Angesichts steigender Kosten für Gas und Strom will der Landkreis Energie sparen. Im technischen Ausschuss wurden teils kuriose Ideen diskutiert.
Kreis Freudenstadt - Es ist in der Regel eine dröge Angelegenheit, wenn im Technischen Ausschuss des Kreistages der Energiebericht des Vorjahres vorgestellt wird – so auch in der jüngsten Ausschusssitzung. Vorgestellt wurden die Zahlen für das Vorjahr, die wegen der Corona-Pandemie nicht besonders aussagekräftig sind.
Nicht immer ganz bei der Sache
Dementsprechend war zunächst das Interesse bei den Ausschussmitgliedern gering. Während einzelne Kreisräte eifrig versuchten, die komplizierten Rechenmodelle des Berichts nachzuvollziehen, nutzen andere die Gelegenheit für Gespräche mit ihren Sitznachbarn, beschäftigten sich mit ihren Smartphones oder machten sich über die kostenlosen Brezeln her.
Doch mit der offen zur Schau getragenen Langeweile war es mit einem Schlag vorbei, als es in der anschließenden Debatte darum ging, wie der Landkreis angesichts steigender Preise für Gas und Strom Energie sparen kann. So kritisierte Ernst Wolf (FDP), dass bisher zu wenig getan wurde, um den Energieverbrauch der Liegenschaften des Landkreises deutlich zu verringern. "Den großen Sprung haben wir nicht geschafft", meinte Wolf.
Landratsamt soll es den Bürgern gleichtun
Der erste Landesbeamte Reinhard Geiser, der die Sitzung leitete, hielt dagegen. "Alle Jahre kritisieren sie, dass der große Wurf nicht gelingt. Wir haben aber immer die gleichen Gebäude." Außerdem habe der Landkreis in den vergangenen Jahren schon fast 30 Prozent eingespart.
Doch angesichts der aktuellen Energiekrise drängte Wolf auf weitere Maßnahmen. "Die Regierung sagt, die Bürger sollen 25 Prozent sparen." Daran solle sich auch das Landratsamt orientieren, meinte Wolf.
Die Bürokraten müssen mehr frieren als die Schüler
Und tatsächlich gibt es schon konkrete Pläne, wie Energiekosten eingespart werden sollen. Denn während es für die Bürger nur Sparempfehlungen gibt, hat das Landratsamt schon konkrete Maßnahmen vom Bund vorgeschrieben bekommen. Pascal Burkhardt, Leiter des Immobilienmanagements, stellte diese im Ausschuss vor.
So sollen in den Liegenschaften des Kreises die Raumtemperaturen auf 19 Grad abgesenkt werden. Ausgenommen hiervon sind Schulgebäude, wie zum Beispiel das Berufsschulzentrum. Dort gelten nämlich die Vorgaben des Kultusministeriums, die Temperatur muss daher nur auf 20 Grad abgesenkt werden.
Verzicht auf Computer ausgeschlossen
Darüber hinaus wurden in mehreren Gebäuden die Boiler und damit das Warmwasser abgestellt. Parallel schult das Landratsamt seine Mitarbeiter, wie Energie gespart werden kann, zum Beispiel durch Stoßlüften oder das richtige Einstellen der Thermostate.
Für manche Kreisräte war das aber nicht genug. "Die Digitalisierung ist erwiesenermaßen ein ganz großer Stromfresser", meldete sich Zita Grießhaber (Grüne) zu Wort und schlug vor, auch in diesem Bereich Sparmaßnahmen zu ergreifen. Doch Geiser schmetterte den Vorschlag rasch als unrealistisch ab. Schließlich sei die EDV für die Arbeit der Verwaltung unverzichtbar. "Ich kann nicht sagen, wir gehen jetzt zum Papier zurück."
Den Laden dicht machen ist auch keine Lösung
Ein weiterer Vorschlag kam von Dieter Bischoff (FWV). Seine Idee: Die Gebäude für einen längeren Zeitraum schließen, um dadurch Heizkosten und Strom zu sparen. "Man könnte über Weihnachten und Neujahr auch mal zwei Wochen zumachen", so Bischoff.
Doch auch diese Vorschlag lehnte Geiser ab. Es sei fraglich, ob es sich wirklich lohnen würde, die Heizanlagen der großen Gebäude erst herunter und dann einige Tage später wieder hochzufahren. "Ich will keine Symbolpolitik machen, deshalb haben wir uns dafür entschieden, dass wir das nicht machen."