Tiere: Fast alle Nester in Friesenheim und im Ried sind belegt / Einigen Jägern sind Vögel Dorn im Auge
50 Störche sind zurückgekehrt und klappern zur Freude der Bürger. So gut wie alle Storchennester sind in Friesenheim und im Ried wieder belegt – bis auf eines.
Friesenheim/Ried. In Friesenheim und im Ried wird wieder genestelt. So gut wie alle Storchennester, rund 25 an der Zahl, die im vergangenen Jahr belegt waren, sind wieder besetzt. "In der Regel ist das Männchen schneller, sitzt auf dem Nest und wartet auf sein Weibchen", weiß Storchenexperte Wolfgang Hoffmann vom Naturschutzbund Ettenheim (Nabu). In jedem neuen Jahr sind die Vögel ein paar Tage früher dran. Die Klimaerwärmung bringe frühere Rückflüge aus Afrika. Rückschlüsse daraus zieht Hoffmann aus seiner jahrzehntelangen Beobachtung.
Nester müssen von Menschenhand gesäubert werden
In Friesenheim und im Ried freuen sich die Menschen über die Rückkehr der Störche. Dass es derzeit noch zu Minusgraden in den Nächten kommt, mache den Störchen nicht aus. "Störche sind ganz schön robust. Sie vertragen extreme Hitze, aber auch Kälte", so Hoffmann. Nur wenn Jungvögel schlüpfen, dann sind trockene Temperaturen gefragt.
Die Storchennester zeigen sich als massive Bauwerke. Werden die Nester nicht von Menschenhand gesäubert, packt der Storch in jedem Jahr noch mehr Baumaterial obenauf und die alte Bettstatt wirkt in der Durchlässigkeit über humose Anteile fast wie Beton. In langen Regenperioden könne das Wasser aber nicht abfließen und Staunässe berge tödliche Pilzsporen für Lungenentzündungen bei den Jungvögeln.
In ihrer Ortswahl zeigen sich die Störche recht eigen und standorttreu. Als Kulturfolger par excellence verhalte sich der Storch anpassungsfähig und folgen dem Menschen in Dorf und Stadt. Aber nicht jeder Ort, der ihm angeboten wird, nimmt er auch an. Seit 2013 ist auf dem Dach der Grundschule in Oberschopfheim ein riesiger Storchenkorb montiert. Mittlerweile zählt Oberschopfheim drei Storchennester. Nur das Schuldach mit seinem Korb bleibt unbelegt. Dass das Dach auf der Grundschule abgelehnt wird, dürfte an der Höhe liegen. "Störche wollenzwar Umtrieb haben, es gibt aber auch noch andere Voraussetzungen für das Nest", sagt Hoffmann. Die Höhe könnte dort die Rolle spielen, jeder Höhenmeter zu viel berge ein Windrisiko. Zu viel Wind bedinge einen hohen Auskühlungsfaktor bei der Aufzucht von Jungtieren.
Drei Storchennester wurden in den vergangenen zwei Jahren in Oberschopfheim belegt. Mit der Aufnahme der Wiesenwässerung in Oberschopfheim sowie einer weiten Kulturlandschaft im Ried blieb fortan auch die Lebensgrundlage der Störche garantiert. Entsprechend dem Angebot haben die Störche ihre Essgewohnheiten umgestellt. Nunmehr steht nicht nur der Frosch auf der Speisekarte. Sehr zur Freude der Landwirte dezimieren die Störche auch die Population von Mäusen.
Bei den Störchen stehen mittlerweile Mäuse auf dem Speiseplan
"Es dürfte für alle reichen", sagt Hoffmann. Weil Störche auf Mäuse umgestiegen sind, heiße das aber noch lange nicht, dass Beutegreifer wie Steinkäuze oder Schleiereulen nichts mehr zum Fressen fänden. Eine Meldung von Jägern, Störche dezimierten die letzten Bestände an Niederwild, wolle Hoffmann so nicht stehen lassen. "Im Grunde verdrängt seit Jahren die Monokultur in der Landwirtschaft sowie die Ausweisung von Neubaugebieten die Tierwelt", so Hoffmann. Dem Storch dann die Schuld zu geben, er fresse die letzten Bestände, lasse Hoffmann nicht gelten. Vielmehr erkenne er im Menschen die Ursache für die Schäden an der Natur.
In Friesenheim und im Ried sind die erste Storchenpaare um das Jahr 2010 wieder richtig heimisch geworden. "In den 1970er-Jahren zählte Baden-Württemberg noch 16 Brutpaare. Mittlerweile sind es 1300", so Wolfgang Hoffmann vom Naturschutzbund Ettenheim. Davon lebten allein 50 Storchenpaare in Friesenheim und im Ried.