Velimir Petkovic ist seit 2020 Trainer der russischen Handball-Nationalmannschaft. Foto: mago/Marco Wolf

Velimir Petkovic trainierte sechs Jahre lang die HSG Wetzlar, über neun Jahre Frisch Auf Göppingen. Am Sonntag treffen die Handball-Bundesligisten aufeinander. Der Trainer der russischen Nationalmannschaft spricht über die Clubs und seine persönliche Lage.

An diesem Sonntag (16.30 Uhr) spielt Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen (3:5 Punkte) bei Schlusslicht HSG Wetzlar (0:8 Punkte). Velimir Petkovic wird das Duell seiner ehemaligen Vereine von Moskau aus aufmerksam verfolgen.

 

Herr Petkovic, wie geht’s Ihnen?

Insgesamt sehr gut, nur der Rücken zwickt etwas, aber die Behandlung hier in Moskau schlägt gut an.

Werden Sie die Partie Ihrer beiden Ex-Clubs am Sonntag aus der Ferne verfolgen?

Auf alle Fälle. Bisher hatte ich kein Dyn-Media, aber das wird sich bis Sonntag ändern. Dieses Spiel muss ich unbedingt schauen. Das sind die beiden Vereine in Deutschland, bei denen ich am längsten gearbeitet habe, die mir am meisten ans Herz gewachsen sind.

Der Start verlief nicht berauschend?

Also die 0:8 Punkte von Wetzlar sind eine Katastrophe, die HSG wird bis zum Ende gegen den Abstieg kämpfen. Frisch Auf hat zuletzt einen wichtigen Sieg gegen den VfL Gummersbach eingefahren. Die Göppinger, mit meinem Freund Markus Baur als Coach, haben jetzt 3:5 Punkte, da ist es noch zu früh zu sagen, wohin die Reise geht.

Die HSG Wetzlar hatte vor der Saison mit Ihnen über ein Engagement gesprochen. Warum hat es nicht geklappt?

Es stimmt, dass es Gespräche gab. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Ihre russische Nationalmannschaft ist von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. Wie gehen Sie damit um?

Wir trainieren viel. Im Dezember sind wir für sieben Tage zum Trainieren und für Testspiele in Katar. Im Januar findet bei uns in Moskau ein Turnier mit Bahrein, Marokko, Iran und Weißrussland statt.

Sie haben nach wie vor keine moralischen Bedenken die russische Auswahl zu trainieren?

Nein, ich bin Handballer, die Handballer liegen mir am Herzen. Warum sollen wir Sportler Probleme lösen, die die Politik nicht lösen kann?

Sehen Sie eine Perspektive, wieder an internationalen Wettbewerben teilnehmen zu können?

Der internationale Handballverband hat vorgeschlagen, dass wir im Januar 2024 ein Spiel gegen Weißrussland bestreiten sollen, der Sieger soll weiter im Rennen sein um die Qualifikation die WM 2025 . Mein weißrussischer Kollege Juri Shewzow und ich wissen nicht so recht, was wir davon halten sollen. Vielleicht ist das nur eine Schikane.

Wie ist das Leben in Moskau?

Es herrscht Normalität – wie ich sie in der russischen Hauptstadt anders nicht erlebt habe. Ich habe den Eindruck, es kommen wieder mehr Touristen aus China und Japan ins Land.

Ihr Vertrag läuft im Sommer 2024 aus. Wie geht’s weiter?

Der russische Handball-Präsident sagte im Fernsehen, dass er mit mir verlängern will. Aber es gab noch keine Gespräche. Ohne offizielle internationale Spiele fehlt mir schon etwas, ich brauche das Adrenalin. Von daher, schauen wir mal. Ich fühle mich mit meinen 67 jedenfalls noch fit und habe viel Energie.

Wie geht das Duell Wetzlar gegen Göppingen aus?

Ich tippe auf ein Unentschieden. Damit könnte auch ich ganz gut leben.