Ratlos: Göppingens Trainer Magnus Andersson (li.). Foto: Baumann

Den Absturz von Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen muss erst einmal jemand nachmachen: Nach nur fünf Spieltagen gibt es gefühlt schon hundert Fragen. Die wichtigste lautet: Kann das mit Trainer Magnus Andersson noch gutgehen? Die Antwort: Eher nicht.

Göppingen - Magnus Andersson hat viel Zeit, sich mit der vertrackten Situation in seiner Mannschaft auseinanderzusetzen: Seit Sommer ist seine Ehefrau Ulrika samt Pferd und Hund aus beruflichen Gründen nach Schweden zurückgekehrt. Nach nur einem Sieg aus fünf Spielen gegen Teams aus dem hinteren Tabellendrittel und der peinlichen 21:23-Derbypleite gegen den TVB 1898 Stuttgart verdichten sich die Anzeichen immer mehr: Das Familienoberhaupt könnte schon bald folgen. Denn Anderssons Zeit bei Frisch Auf Göppingen scheint abzulaufen.

„Über meine sportliche Zukunft müssen andere Leute entscheiden“, sagte der 51-Jährige am Montag auf die Frage, ob er an diesem Sonntag (12.30 Uhr) im Spiel beim TV Hüttenberg noch in Amt und Würden sein wird. Dann fügte er hinzu: „Es muss etwas passieren, aber ich habe nicht die richtige Antwort parat.“ Ratlos gab sich schon am Sonntag die Führungsriege, von der Geschäftsführer Gerd Hofele in Kur ist und am Montag nur Aufsichtsratschef Ulrich Weiß zu erreichen war. Mehr als ein „kein Kommentar“ zur Trainerfrage war ihm nicht zu entlocken.

Glaube an die Wende bröckelt

Während es die Mannschaft am Montag nach dem Krafttraining im Olympiastützpunkt Stuttgart zum Tag des Handballs auf den Wasen zog, konferierten die Herren des Kontrollgremiums mit Geschäftsführung und dem Sportlichen Leiter Christian Schöne. Die Ersthelfer des württembergischen Traditionsclubs graben tief in ihren Notfallkoffern. Und wie es scheint, ist die Erkenntnis gereift, dass dem ehemaligen Weltklasse-Spielmacher nicht mehr zugetraut wird, den Patienten Frisch Auf zu kurieren. Auch der Glaube in der Mannschaft auf eine Wende in der aktuellen Konstellation bröckelt, bei der wütenden Göppinger Fan-Gemeinde ist er schon lange weg.

Andersson ist ein stiller Typ, der niemand etwas Böses will. Er legt viel Wert auf Eigenverantwortung. Er lässt Dinge lieber laufen. Das wäre ihm fast schon im Vorjahr zum Verhängnis geworden. Nach dem enttäuschenden zehnten Platz und 27:41 Punkten in der Liga rettete ihn nur die völlig überraschende EHF-Pokal-Titelverteidigung vor der vorzeitigen Beendigung seines bis 30. Juni 2018 laufenden Arbeitsverhältnisses. Gut möglich, dass nun wieder die Liste aus der Schublade geholt wird – mit Kandidaten, die auch knallhart durchgreifen können. Es gehört zum Geschäft, dass unabhängig von dieser Facette des Anforderungsprofils, nicht erst seit gestern über Namen spekuliert wird: Dazu gehören Rolf Brack, Martin Schwalb, Emir Kurtagic, Markus Gaugisch oder auch Jens Bürkle, der bei der TSV Hannover-Burgdorf im Sommer beurlaubt wurde und zuletzt beim FC Barcelona hospitierte.