Die Friedensfahrer sind auf ihrer „Tour de Paix“ als Gruppe gut zu erkennen in ihren neongelben Radlerjacken. Foto: Johannes Götz

Ein ambitioniertes Projekt, eine „Tour de Paix“, packt eine Radlergruppe mit einer 15-tägigen Tour in die französische Partnergemeinde Moutiers-les-Mauxfaits an der Atlantikküste an.

Start ist am 24. April um 8 Uhr in Neuhengstett am Waldensermuseum. Die Gruppe wird vom stellvertretenden Bürgermeister Rainer Kömpf und der Vorsitzenden des Althengstetter Partnerschaftskomitees, Angelika Hener, verabschiedet und auf ihre erste 92 Kilometer lange Etappe über Hirsau und Pforzheim bis nach Greffern, einem Ortsteil von Rheinmünster im Landkreis Rastatt, geschickt.

 

In die Pedale treten Clemens Götz, Thomas Hener, Manfred Rose, Manfred Schwarz und das Ehepaar Marion und Martin Wünsche. „Mitfahrer auf der ersten Etappe sind gerne gesehen“, wirbt Götz. Begleitetet wird die Gruppe von Angelika Hener und Sepher Zendeh, die jedoch nicht als klassische Begleitfahrzeuge mit Ersatzrädern wie bei der Tour de France dabei sein werden, sondern jeweils einen Fahrradständer am Auto haben als Möglichkeit für die Radler, bei Bedarf mal eine Etappe auszusetzen. Die beiden werden jedoch an den Besichtigungen und den vielfältig schon verabredeten Treffen mit Bürgermeistern, Gemeinderäten, Zeitzeugen und anderen Persönlichkeiten teilnehmen. Ausgerichtet sind die eingeplanten Begegnungen jeweils unter der Überschrift Völkerverständigung und dem gegenseitigen Kennenlernen. Unterstützt wird die „Tour de Paix“ von „Vive la Wir“, der Partnerschaftskonzeption Baden-Württemberg & Frankreich.

Einige Trainingsfahrten legten den Grundstein für die Fitness zur 1227 Kilometer langen Friedensfahrt, unter anderem nach Schönenberg zu Henri Arnaud, dem französischen Waldenserführer. Foto: Manfred Rose

„Irgendwann fahren wir mit dem Rad nach Moutiers“, war mal so eine Idee von Manfred Schwarz bei einer Rast auf einer Fahrradtour, erzählt Götz im Gespräch mit unserer Redaktion. Und dieses Irgendwann ist nun die „Tour de Paix“, mit der die Gruppe an das Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai vor 80 Jahren erinnern und diesen Tag, der gleichzeitig den Beginn von 80 Jahren Frieden zwischen Frankreich und Deutschland markiert, am Ziel der Fahrt mit den Freunden in Moutiers-les Mauxfaits feiern will. „Nach dem Zweiten Weltkrieg war wichtig, auch die Wunden des Gegners, der anderen zu sehen und anzuerkennen und daraus verliebt in den Frieden zu werden“, bringt es Götz auf den Punkt.

Nur ein Ruhetag in Orléans

Die Gruppe gönnt sich nur einen Ruhetag auf der Tour und zwar in Orléans, der geschichtsträchtigen Stadt an der Loire, die an den Jahrhunderte dauernden Konflikt zwischen Frankreich und England erinnert. Dort ist eine Stadtführung und ein Treffen mit dem Vorsitzenden der Deutsch-Französischen Gesellschaft, Sylvain Thomas, und einiger Mitglieder zum Mittagessen eingeplant.

Eine Etappe ist rund 100 Kilometer lang

An allen anderen Tagen wird geradelt, jeweils rund 100 Kilometer. Die zweite Etappe führt von Geffern ins elsässische Bouxwiller zu einer Führung durchs dortige jüdische Museum durch Raymond Levy, den letzten Juden von Bouxwiller, bevor es wenige Kilometer weiter nach Niederbronn-les-Bains zur Übernachtung im Albert-Schweizer-Haus geht.

Die erste Station am dritten Tag ist Saverne, dort trifft die Gruppe im Rathaus Gemeinderäte und interessierte Bürger. „“Wir kommen anders als unsere Vorfahren nicht mit Streitwagen und Panzern, sondern mit dem Fahrrad und bringen Schwarzwälder Schinken mit“, sagen Götz und Thomas Hener beim Gespräch über die Fahrt.

Tag fünf führt ins geschichtsträchtige Verdun

Die vierte Etappe am 27. April führt über Nancy nach Pont-à-Mousson an der Mosel, weiter geht’s am fünften Tag nach Verdun mit Besuch des Denkmals an die Schlacht zwischen Deutschen und Franzosen im Ersten Weltkrieg zum Etappenziel nach Bras-sur-Meuse.

Ziel der sechsten Etappe ist Reims. Dort wurde am 7. Mai 1945 die deutsche Kapitulationsurkunde unterzeichnet und 1962 haben dort Konrad Adenauer und Charles de Gaulle die deutsch-französische Versöhnung besiegelt. Ein Treffen mit Vertretern des dortigen Städtepartnerschaftskomitees steht am Abend auf dem Programm.

Auf dem Platz vor dem Rathaus in Moutiers werden die Friedensfahrer am 07. Mai 2025 von Bürgermeister Christian Aimé und Partnerschaftspräsidentin Jaqueline Martineau sowie Bürgern beider Gemeinden empfangen. Foto: Angelika Hener

Von Reims führen die nächsten 113 Kilometer nach Villenaux-la-Grande und die achte Etappe ins von Kanälen durchzogene Montargis, das Venedig des Gâtinais in der Region Centre-Val de Loire. Die Stadt erinnert an Renata Ferrara, die im 16. Jahrhundert Religionsfrieden suchte und viele Menschen rettete.

Am 4. Mai ist die kürzeste Etappe von Orléans nach Blois zum berühmtesten Schloss an der Loire eingeplant. Der zwölfte Tag der „Tour de Paix“ führt die Gruppe zunächst entlang der Loire nach Tours, wo die Radler sich im Rathaus mit der Chefin der Direktion für Internationale Beziehungen, Aurore Mallet, treffen. Übernachtet wird im 125-Seelen-Ort Verneuil-le-Château, bevor es am 6. Mai nach Saint-Mesim geht zu einem Besuch bei Sylvain Fortier, der aus Moutiers stammt und den die Radler von Besuchen dort bereits kennen.

In Saint-Mesim stoßen am 7. Mai Radfahrer aus Moutiers zu den Althengstetter Radlern und gemeinsam werden die letzten 77 Kilometer der insgesamt 1227 Kilometer langen Tour in Angriff genommen. In Moutiers werden sie von Bürgermeister Christian Aimé und der Präsidentin des dortigen Partnerschaftskomitees, Jaqueline Martineau, in Empfang genommen.

Gewachsene Freundschaft

Auch Teilnehmer der zu diesem Anlass vom Verein Partnerschaftskomitee Althengstett organisierten Bürgerreise werden dann schon vor Ort bei den Freunden in der Vendee sein und die Friedensfahrer begrüßen. Für den 8. Mai hat das Komitee in Moutiers ein Programm vorbereitet. Der Tag gehört der – zunächst über Schüleraustausche und seit 2013 als offizielle Städtepartnerschaft – durch zahlreiche Besuche und Gegenbesuche gewachsenen länderübergreifenden Freundschaft der Bürger beider Gemeinden.