Christine Dietz, Gerhard Kälberer, Margret Kälberer, Bernhard Rüth, Rainer Pohler und Reinhold Kälberer vor den Grafiken Foto: Vollmer

Seit Samstag hat die Stiftung Paul Kälberer ihre Pforten für die traditionelle Sommersaison geöffnet.

In Zusammenarbeit mit dem Landkreis Rottweil werden Werke von Paul Kälberer, Reinhold Nägele und weiteren Kollegen präsentiert, die der von Kälberer 1931 ins Leben gerufenen Vereinigung „Freunde schwäbischer Graphik“ angehörten.

Die Ausstellung mit dem Titel veranschaulicht elf künstlerische Positionen in der Auseinandersetzung mit der Heimat. Breitgefächert ist die Definition und Formenvorstellung der figurativen Künstler mit ihren Landschaftseindrücken oder Szenerien. Die Palette der stilistisch geordneten grafischen Exponate reicht von Neoromantik, Neue Sachlichkeit bis hin zum Expressiven Realismus. Der unverwechselbare erzählerische Stil des „Sonderlings“ Reinhold Nägele lässt sich keiner Richtung zuordnen.

Freude an der Kunst wecken

Zusätzlich zu den Grafiken sind zwei malerische Arbeiten zu sehen, zwei Selbstbildnisse, zum einen von Reinhold Nägele, zum anderen von Peter Jakob Schober. Von Schober stammen unter anderem die Porträts zweier Ministerpräsidenten – 1951 Gebhard Müller und später Hans Filbinger.

Als „Freunde schwäbischer Graphik“ begrüßte Christine Dietz zu Beginn ihrer Einführung die rund 70 Besucher. Ziel der Vereinigung war damals, so Dietz, Künstler und Interessenten zusammenzuführen: „Die Vereinigung hat den Zweck, die Freude an der bildenden Kunst zu wecken und auszubreiten“.

Vereinigung floriert

Neben Künstlern waren Kunstfreunde, auch weniger kaufkräftige, die Zielgruppe. Die monatliche Zahlung von 1,50 Reichsmark berechtigte damals die Mitglieder zum Bezug einer Originalgrafik pro Vierteljahr. Durch größere Wanderausstellungen machte die Vereinigung auf sich aufmerksam. Die Arbeiten fanden für ihre künstlerische wie technisch-handwerkliche Qualität Anerkennung.

Besonders hervorgehoben wurden Nägele und Eckener als Vertreter der älteren Generation. Unter den übrigen Grafikern fielen Gekle, Kälberer und Reder besonders auf. Die Vereinigung florierte und die Beziehung zwischen Künstlern und Abonnenten wurde gepflegt. Die gute Entwicklung der „FSG“ war das eine, die politische Situation, das andere, betonte Christine Dietz.

Gruppe löst sich auf

So hatte Reinhold Nägele eine antinazistische Haltung. Er musste später mit seiner jüdischen Ehefrau Deutschland verlassen. Wilhelm Geyers kraftvolle Malkultur war den Nazis ein Dorn im Auge. Hugo Stadelmaier und Peter Jakob Schober dagegen waren NS-nahe Künstler. Es war bestimmt keine leichte Aufgabe für Paul Kälberer, die gespaltene Gruppe zusammenzuhalten, bemerkte der frühere Kreisarchivar Bernhard Rüth.

1938 wurde dann doch die Auflösung beschlossen, so Dietz. Man umging somit den befohlenen Ausschluss Nägeles. Inoffiziell wurden die Geschäfte bis Mitte 1941 weiter „abgewickelt“, als Nägele mit seiner Familie längst nach New York geflohen war. Nach dem zweiten Weltkrieg lebte die Vereinigung nicht wieder auf.

Bis Oktober eröffnet

Beim anschließenden geselligen Zusammensein im unteren Werkraum des Ateliergebäudes stellte Bernhard Rüth seinen Nachfolger im Landratsamt Rottweil, Johannes Waldschütz, vor.

Die Ausstellung mit Arbeiten von Alexander Eckener, Anton Gekle, Wilhelm Geyer, Otto Groß, Paul Kälberer, Helmut Muehle, Reinhold Nägele, Alfred Reder, Walter Russ, Hugo Stadelmaier, Peter Jakob Schober kann bis zum 29. Oktober an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr besucht werden.