Am Kepler-Gymnasium kennt man ihn schon: Hermann Kaupp ist ab diesem Schuljahr nun auch ganz offiziell der neue Schulleiter. Foto: Beyer

Nun ist es keine Übergangslösung mehr: Hermann Kaupp ist ab diesem Schuljahr der neue Schulleiter des Kepler-Gymnasiums. Zuvor hatte er den Posten nur provisorisch übernommen.

Freudenstadt - Das Warten hat ein Ende. Zwei Jahre nachdem Peter Stübler seinen Posten als Schulleiter am Kepler-Gymnasium aufgegeben hat, gibt es einen Nachfolger. Doch allzu viel verändert sich dadurch erstmal nicht. Denn der neue Schulleiter ist Hermann Kaupp (55). Dieser ist bereits seit zwölf Jahren stellvertretender Schulleiter am "Kepi", nach Stüblers Abgang übernahm er dessen Posten kommissarisch.

Ohne die Kollegen hätte er es nicht geschafft

Doch lange zögerte Kaupp, sich auf die Stelle als Schulleiter zu bewerben. Bereits 2014 hatte sich für Kaupp die erste Chance ergeben, an die Spitze der Lehrerschaft aufzusteigen. Doch er entschied sich dagegen. Seine Kinder waren noch jung, er fürchtete, dass das Familienleben unter der zusätzlichen Arbeitsbelastung leiden könnte. "Der Posten beansprucht einen sehr", sagt Kaupp.

Selbst als er kommissarischer Schulleiter wurde, ging er zunächst davon aus, dass er die Aufgabe nur vorübergehend übernehmen würde. "Ich dachte ich mache das ein Jahr und gebe es dann wieder ab", erzählt Kaupp. Doch er fand Gefallen an der neuen Aufgabe – und das trotz der Corona-Pandemie, die an der Schule einiges auf den Kopf stellte. Denn von seinen Kollegen habe er viel Unterstützung erhalten. "Ohne das tolle Schulleitungsteam hätte ich das nicht hingekriegt."

Als Kind musste er im Haushalt mithelfen

Für Kaupp ist die Beratung mit den Abteilungsleitern der verschiedenen Fächer der entscheidende Schlüssel, um als Schulleiter die richtigen Entscheidungen zu treffen. Denn eine Gruppe von Menschen wisse natürlich immer mehr als ein Einzelner, meint Kaupp und zieht einen Vergleich zu seiner Kindheit. "Eine Großfamilie kann bessere Entscheidungen treffen, wenn sie sich gemeinsam an einen Tisch setzt als wenn nur der Papa entscheidet."

Gleichzeitig packt Kaupp auch gerne selbst mit an. Zum Beispiel stehe er manchmal auf der Leiter und drehe Schrauben in die Decke. Auch hier war für Kaupp die Kindheit prägend. Seine Eltern stammten aus einfachen Verhältnissen und Kaupp musste früh im Haushalt mithelfen. "Zum zehnten Geburtstag habe ich ein Bügeleisen geschenkt bekommen." Damals war er darüber wenig begeistert, heute ist Kaupp sichtlich stolz auf diese Erfahrungen.

Auch Schulleiter bleiben mal sitzen

Seinen Lebensweg vom Schüler zum Schulleiter ist laut Kaupps Darstellung alles andere als geradlinig verlaufen. Vielmehr spricht er von einem "kurvigen Werdegang". Als Schüler war er zunächst so fleißig, dass er von der Hauptschule aufs Kepler-Gymnasium wechseln konnte. In der siebten Klasse blieb er dann aber sitzen – "aus purer Faulheit", wie Kaupp selbst sagt. Nach der Schule deutete dann alles auf eine Laufbahn im medizinischen Bereich hin. So leistete er seinen Zivildienst beim roten Kreuz als Rettungssanitätshelfer und arbeitete danach im Krankenhaus.

Doch dann entschied sich Kaupp doch für ein Lehramtsstudium, scheiterte später aber nach seinem Referendariat mit einem Notenschnitt von 1,6 an den strengen Einstellungsvoraussetzungen. Doch Kaupp ließ sich nicht unterkriegen, ergatterte zunächst eine Stelle an einer Hauptschule, später an einem privaten Gymnasium bis er dann nach Freudenstadt und ans Kepler-Gymnasium zurückkehrte.

Die Lehrer von damals sind heute sein Vorbild

Im Rückblick machen für ihn aber alle Erfahrungen, die er dabei gemacht hat, durchaus Sinn, machen ihn zu einem besseren Lehrer und Schulleiter. "Das passt alles zusammen, wie ein großes Puzzle", meint Kaupp. Ans Schicksal glaube er aber nicht. "Ich glaube, vieles ist Einstellungssache." So sehe er einfach hinterher in allem das Positive.

Besonders wichtig für seine Arbeit als Lehrer ist für ihn dabei die Erfahrung aus seiner eigenen Schulzeit. Seine Lehrer hätten ihn immer gefördert und ermutigt, zum Beispiel als es darum ging, von der Hauptschule aufs Gymnasium zu wechseln. "Das hat mich sehr beeindruckt." Noch heute seien diese Lehrer für ihn Vorbilder.

In der Pandemie ist vieles kaputt gegangen

Doch was hat Kaupp nun in seiner neuen alten Position mit der Schule vor? "Ich will Dinge tun, die das Gemeinschaftsgefühl stärken und das soziale Miteinander", kündigt Kaupp an. Dadurch möchte er wiederbeleben, was während der Corona-Pandemie verloren gegangen ist. "Wenn jeder daheim hockt vor seinem PC, geht was kaputt", ist Kaupp überzeugt.

Als Symbol für den Zusammenhalt hat Kaupp eine Collage aus vielen Hundert Schülerbildern zusammengestellt, die zusammen ein Porträt von Johannes Kepler formen. Darunter das Motto: "Gemeinsam Kepler sein."

Das Thema Ukraine polarisiert

Doch manche Projekte des Schulleiters stellen den Zusammenhalt an der Schule auch auf die Probe. So sind schon beim Betreten des Schulgebäudes die zahlreichen Zeichen der Solidarität mit der Ukraine nicht zu übersehen. Überall hängen selbstgebastelte Plakate in den ukrainischen Nationalfarben. Und Kaupp hat die Geschichts-Fachschaft angewiesen, das Thema in den Unterricht zu integrieren. "Und wir haben Vorbereitungsklassen für ukrainische Flüchtlinge gemacht."

Das traf nicht überall auf Zustimmung: "Ich habe E-Mails bekommen, ob ich nicht Angst hätte, die Gesellschaft zu spalten", erzählt Kaupp. Und im Schulgebäude seien auch immer wieder russische Flaggen aufgetaucht. "Das habe ich fotografiert und den Eltern geschickt", berichtet Kaupp. Dazu habe er geschrieben, dass das nicht in Ordnung sei, es sei denn die ukrainische und russische Flagge würden sich die Hand reichen. Und schon einen Tag später sei ein solches Zeichen der Versöhnung im Schulhaus aufgetaucht. Seitdem habe sich die Lage deutlich entschärft.