Freudenstadt - Mit einem Paukenschlag endete die Sondersitzung des Gemeinderats zum Thema Öffnung der Bäder. Oberbürgermeister Julian Osswald kündigte an, dass er den Beschluss anfechten wird: "Weil er der Stadt Schaden zufügt." Alle vier Bäder der Stadt bleiben somit vorerst geschlossen.

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Trotz Abstandsregelung war der Kienbergsaal bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats gut gefüllt. Die zahlreichen Besucher verfolgten den Sitzungsverlauf und quittierten die Beiträge der Ratsmitglieder mal mit Kopfschütteln, mal mit Applaus. Der Abstimmung nach insgesamt fünf Anträgen war eine lange, kontrovers geführte Diskussion vorausgegangen. Davor hatten Kämmerer Jochen Kaupp, Oberbürgermeister Julian Osswald und der Geschäftsführer Stadtwerke Freudenstadt Bäderbetrieb, Tobias Degout, die Stadträte umfassend über die aktuelle Finanzlage sowie über ein gemeinsam erarbeitetes Betriebskonzept samt Sicherheits- und Hygienekonzept informiert.

Klare Absage vom OB für parallele Öffnung

Dies soll gewährleisten, dass sich nicht mehr Besucher im Bad aufhalten als erlaubt (maximal 300 Besucher im Panorama-Freibad und 250 im Panorama-Bad). Die Karten können, sollte kein Freibadwetter herrschen, nicht zurückgegeben werden. Saison- und Zehnerkarten sind ungültig. Allgemein gilt, dass Kindern unter 14 Jahren der Zutritt nur in Begleitung des Erziehungsberechtigten gestattet ist. Beim Betreten und Verlassen des Bads ist ein Mundschutz zu tragen. Um einen Begegnungsverkehr zu vermeiden, werden Eingang, Ausgang und die Wege im Bad durch Absperrbänder gekennzeichnet. Im Freibad bleiben sämtliche Umkleidekabinen und Duschen geschlossen. Nur die Toiletten haben geöffnet. Im Schwimmbecken herrscht Einbahnverkehr mit Überholverbot auf vorgeschriebenen Bahnen. Denn auch im Wasser muss der Sicherheitsabstand eingehalten werden. Bei zu großem Andrang im Becken kann die Aufenthaltsdauer begrenzt werden.

Siehe auch: Welche Bäder öffnen, welche bleiben zu?

Für Stadtverwaltung und Bäderbetrieb gab es zu Beginn der Sitzung nur eine Option: das Panorama-Freibad und das Waldschwimmbad Kniebis zu schließen und das Panorama-Bad und das Hallenbad Wittlensweiler ab 14. September zu öffnen.

Damit würde sich das im Wirtschaftsplan 2020 bezifferte Defizit für alle Bäder (ohne Tiefgarage) von knapp 2,41 Millionen Euro auf 2,9 Millionen Euro erhöhen. Nur die Schließung aller Bäder für die gesamte Saison käme mit einem Gesamtdefizit von 2,66 Millionen Euro günstiger. "Es macht keine Freude, ein eben eröffnetes Freibad zu zu lassen", bekräftigte der Oberbürgermeister, der aber angesichts der personellen Situation und der Finanzlage der Stadt keine andere Möglichkeit sieht.

"Wir müssen uns auf ein Bad konzentrieren."

Er wolle lieber das Panorama-Bad öffnen, um auch bei schlechtem Wetter das Schwimmen zu ermöglichen, machte er deutlich. Familien ein unbeschwertes Badevergnügen zu ermöglichen, sei angesichts der erlaubten Personenzahl im Wasser "völlig unmöglich", so der OB. Einer parallelen Öffnung beider Bäder erteilte er eine klare Absage: "Das ist schlichtweg nicht möglich und personell nicht zu leisten." Sein Fazit: "Wir müssen uns auf ein Bad konzentrieren."

