Friedenweiler-Rötenbach - Vor drei Wochen wurde die Tank- und Rastanlage (TuR) in Rötenbach eröffnet. Wie sich schon jetzt zeigt, sind die 40 Lastwagenparkplätze zwar eine Entlastung, doch keineswegs ausreichend.

Parkende Lastwagen, wie im interkommunalen Gewerbegebiet in Löffingen, hatten Stadt und Anwohner immer wieder beklagt. Durchfahrende und beschädigte Umzäunungen, defekte Straßen und Straßenränder sowie Müll und Unrat überall waren und sind noch immer an der Tagesordnung. Verbesserungen sind dagegen auf den überfüllten Parkplätzen an der B 31 kaum zu spüren.

Mangelware Parkplatz

Die TuR liegt an der wichtigen Ost-West-Achse zwischen den beiden Autobahnen A 5 und A 98 und ist eine stark frequentierte Verbindung zwischen Donaueschingen und Freiburg. Lastwagenparkplätze gibt es auf diesem Streckenabschnitt definitiv zu wenige und so haben die Fahrer oft keine Möglichkeit, ihre vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten, wenn sie nicht auf Feldwege oder die Gewerbegebiete ausweichen.

Besonders schwierig sei die Einhaltung für die Fahrer aus dem Ausland, sagt Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Diese machen laut Bilger 40 Prozent der Fahrer aus.

Tank- und Rastanlage

Seit Ende Juli haben Lkw- und Pkw-Fahrer in Rötenbach nun endlich mehr Platz zum Parken. Der Autohof mit Tankstelle inklusive Shop und Bistro, gebührenfreier Toilette und einer Waschanlage wurde von Peter Kessler und Teresa Fischetti aus Stuttgart-Fellbach gepachtet. Mit acht Vollzeitkräften ist die Tank- und Rastanlage rund um die Uhr geöffnet.

Interessant ist auch die Vielfalt der Kraftstoffe, denn neben Benzin und Diesel kann hier auch Abdule – eine Harnstofflösung – getankt werden. Zusätzlich bieten die Betreiber in Kooperation mit der Badischen Rheingas Autogas an. Demnächst sollen noch zwei Schnellladesäulen für Elektroautos mit je 150 Kilowatt Ladeleistung dazukommen. In nur 20 Minuten könnten Kunden dann eine 80-prozentige Tankfüllung erreichen, so Peter Kessler.

Parkverbot wird ignoriert

Die Situation im interkommunalen Gewerbegebiet Löffingen ist vor allem für die dortigen Firmeninhaber und Anwohner unzumutbar. Das Parkverbot wird von den Lastwagenfahrern ignoriert. Dabei werden Randsteine und Gehwege immer wieder beschädigt. Sie nutzen das Gebiet nicht nur für ihre Ruhezeiten, sondern hinterlassen in den Vorgärten auch immer wieder Exkremente sowie ihren gesamten Müll.

Erste Lösungsansätze der Stadt Löffingen bestanden im Aufstellen von Pollern, um die Fahrer daran zu hindern, am Straßenrand oder Gehweg zu parken.

Günstiger Einkauf

Dies war mäßig erfolgreich, wie Michaela Knöpfle, die Büroleiterin von Adrion-Knöpfle Putz Stuck Trockenbau, erklärt: "Seit die Poller aufgestellt sind, parken die Lastwagen vermehrt Richtung Dittishausen und auf den Feldwegen". Die Lkw-Fahrer nutzten ihre notwendigen Pausen, um bei Lidl einzukaufen und stellten ihre Lkws überall ab.

Die Situation habe sich seit der Eröffnung eines dm-Marktes verschärft, so Knöpfle. Ein Großteil der Fahrer komme aus dem Ausland und nehme die günstigen Einkaufsmöglichkeiten wahr, um sich für Zuhause einzudecken.

Aggressive Stimmung

Elektromeister Peter Dufner hat 2013 seinen Hauptsitz ins Löffinger interkommunale Gewerbegebiet verlegt. Sein Anwesen liegt dem Lidl-Discounter gegenüber. Dufner sagt, er habe schon mehrfach versucht, mit den Lkw-Fahrern Kontakt aufzunehmen, um sie auf die unbefriedigende Situation aufmerksam zu machen. "Aber die Fahrer sind manchmal so aggressiv, dass man Angst haben muss, einen Faustschlag abzubekommen". Sie möchten ihre Ruhezeiten mit den Einkaufszeiten verbinden und fahren deshalb nicht auf den Rasthof nach Rötenbach.

Keine Verbesserung

Manfred Mayer, Chef von Mayer Container, ist beinahe wöchentlich von Problemen mit Autofahrern betroffen. Sein Eckgelände wird häufig als Wendemöglichkeit genutzt und der dortige Zaun einfach umgefahren. Seit die Tank- und Rastanlage geöffnet ist, hat Mayer noch keinerlei Verbesserung feststellen können. Ganz im Gegenteil: Lidl als günstige Einkaufsmöglichkeit werde von immer mehr Fahrern genutzt, so der Unternehmer. "Durch das Parken am Gehweg in der Studerstraße werden wir noch mehr behindert. Das ist täglich die reinste Hindernisfahrt für uns."

Die Tank- und Rastanlage soll nach und nach erweitert werden: Geplant sind ein Hotel mit 160 Betten, Tagungsräumen und Gastronomie sowie regionaler Einzelhandel. Bereits in Betrieb ist die Sanitäranlage mit Duschen, die per Fotovoltaik betrieben wird.

Das Bistro mit separater Lounge ist ebenfalls rund um die Uhr geöffnet. Die Anlage war ein Pilotprojekt zwischen dem Regierungspräsidium, der Privatinvestorin Karin Vollmer und der Gemeinde Friedenweiler.

Info: Zu wenig Plätze

Der Lkw-Verkehr nimmt ständig zu – auch durch die sogenannte Just-in-Time-Produktion. Für die Fahrer wird es dadurch immer schwieriger, die vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten, weil Parkplätze fehlen. Der Direktor des Ministeriums für Verkehr, Uwe Lahl, sprach jüngst in Rötenbach von 2310 fehlenden Stellplätzen. Im Jahr können maximal 200 neue Plätze geschaffen werden. Der Bau der Rötenbacher Tank- und Rastanlage mit 40 Lkw-Parkplätzen hat 10 Millionen Euro gekostet. Dadurch wurde die Situation im interkommunalen Gewerbegebiet Löffingen zwar leicht verbessert, aber noch nicht entschärft. Abhilfe würde voraussichtlich eine zweite Auffahrt zur Anlage schaffen.