Wie familiär es auf einem der größten Motorradtreffen in der Region zugeht, zeigte Patrick Ehret mit seiner kleinen Tochter Tessa. Für Biker-Nachwuchs ist also gesorgt. Foto: Bohnert-Seidel

Veranstalter ernten Lob für das Motorradtreffen in Oberschopfheim / Ärger um zerstörte Absperrung

Auf der Lendersbachwiese in Oberschopfheim haben sich zum 43. Mal Motorradfahrer getroffen. Viele kommen schon seit 40 Jahren und nehmen teilweise lange Anreisen in Kauf.

Oberschopfheim. Der Cruiser-Club Oberschopfheim – das sind sattelfeste Männer, die sich bei Kaiserwetter den Wind auf ihren Motorrädern um die Nasen wehen lassen. Mit gehörigem Sitzfleisch zählt der Cruiser-Club zu den wirklich treuen Oberschopfheimer Gästen beim 43. Motorradtreffen, das am Wochenende auf der Lendersbachwiese stattfand.

Dass die Biker mit Silberschweif im Haar am Samstagabend ganz ohne ihre heißen Öfen auf der Wiese aufkreuzten, hatte wohl auch etwas mit der Regenwetterlage zu tun. Chromblitzend standen ihre Maschinen wohl in Garagen oder Schuppen. Der Duft von Motorenöl, altem Leder, Camping-Atmosphäre, das gehört einmal im Jahr zu einem richtigen Bikerleben.

"40 Jahre komme ich schon hierher", sagt Erhard Weber aus Radolfzell. Vor 40 Jahren hat er sich seine Zündapp gekauft und damit war für ihn der Weg zum Lendersbachtreffen frei. 150 Kilometer legt er jährlich nach Oberschopfheim zurück. Mit ihrem Baujahr 1937 war die Zündapp mit der Weber bereits 55 000 Kilometer zurückgelegt hat, der Oldie unter den Motoröfen. Im Gepäck hatte er nicht etwa seine bessere Hälfte sondern zwei Ersatzteile – eine Dichtung und einen Kupplungszug. Wer so mit seiner Maschine eins ist, kennt weder Regen noch Katzenhagel. "Immer schon bin ich dabei. Ein besseres Treffen gibt es nicht", sagt der Mann in Gummistiefel und Regenjacke. Mit einem vertrauten Grinsen begrüßte Cony Frtischi seinen alten Kollegen aus der Bodensee-Region.

Auch mit 65 oder 70 Jahren reicht den Bikern das Zelt noch immer vollkommen zur Nachtruhe aus. Auf gegenseitige Bewunderung stoßen die auf Hochglanz polierten Maschinen. Das Motorradtreffen in Oberschopfheim zählt für Fritschi zu den letzten wirklich und wahrhaften Festen, die nur die Sprache der Freundschaft und des gegenseitigen Verständnisses kennen. Mögen manche Armlängen noch so wild tätowiert sein, Lederjacken ihre eigenen Cruiser-Geschichten erzählen, Muskelpakete ihre kargen Pferdeschwänze sanft zurechtrücken, dieses Fest ist so legendär, wie seine Organisatoren.

Eigentlich dürften die beiden Vorsitzenden Harald Ziegler und Martin Ehret gar nicht mehr gerade gehen, so oft wurde ihnen aus Dankbarkeit auf die Schulter geklopft. Verärgert war Ziegler jedoch über die Leichtigkeit, mit der Freitagnacht Unbekannte eine Absperrung zerstörten. Den Schaden schätzt er auf knapp 750 Euro. Die Schranken sind eine Leihgabe der Gemeinde Friesenheim.

INFO

Zelt statt Motor

Das Motorradtreffen am Waldrand in Oberschopfheim zählt zu den wenigen verbliebenen traditionellen Zeltfesten in der Region. Drei Tage lang haben Motorradfahrer in einem 1000-Mann-Zelt gefeiert. Ausrichter sind die Motorradfreunde Oberrhein mit ihren Vorsitzenden Harald Ziegler und Martin Ehret. Noch zwei Jahre lang wollen die beiden das Fest organisieren, dann sollen neue Kräfte für eine Fortsetzung der Tradition sorgen.