Michael Smith hat sich die Krone aufgesetzt. Im Hintergrund applaudiert Michael van Gerwen. Foto: Goodwin

Mit einem großen Knall endet die Darts-WM im englischen "Ally Pally". Der Dominator Michael van Gerwen zieht dabei den Kürzeren. Auch für den Freudenstädter Experten Robert Marijanovic ist das eine Überraschung.

20 Tage, unzählige Geschichten und am Ende steht ein Sieger ganz oben: Der Engländer Michael Smith ist neuer Darts-Weltmeister und zugleich auch neuer Führender in der Weltrangliste. Mit 7:4 hat sich der 32-Jährige in einem hochklassigen Finale gegen seinen niederländischen Kontrahenten Michael van Gerwen durchgesetzt. "Es war einfach ein sensationelles Finale mit einem leicht überraschenden Ausgang", schätzt der Freudenstädter Experte Robert Marijanovic die Leistung der beiden Spieler ein. Der "Bully Boy", wie Smith in der Szene genannt wird, hatte dabei vor allem im zweiten Satz die Fans in der Halle und an den TV-Bildschirmen in Ekstase versetzt. Mit dem ersten 9-Darter der WM und dem erst zweiten überhaupt in einem WM-Finale hat der 32-Jährige seinem Finalsieg die Kirsche aufgesetzt.

"Das ist vielleicht die Krönung"

"Es war einfach der Moment und für Smith am Ende auch vielleicht die Krönung seiner tollen Geschichte", sagt Marijanovic. Der 42-jährige Freudenstädter hatte im Vorhinein der WM selbst fest mit einem 9-Darter gerechnet und erklärt: "Er wird fallen. Jeder der 96 Teilnehmer kann ihn spielen." Dass am Ende nur ein "perfektes Leg" bei dieser WM zu Buche steht, nachdem 2022 noch drei gespielt wurden, ist für Marijanovic dabei keineswegs ein Zeichen mangelnder Qualität. So hatten die Experten während der ersten Runden des Öfteren über das durchaus fehlende Niveau diskutiert. "Nach der Weihnachtspause war das Niveau deutlich besser, und es wurden ja auch zweimal acht perfekte Darts gespielt", relativiert der Freudenstädter.

Auf der Verliererseite sieht Marijanovic einen Michael van Gerwen, dem im Finale möglicherweise das nötige Gefühl gefehlt hat. "Er wurde über das Turnier einfach nicht so gefordert. Smith war letztlich der einzige, der ihm ein Spiel bieten konnte." Der 33-jährige Niederländer werde aber nicht in ein Loch fallen, glaubt der Freudenstädter. Dafür sei er einfach nicht der Typ. Vielmehr habe er im Moment der Niederlage Größe bewiesen.

Der Beweis für den WM-Titel ist da

Für das nun anstehende Jahr prognostiziert Marijanovic einen engen Kampf an der Spitze. So sei die Weltrangliste so eng wie lange nicht mehr – Smith und van Gerwen seien aber die heißesten Eisen. Von der Weltmeisterschaft 2023 bleibt für den Freudenstädter neben dem furiosen Ende natürlich auch das deutsche Abschneiden im Kopf. "Es ist ein tolles deutsches Ergebnis. Es wurde der Beweis dafür erbracht, dass der WM-Titel möglich ist. Das ist ein gutes Fundament für die nächsten Jahre", sagt der 42-Jährige. Auf die Diskussionen um einen Premier-League-Startplatz für Gabriel Clemens reagiert der Experte durchaus zwiegespalten: "Das wäre natürlich eine Sensation, aber es gibt auch viele andere Spieler, die es über das Jahr verdient hätten. Ich gehe nicht davon aus, dass er berücksichtigt wird, da es dabei auch um die Belastung geht. Das hat manchen Karrieren auch geschadet."

Nicht alle Tipps gehen auf

Und was ist aus den übrigen Tipps von Marijanovic zur WM geworden? Josh Rock und Luke Humphries sind beide im Achtelfinale ausgeschieden. Der Freudenstädter hatte den Jungs-Stars viel zugetraut, vor allem Rock stand bei ihm hoch im Kurs. "Humphries war dem Druck vielleicht noch nicht gewachsen. Rock hat definitiv gezeigt, dass er für Furore sorgen kann." Raymond van Barneveld ist sang und klanglos in der dritten Runde gegen Gerwyn Price gescheitert – eine Niete für Marijanovic. Hingegen lag er bei Gary Anderson goldrichtig, der früh ausschied und dadurch in der Weltrangliste abrutscht. Fazit: eine passable Quote für den Freudenstädter.