Kurz vor der Sitzung hatte die CDU-Fraktion noch schnell einen Antrag gestellt. Demnach sollte das Panorama-Bad am 30. Juli und damit zu Beginn der Sommerferien geöffnet werden. Ferner sollte geprüft werden, ob die Besucher die Freiflächen des Freibads mitbenutzen könnten. Panorama-Freibad, Hallenbad Wittlensweiler und das Freibad Kniebis sollten bis auf Weiteres geschlossen bleiben. Man müsse der Bevölkerung das Baden unabhängig vom Wetter ermöglichen, argumentierte Stadtrat Andreas Bombel.

Stadträtin Anita Zirz (SPD) sprach von einem Kompromiss, sollte nur ein Bad geöffnet werden und plädierte ebenfalls dafür, das Panorama-Bad zu Beginn der Sommerferien zu öffnen.

An der frischen Luft weniger Ansteckungsgefahr

Bärbel-Altendorf-Jehle (Bürgeraktion) wollte dagegen lieber das Panorama-Freibad öffnen, weil sich die Menschen danach sehnten, wie sie glaubt, und weil an der frischen Luft weniger Ansteckungsgefahr drohe. Auch müsse ihrer Meinung nach das Hallenbad Wittlensweiler geöffnet werden, wegen des Schwimmunterrichts für Grundschüler, für Schwimmkurse, Babyschwimmen und für die Rheumaliga. Sie schlug vor, die Verantwortung für das Kniebiser Freibad einem Verein zu übertragen, was Oberbürgermeister Osswald kategorisch ablehnte. Schließlich stünden er und der Leiter des Bäderbetriebs in der Haftung.

Stadtrat Wolfgang Tzschupke (FWV) sprach sich dafür aus, das Panorama-Freibad zu öffnen und anschließend das Hallenbad. Das müsse das Ziel sein, meinte er. Der Oberbürgermeister machte zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass dies für ihn nicht in Frage komme. "Ich wüsste nicht, wo wir das Geld herbekommen sollten. Mit diesem Beschluss hätte ich heftigste Probleme." Denn dann würde das Defizit aller Bäder zusammen auf über drei Millionen Euro ansteigen und um rund 780.000 Euro über dem Planansatz liegen.

Gleich fünf verschiedene Anträge

Beate Gernsheimer brachte noch den Tourismus ins Spiel, Hermann John machte sich für die Frühschwimmer stark, und Michael Kaltenbach (alle FWV) bezeichnete "alles als Makulatur", da sich die Corona-Verordnung alle paar Tage ändert. Kaltenbach: "Es wird jeden Tag eine andere Sau durchs Dorf getrieben." Osswald: "Wir rennen seit März jeden Tag einer anderen Sau hinterher."

Nach einer Pause, in der sich die Fraktionen nochmals beraten konnten, wurden fünf unterschiedliche Anträge gestellt. Die Bürgeraktion wollte, dass das Panorama-Freibad bereits zum 22. Juni und nach den Sommerferien dann das Hallenbad Wittlensweiler geöffnet wird. Nach der Schließung des Panorama-Freibads solle das Panorama-Bad öffnen. Dieser Antrag wurde bei nur neun Ja-Stimmen und einer Enthaltung abgelehnt.

Der Antrag der SPD lehnte sich daran an, sah zudem eine geänderte Regelung für das Frühschwimmen im Panorama-Freibad vor. Dafür gab es nur eine Ja-Stimme und eine Enthaltung.

Erst Panorama-Freibad, dann Panorama-Bad öffnen - Wittlensweiler und Kniebis bleiben zu

Der Antrag der FWV, das Panorama-Freibad zum 22. Juni zu öffnen, es dann zum 14. September zu schließen und stattdessen das Panorama-Bad zu öffnen, während das Hallenbad Wittlensweiler und das Freibad Kniebis geschlossen bleiben sollten, erhielt schließlich mit 19 Ja-Stimmen eine deutliche Mehrheit. Über die Anträge der CDU und der Verwaltung wurde dann gar nicht mehr abgestimmt.

