Iryna Bondarenko in der aktuellen Varieté-Produktion Magic Vampires Foto: Leif Piechowski

Die Künstler, die dringend eine Interimsspielstätte brauchen, können aufatmen. Die Stadt bezuschusst ihr Projekt.

Stuttgart - Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann und Finanzbürgermeister Michael Föll (beide CDU) werden dem VarietéTeam an diesem Freitag eine Botschaft übermitteln, die einer Lebensversicherung über fünf Jahre gleichkommt. Die Stadt sagt zu, dass sie den neuen Interimsspielort des Varietés neben dem Theaterhaus auf dem Pragsattel ermöglichen will: mit einer Bankbürgschaft über eine Million Euro, durch den Verzicht auf eine Grundstückspacht von 312 000 Euro in fünf Jahren, durch die kostenlose Erschließung des Grundstücks zum Gegenwert von 100 000 Euro und durch einen einmaligen Investitionszuschuss von bis zu 450 000 Euro.

Nur an diesem Zuschuss hatte das Schicksal des Varietés zuletzt noch gehangen – alles andere hatte die Stadt schon angekündigt.

Die CDU, aber auch die FDP und die Freien Wähler ließen schon länger erkennen, dass sie den letzten Schritt ebenfalls machen wollen. Am Donnerstag entschieden fast alle Fraktionen diese Frage fraktionsintern mit Abstimmungen – und die SPD und die Grünen, die bisher reserviert waren, legten sich am Donnerstag ebenfalls auf ein Ja zum Investitionszuschuss fest. Damit ist nun selbst ein einstimmiges Votum nicht mehr ausgeschlossen, wenn der Gemeinderat in der kommenden Woche in förmlicher Abstimmung festzurren wird, was die Fraktionen vorab signalisiert haben. Nur die Fraktion SÖS/Linke sagte bisher noch keine Unterstützung zu. Sie will das Thema im Kontext der Haushaltsberatungen entscheiden.

Die Befürworter des Zuschusses wollen dem Varieté die Chance nicht verweigern, seine Existenz zu retten, für fünf Jahre mit einer Holzhalle zu kalkulieren und künftig auch wieder auf eigenen Beinen zu stehen. „Die Förderung ist für uns eine Interimslösung“, sagte SPD-Fraktionschefin Roswitha Blind, „die Entscheidung war für uns richtig schwierig – schließlich geht es um richtig viel Geld und wir haben bei den Haushaltsberatungen schon viel anderes abgelehnt.“ Für die Freien Wähler handle es sich auch nicht um den Beginn einer dauerhaften institutionelle Förderung, unterstrich Rose von Stein (Freie Wähler). Damit das Varieté später aus eigener Kraft weitermachen könne, sollten vielleicht die Eintrittspreise noch einmal etwas erhöht werden. Das Musical sei teurer. „Dass ein Bedarf an einem Varieté besteht, zeigt seine Geschichte seit 1898“, sagte Bernd Klingler (FDP), „wir sehen das aber als einmaligen Investitionszuschuss.“

Praktisch alle Fraktionen honorieren, was Jürgen Sauer von der CDU so beschreibt: „Den Varieté-Leuten ist alles weggebrochen, als sie einen Geldgeber und ihre Spielstätte in der Rotunde der L-Bank verloren. Sie sind trotzdem wieder aufgestanden und haben sich ins Zeug gelegt.“ Jetzt, da die Rettungsinitiative der CDU zu einer parteiübergreifenden Rettungsaktion geworden sei, verspüre er große Erleichterung.

Peter Pätzold (Grüne) dachte schon weiter: Man sehe in dem Vorgehen eine unvermeidliche Lösung, aber nur für fünf Jahre. „Die geplante Holzhalle außerhalb der Innenstadt kann nicht Dauerlösung fürs Varieté sein.“

Im Varieté zögerte man am Donnerstag noch, die Korken knallen zu lassen. Wenn das Zittern am heutigen Freitag ein Ende habe, wolle man sofort versuchen, im Weihnachtsgeschäft Eintrittskarten für die kommenden Monate zu verkaufen und an guten Erlösen zu arbeiten. Der Investitionszuschuss werde auch im Varieté als einmalige Förderung verstanden.