Frischer Nachwuchs bei den Wildschweinen im Wildgehege Natzental. Foto: Amelie Hirt

Im Wildgehege Natzental kommt wieder Leben auf und sorgt für Unterhaltung bei den Zaungästen. Doch außer „Süße Tierchen beobachten“ scheint noch viel mehr dahinter zu stecken.

Ob groß oder klein – in stillem Verzücken hält jeder, der vorbei kommt, inne und bewundert die kleinen borstigen Energiebündel. Denn auch dieses Jahr ist es wieder so weit: Die Wildschweine im Wildgehege Natzental haben Nachwuchs bekommen.

 

Bisher sind die Kleinen zu viert und schätzungsweise zwei Wochen alt. Zu welchem genauen Zeitpunkt die Frischlinge zur Welt gekommen sind, lasse sich allerdings nicht genau sagen, verrät Roland Brauner, stellvertretender Leiter des Forstamtes Villingen-Schwenningen. Da sich das aggressive Mutterschwein erst nach einigen Tagen mit ihren Jungen zeigen würde. Zuerst jedoch würde sich die Bache außer Sichtweite in kleine Höhlen zurückziehen, wo sie ihre Jungen gebärt beziehungsweise in Jägersprache „frischt“.

Streithähne unter den Schweinen

Aktuell sei das Wildgehege Heimat von sieben Bachen, den vier Frischlingen, bisher noch unbekannten Geschlechts und zwei Keilern, den männlichen Wildschweinen.

Der Forstexperte erklärt, dass während die Bachen und Jungtiere in Rotten gruppiert, die Keiler als rivalisierende Einzelgänger unterwegs seien. Die ausgewachsenen Männchen benötigen daher genügend Freiraum, wobei sie sich diesen in freier Wildbahn einfach suchen; schwieriger stellt sich dies hingegen im begrenzten Gehege dar. Aus diesem Grund würden derzeitige Nachkommen, welche als Keiler identifiziert werden, als „Nachahmung der natürlichen Regulierung“ rausgenommen werden, so Brauner.

Um das Leben der Wildschweine aber überhaupt erst so detailliert miterleben zu können, braucht es hingegen vor allem eines: ein Wildgehege.

Wildgehege in Villingen und Schwenningen

Ob Damwild in Villingen, oder Rot – und Schwarzwild in Schwenningen – hier in Villingen-Schwenningen hat man die Qual der Wahl sich bei einem Sonntagsausflug mit der Familie für eines der drei Wildgehege zu entscheiden.

Die Wildgehege im Natzental gebe es schon so lange, „daran kann sich kein Förster mehr erinnern“, erzählt Roland Brauner. Damals sei sogar die Schwenninger Möglingshöhe als möglicher Standort zur Debatte gestanden, wurde aber aufgrund der Nähe zu den Menschen als ungeeignet deklariert.

Natzental – Den Waldtieren auf der Spur

Heute kann die ganze Familie Rotwild und Wildschweine, unter Jägern das Schwarzwild, im Natzental bestaunen. Die Wildgehege bestünden nicht zur Fleischzucht, sondern ausschließlich für die Bevölkerung, um das Leben dieser Waldbewohner sichtbar und mit den eigenen fünf Sinnen erlebbar zu machen.

Der Forstexperte macht deutlich, dass dieses Angebot gerade heutzutage von enormer Wichtigkeit ist – in einer Zeit, in der manche denken „Rehe sind die Kinder von Hirschen... “

„Natürlich“ ist nicht mehr selbstverständlich

Jene Aussage, fernab der Realität sei leider kein Einzelfall in einer Gesellschaft, in welcher „Themen wie die KI wichtiger denn je werden“ und man sich von natürlichen Prozessen immer weiter entferne, denn alle „wollen einen Holztisch, aber kein Baum darf dafür gefällt werden“, sagt der Forstbeamte. Um diesem Trend entgegenzuwirken, brauche es diese Wildgehege als direkte Berührungspunkte zwischen Mensch und Natur. Aber auch Angebote wie Waldpädagogik, Öffentlichkeitsarbeit und Führungen des Forstamtes trügen dazu bei, natürliche Zusammenhänge näher zu bringen, zu sensibilisieren und für Verständnis zu sorgen.

Hierbei sei es auch zweitrangig, dass gerade die Wildgehege wirtschaftlich wenig lukrativ sind, da sich sogar die Bevölkerung gegen Sparmaßnahmen in diesem Bereich ausspreche – ein echtes Zeichen des Erfolgs für das Naherholungsgebiet Natzental.

Denn die uralten Wildgehege sind insbesondere heute bedeutender denn je und die süßen Frischlinge mehr als nur putzig.