Bürgermeister gegen Beschluss

Oberbürgermeister Julian Osswald hatte es bereits angekündigt. Jetzt fand er noch deutlichere Worte für die Entscheidung des Gremiums: "Ich werde diesem Beschluss widersprechen, weil er der Stadt Schaden zufügt. In zwei Wochen, kündigte er an, werde es zum Thema Bäder die nächste Sitzung geben, und sollte das Gremium bei seinem Beschluss bleiben, werde er die Angelegenheit an das Regierungspräsidium Karlsruhe übergeben.

Detaillierte Konzepte für Sicherheit und Hygiene

Freudenstadt - Laut Corona-Verordnung ist der Bäderbetrieb wieder erlaubt, allerdings nur mit erheblichen Einschränkungen und unter strengen Hygieneauflagen.

Die von Stadtverwaltung und Stadtwerken ausgearbeiteten Konzepte stellte Tobias Degout, Geschäftsführer des Bäderbetriebs, den Stadträten in der Sondersitzung zum Thema Öffnung der Bäder (siehe Bericht zuvor) in Form eines detaillierten Betriebskonzepts samt Sicherheits- und Hygienekonzept vor.

Wenn die Bäder geöffnet werden, dann gelten eine ganze Reihe von Vorschriften. Demnach müssen Badegäste für das Panorama-Freibad und für das Panorama-Bad ihre Eintrittskarten online für einen sogenannten Slot und somit für eine bestimmte Besuchszeit und eine vorgeschriebene Zeitspanne buchen.

Mehr als das Doppelte an Personal erforderlich

Dies soll gewährleisten, dass sich nicht mehr Besucher im Bad aufhalten als erlaubt (maximal 300 Besucher im Panorama-Freibad und 250 im Panorama-Bad). Die Karten können, sollte kein Freibadwetter herrschen, nicht zurückgegeben werden. Saison- und Zehnerkarten sind ungültig. Allgemein gilt, dass Kindern unter 14 Jahren der Zutritt nur in Begleitung des Erziehungsberechtigten gestattet ist. Beim Betreten und Verlassen des Bads ist ein Mundschutz zu tragen. Um einen Begegnungsverkehr zu vermeiden, werden Eingang, Ausgang und die Wege im Bad durch Absperrbänder gekennzeichnet. Im Freibad bleiben sämtliche Umkleidekabinen und Duschen geschlossen. Nur die Toiletten haben geöffnet. Im Schwimmbecken herrscht Einbahnverkehr mit Überholverbot auf vorgeschriebenen Bahnen. Denn auch im Wasser muss der Sicherheitsabstand eingehalten werden. Bei zu großem Andrang im Becken kann die Aufenthaltsdauer begrenzt werden.

Für die Einhaltung der Regeln ist zusätzliches Personal am Beckenrand, auf der Liegewiese, an der Kasse und bei den Toiletten erforderlich –insgesamt neun Personen und damit drei Mal so viel wie bisher.

Im Kleinkindbereich sind alle Attraktionen außer Betrieb, mit Ausnahme der Rutsche zwischen den beiden Becken. Tischtennis und Volleyball sind verboten. Im Hallenbad wird nur das Sport- und Freizeitbad geöffnet. Auch dort herrscht im Becken Einbahnverkehr mit Überholverbot. Schwalldusche, Wasserpilz, Massageduschen und Dampfgrotte bleiben außer Betrieb, um Menschenansammlungen zu vermeiden. An Rutschen, Springtürmen und Kletterwand muss der Mindestabstand eingehalten werden. Umziehen dürfen sich die Badegäste nur in Einzelkabinen.

Auch einige Duschen und Spinde müssen geschlossen bleiben. Pro Schicht beträgt der Personalaufwand im Panorama-Bad zwölf Personen. Er steigt damit um das 2,4-fache.