Der Abriss der ehemaligen Gaststätte am Bahnhof in Friesenheim ist so gut wie abgeschlossen. Foto: Bohnert-Seidel

Umbau: Regenwasser entlang der Gleise wird in Gräben geleitet

Friesenheim - Die alte Bahnhofsgaststätte steht nicht mehr. Das Gebäude wurde innerhlab eines Monats abgerissen. Nun soll in diesem Bereich ein Regenrückhaltebecken entstehen.

Die alte Bahnhofsgaststätte ist Geschichte. "Im Zuge des Ausbaus der Rheintalbahn sieht die Bahn vor, auf der freiwerdenden Fläche Regenrückhaltebecken anzulegen", heißt es von der Pressestelle der Deutschen Bahn auf Nachfrage der Lahrer Zeitung. Das geplante Regenrückhaltebecken stehe im Zusammenhang mit dem Ausbau der gesamten Strecke und diene dazu, anfallendes Regenwasser der Gleisanlagen und Verkehrsflächen aufzunehmen. "Die Entwässerung der Bahnanlagen erfolgt entlang der freien Strecke über Bahngräben oder Tiefenentwässerungen", so die Pressestelle. Das anfallende Niederschlagswasser werde über Regenrückhaltebecken zunächst gesammelt und dann kontrolliert einem offenen Gewässer zugeführt. Das nächste offene Gewässer am Bahnhof ist der Friesenheimer Dorfbach, der nördlich des Grundstücks in der Verdohlung unterhalb der Straße "Am Bahnhof" verläuft und in das Gewässer Richtung Schutter führt.

Seit 20 Jahren gehört der Bahn das Gelände

Ein Bagger thront derzeit auf dem ehemaligen Mauerwerk: Dass sich etwas auf dem Gelände der alten Bahnhofsgaststätte tut, ließ sich über der Rheintalbrücke in den vergangenen Wochen gut mitverfolgen. Stück für Stück haben Mitarbeiter eines Abbruchunternehmens das Gebäude von oben nach unten abgetragen. Einige Tage brauchte es allein, um sämtliches Kabelwerk, Metall und alte Fußböden zu entfernen. Dass die Einsturzgefahr gegeben war, bestätigte sich im Inneren. Die Decke zum ersten Obergeschoss war bereits über dem ehemaligen Erker durchgebrochen. Das Dach war undicht und der Regen hat über das Haus eine Dunstglocke aus Moder gelegt.

Über viele Jahre hat dieses alte historische Gebäude das Ortsbild am Bahnhof geprägt. Grund für den Abriss war die Baufälligkeit des gesamten Komplexes. Seit 20 Jahren befindet sich das alte Gasthaus mit dem Grundstück im Eigentum der Deutschen Bahn. Bereits im Februar dieses Jahres musste die mehr als 100 Jahre alte Platane vor der Wirtschaft weichen. Sie war von innen her vom Pilz zerfressen und befallen. Die Verkehrssicherungspflicht hat den Ausschlag gegeben. Mit der Platane sind auch einige Fichten vor der alten Bahnhofsgaststätte gefällt worden. Seit Juli 2021 ist ein Abrissunternehmen auf der Fläche tätig. Im Zeitraum von vier Wochen war die alte Bahnhofsgaststätte, die um 1900 erbaut worden ist, Geschichte.

Um 1900 wurde für die Zugreisenden und die Bevölkerung aus Friesenheim, Schuttern und Umgebung eine erste Bahnhofsgaststätte "Restauration Finner" errichtet. Wenige Jahre später wurde das Gasthaus von Ernst Lembke aus Efringen-Kirchen übernommen. Das Gebäude erfuhr eine Erweiterung und Aufstockung. Entstanden ist das "Gasthaus Zum Bahnhof" mit Fremdenzimmer. Tochter Hermine Lydia Lembke wurde im Jahr 1907 geboren und half fleißig mit. Im Jahr 1940 heiratete Hermine Lydia Lembke Gottfried Seiz, der jedoch im Zweiten Weltkriegs ums Leben kam. Tochter Friederike unterstützte ihre Mutter im Betrieb. Bis in die 1970er-Jahre war "die Lydia", wie sie von Gästen und Nachbarn genannt wurde, die gute Seele des Hauses. Bekannt war ihre Küche für die Schnitzel und Steaks. Viele Jahre stand dann das Gebäude leer. Die Bahn hat das Gebäude dann vor 20 Jahren von der früheren Eigentümerin erworben.