rückflug von Santo Domingo über New York und Amsterdam gab es für Wälde bei der Ankunft in Stuttgart erst einmal einen Kälteschock.

Seit dem 28. Januar arbeitet Luis Wälde nun wieder im elterlichen Betrieb von Alexander Wälde. Damit setzt Luis Wälde die Familientradition an der Seite seiner Eltern fort. Denn schon Großvater Rolf und Großmutter Hortensia führten auf dem Kniebis einen Friseursalon.