Die „Friedensstimmen Schramberg“ demonstrieren mit Slogans wie „Friedensfähig statt kriegstüchtig“ und „Gott ist die Liebe“ für das globale Ziel des Friedens und prangern alle Kriege weltweit wie beispielsweise in der Ukraine und Palästina an. Foto: Jambrek

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 halten sie monatlich Mahnwachen ab: die „Friedensstimmen Schramberg“. Im Gespräch mit unserer Redaktion gehen die Organisatoren auf ihre Motivation für ihr Engagement für den Frieden ein.

Mit dem Einsatz für Frieden ist es so eine Sache. Während die einen sagen, dass eine Demonstration für den Frieden in Bezug auf die Kriege der Welt naiv und dementsprechend sinnlos sei, betonen andere den Nutzen davon. So sagt Krystyna Saurer als eine der Organisatorinnen der „Friedensstimmen Schramberg“: „In der gemeinsamen Stille während der Mahnwache entsteht eine friedliche Energie.“ Auch das anschließende Singen im heimeligen Kirchturm von Sankt Maria verbinde und mache Hoffnung. Mitorganisator Mark Finnern ergänzt in Anlehnung an Willy Brandt folgende Überzeugung: „Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.“

 

Die „Friedensstimmen Schramberg“ laden jeden ersten Freitag im Monat um 17 Uhr zu einer Mahnwache auf den Rathausplatz ein. In Stille demonstrieren sie für das gemeinsame Ziel des Friedens. Das Format der Stille biete sich dafür gerade aufgrund der verschiedenen angedachten Wege der Demoteilnehmer zum Frieden hin an, erläutert Saurer im Gespräch mit unserer Redaktion. So findet Mitorganisatorin Patricia Diethelm persönlich beispielsweise, dass Waffenlieferungen in die Ukraine aufgrund des Selbstverteidigungsrechts verständlich seien, während Saurer sowohl die Waffenproduktion als auch Waffenlieferungen per se ablehnt. Beide versammeln sich in Stille zur Friedensdemonstration. Und setzen dabei „in eine Welt der lauten Stimmen das Gegengewicht der Stille“, führt Saurer erläuternd aus.

Gemeinsam gegen die Ohnmacht

Ein weiterer Aspekt der Treffen ist Finnern besonders wichtig: „Wir erleben: Gemeinsam sind wir nicht ohnmächtig, wir können aktiv etwas tun.“ Und in der Tat bei den Menschen kommt „etwas Friedliches“ und Verbindendes von den Demonstrationen an – so habe ihnen beispielsweise bereits einmal ein ihnen unbekannter Migrant allen einen Kaffee ausgegeben. Oder ein ukrainisches Mädchen habe zu den Friedensfahnen ein Gänseblümchen abgelegt, führt Diethelm aus. Das sei echt motivierend und rege dazu an weiterzumachen, auch wenn natürlich Mut dazu gehöre, sich auf den Schramberger Rathausplatz zu stellen, um gegen Kriege und Konflikte und für den Frieden einzustehen.

Die Organisatoren Mark Finnern, Patricia Diethelm und Krystyna Saurer (von links) geben einen Einblick in ihre Motivation sich in Schramberg für den Frieden einzusetzen. Foto: Jambrek

Froh sind die Demonstranten auch über die Unterstützung von anderer Seite. So fanden sie es ein schönes Zeichen, dass sich Schrambergs Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr auch schon mal zum demonstrieren eingeklinkt habe und die Initiative unterstütze. Auch die Kirchen bringen sich ein, etwa in dem der Sankt Maria-Kirchturm für die Initiative zur Verfügung gestellt werde. Dort gehen die Teilnehmer der Mahnwache nach rund 45 Minuten auf dem Rathausplatz anschließend gemeinsam Friedenslieder singen, die Finnern mit der Ukulele begleitet.

Im Kirchturm von Sankt Maria lassen die „Friedensstimmen Schramberg“ ihre monatlichen Mahnwachen beim gemütlichen Singen und Teetrinken ausklingen. Foto: Bärbel von Zeppelin

Neben den Mahnwachen gibt es übers Jahr hinweg auch reichlich weitere Veranstaltungen zum Frieden. So kam die ökumenische Friedensdekade im vergangenen November gut bei den Schrambergern an.

Anfangs standen Friedensgebete an

Los nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 ging es im Übrigen vor allem mit Friedensgebeten, erläutert Diethelm. Zum ersten Termin seien rund 100 Menschen in die Heilig-Geist-Kirche gekommen. Zwar habe die Initiative im katholischen Umfeld begonnen, sie sei aber von Anfang an für alle offen gewesen, führt Diethelm aus. Außerdem: „Unsere Botschaft ist nicht die Kirche, sondern die Liebe als universale Botschaft.“

Es habe gut getan gegen die gespürte Ohnmacht des Krieges etwas zu unternehmen und etwa nach einem Gebet Kerzen anzuzünden und mit nach Hause zu nehmen, führt Saurer aus.

Saurer wünscht sich, dass sich noch weitere Menschen den „Friedensstimmen Schramberg“ anschließen. Denn vom Frieden überzeugte Menschen gebe es über alle Parteipräferenzen hinweg. Doch Friedensaktivisten hätten eine schlechte Lobby und seien auch medial oft nur ein Randthema, was zu denken gebe. Egal welcher Konflikt – es sei verheerend, dass sich Menschen egal ob damals in Jugoslawien oder heute in der Ukraine oder Palästina „abschlachten“ würden, wie es bereits der Pazifist Max Josef Metzger ausgedrückt habe.

Abgrenzung von radikalen Kräften

Von radikalen Gruppierungen, die auch vorgeben für den Frieden zu demonstrieren, grenzen sich die „Friedensstimmen Schramberg“ ab. Diethelm sagt dazu: „Parteibotschaften allgemein und Hassparolen akzeptieren wir nicht.“ Einige aus der Gruppierung demonstrierten auch unter dem Motto „Rottweil bleibt bunt!“ gegen die AfD-Veranstaltungen in Rottweil.

Der neue Flyer der Initiative will, dass sich mehr und mehr Frieden vor Ort breit macht. Foto: Friedensstimmen Schramberg

Die „Friedensstimmen Schramberg“ wünschen sich jedenfalls, dass Frieden ganz konkret prägend wird bei den Teilnehmern der Veranstaltungen. Bei ihrer Mahnwache wollen sie deshalb einen Flyer verteilen, in welchen die Teilnehmer ihre ganz persönliche Friedensbotschaft unter den Stichworten „Deine Friedensbotschaft! Ich erlebe Frieden mit Dir, wenn ...“ eintragen können.

Die nächste Mahnwache inklusive Verteilung des Flyers findet am Freitag, 7. Februar, um 17 Uhr auf dem Schramberger Rathausplatz statt. Von 18 Uhr an werden im Turm der Sankt Maria Kirche dann im Warmen Friedenslieder gesungen. Darunter auch neue Strophen des Liedes „Die Gedanken sind frei“, die sich ebenfalls auf dem neuen Flyer abgedruckt finden.