Auch die Essensausgabe ist eine Aufgabe der Pfleger: Charlotte Schubnell (von links), Peter Weiß MdB und Hartmut von Schöning hospitierten gemeinsam im Emmaus in Oberweier. Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Soziales: Bundestagsabgeordneter Peter Weiß arbeitet einen Tag im "Emmaus" in Oberweier mit

Was steckt alles hinter der Pflege? Bundestagsabgeordneter Peter Weiß, der Vorsitzende des evangelisches Stifts, Hartmut von Schöning, und die Vorsitzende des Freundeskreises Emmaus, Charlotte Schubnell, haben sich den Alltag einmal angesehen.

Oberweier. Pflegekraft Nathalie Goerke bringt den Speisewagen. Während Peter Weiß, MdB das Pilzragout schöpft, bringt Hartmut von Schöning, Vorsitzender des evangelischen Stifts, die Teller an den Tisch. Charlotte Schubnell, Vorsitzende des Freundeskreises Emmaus, schneidet für eine Bewohnerin das Essen in mundgerechte Stücke. Alle drei haben sich zur Hospitation im neuen Emmaus in Oberweier angemeldet und sich sechs Stunden eingebracht. Als am 8. Februar 2019 die offizielle Übergabe des neuen "Emmaus" in Oberweier gefeiert wurde, stand die Einladung zur Hospitation im Raum. Gestern, Mittwoch, war es so weit und Peter Weiß hatte sich den kompletten Tag frei genommen

"Wir sollen etwas arbeiten, hat es geheißen", sagte Weiß und marschierte in weißem Arbeitshemd Richtung zweites Obergeschoss. Dort war das Dreierteam den Pflegekräften zugeteilt. Bevor jedoch der Tisch gedeckt, das Essen ausgegeben, große Stücke mundgerecht zerkleinert wurden, gab es eine Gesprächsrunde, in der über offene Fragen und Wünsche aus der Pflege an die Politik gesprochen wurde: Nicht in Ordnung finde von Schöning die neue Landesheimbauverordnung, die die meisten Pflegeeinrichtungen zum Neubau gezwungen hat. Gleichzeitig würden die Einrichtungen mit dem hohen Kostenaufwand alleine gelassen. Mit der Verordnung kam 2010 die Aussetzung der Heimbauförderung: Die Bewohner würden einen Aufschlag von gut 500 Euro mehr zahlen. "Weil viele freie Träger mittlerweile in den Bau von Pflegeeinrichtungen eingestiegen sind, zog sich das Land aus den Investitionskosten zurück", erklärte Weiß. Dass es in den Pflegeheimen keine Doppelzimmerbelegung mehr gibt, davon sei auch Weiß kein Freund. Pflegedienstleiterin Beate Patzak bestätigte: "Nicht jeder Heimbewohner möchte alleine im Zimmer leben." Von Schöning forderte auch, die Pflegeversicherungen mit Zuschüssen anzupassen, damit der Eigenanteil bei Erhöhung von Pflegekosten für den Bewohner stabil bleibe. "Lohnerhöhungen treffen vor allem zuerst die Bewohner", stellte der CDU-Bundestagsabgeordnete fest. Vorgeschlagen werde, dass künftig bei Erhöhungen des Pflegesatzes oder der Personalkosten diese über die Pflegeversicherung gedeckelt seien. Außerdem sei ein Freibetrag in Höhe von 100 000 Euro für Familienangehörige vorgesehen. Teilweise gehe für den Heimaufenthalt das gesamte Ersparte drauf. Wer jedoch in seinem Leben nichts fürs Alter erspart habe, erfahre die gleiche Leistung mit Einzelzimmer. In der Gesprächsrunde waren sich alle einig: "Ein Heimaufenthalt muss für alle bezahlbar sein."

Im Jahr 1975 wurde das alte Emmaus in Oberweier gebaut. 2009 ist die neue Landesheimbauverordnung in Kraft getreten, die Einzelzimmerbelegung in Pflegeeinrichtungen vorschreibt. Somit musste eine neues Pflegeheim gebaut werden. Die Investitionssumme betrug 9,5 Millionen Euro. Das Haus bietet 75 Kurzzeit- und stationäre Pflegeplätze.