Fridays for Future organisiert diesen Freitag wieder zahlreiche Demonstrationen in der Region. (Schwabo) Foto: Gjuraj

Schulschwänzer und Umweltsünder - die Teilnehmer der "Friday for Future"-Demos sehen sich mit vielen Vorwürfen konfrontiert. Auch in den sozialen Medien werden die am Freitag geplanten Klimastreiks heftig kritisiert. Wie stehen die Aktivisten zu den Vorwürfen? Wir haben eine Teilnehmerin aus Albstadt dazu befragt.

Mehr Klimaschutz - das ist das Ziel der Aktivistinnen und Aktivisten von "Fridays for Future". Die Klimakrise sei eine reale Bedrohung für die menschliche Zivilisation. Deshalb fordern die Teilnehmer unter anderem auf ihren Demonstrationen die Politik dazu auf, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Doch kaum fangen nach den Sommerferien die ersten Streiks an, müssen die Aktivisten im Netz verstärkt mit Spott umgehen.

Auch auf der Facebookseite des Schwarzwälder Boten posten viele User negative Kommentare unter einem "Fridays for Future"-Artikel: "Wie wäre es denn mit Einsatz und aktivem Handeln für die Umwelt und nicht nur Forderungen zu stellen?", fragt beispielsweise ein User. 

Mika Ringle, die "Fridays for Future"-Bundesdeligierte aus Albstadt, entgegnet: "Uns bei Fridays for Future geht es primär nicht um das Handeln der einzelnen Personen, sondern darum, die Politik zu ändern." Die Aktivisten fordern unter anderem erneuerbare Energien sowie mehr E-Ladestationen.

Auch Amarin Lawton, Aktivist bei "Fridays for Future" in Villingen-Schwenningen, hat sich dazu gegenüber unserer Redaktion bereits folgendermaßen geäußert: "Wenn die letzten Regierungen die Energiewende nicht so verschlafen hätten, wären wir jetzt nicht in dieser Situation: soziale Engpässe, hohe Inflation, weitere Abhängigkeit von Autokratien", zählt er auf.

Jüngere Generation macht auf Umwelt aufmerksam

Ein weiterer Vorwurf der Kritiker ist: Die jüngere Generation fahre viel Auto und auch das Tragen von Markenklamotten sei wichtig, kommentieren viele User. Es sei aber schwierig, so Ringle, aus dem Fortschritt und dem Luxus, also den vielen Möglichkeiten, die einem zur Verfügung stehen, wieder herauszukommen, in den junge Menschen hineingeboren werden. Deshalb ist es für Ringle äußerst wichtig, dass die jüngere Generation auf die Auswirkung des Klimawandels aufmerksam mache, um sich so für die Umwelt einzusetzen. 

Trends wie beispielsweise Second-Hand-Mode findet die Abiturientin aus Albstadt gut und wichtig. Auch, dass sich Menschen bewusster über ihr Handeln werden, wirke sich positiv auf die Umwelt aus. Muss es zum Beispiel immer das neue Kleidungsstück sein oder schaut man sich lieber in einem Second-Hand-Laden um? 

Demonstrationen außerhalb der Schulzeit

Kritik in den Sozialen Medien gibt es auch, weil die Demonstrationen während der Schulzeit sind - die Teilnehmer also "schwänzen" würden. In den Ferien wolle das wohl niemand, da gehe es dann auf die Kreuzfahrtreise, schreiben die User. Ringle äußert sich zu den Vorwürfen folgendermaßen: "Zum einen gab es Demonstrationen während der Ferien und auch in den Osterferien letztes Jahr wurde demonstriert. Der Streik am jetzigen Freitag in Balingen findet außerhalb der Schulzeit statt. Wir beispielsweise sind Abiturienten und müssen unserem Schulstoff natürlich nachkommen. Aber es erzielt während der Schulzeit mehr an Aufmerksamkeit."

Info: Fridays for Future

"Fridays for Future" sind alle, die für unser Klima auf die Straße gehen. Sie streiken für eine wirkungsvolle Politik, die dem Ausmaß der Klimakrise gerecht werde. Die Klimastreik-Bewegung ist international, überparteilich, unabhängig und dezentral organisiert. Die Teilnehmer setzen sich für Klimaschutz-Maßnahmen ein, um das auf der Weltklimakonferen in Paris 2015 im Weltklimaabkommen beschlossene 1,5-Grad-Ziel der Vereinten Nationen noch einhalten zu können. Es seien noch zehn Jahre, um die Ziele zu erreichen und man müsse jetzt beginnen, so heißt es auf der Fridays-for-Future-Webseite. Der Globale Klimastreik ist am 23. September und auch in Balingen wird demonstriert. "Wir sind hier – wir sind laut", rufen die Balinger zum Klimastreik am Marktplatz um 14 Uhr auf.