Im Landratsamt arbeiten rund 940 Mitarbeiter auf 633 Stellen. Bei den Personalkosten soll weiter gespart werden. Foto: Schwarzwälder-Bote

Rechenspiel hübscht Personalkosten des Landkreises auf. Rückert will nach Prüfung gegebenenfalls Personal kürzen.

Freudenstadt - Für Personal wird im Kreis Freudenstadt mehr Geld ausgegeben als in den meisten Kreisen im Land. Wie schlecht der Kreis dasteht, scheint aber eine Frage der Berechnung zu sein."Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast", soll Winston Churchill einmal gesagt haben.

Belege dafür gibt es nicht, aber die darin ausgedrückte Skepsis gegenüber komplexen Berechnungen machte sich am Montag im Kreistag breit. Es ging um den Personalkostenvergleich des Landkreistags, und um eigene Berechnungen des Landratsamts.

Der Kreis Freudenstadt hat die höchsten Personalausgaben in ganz Baden-Württemberg: 267 Euro wurden hier 2012 pro Einwohner für Personal ausgegeben.

Der Kreistag war und ist sich einig: Die "rote Laterne" müsse dringend abgegeben werden. Jedes Jahr sollen 300.000 Euro bei den Personalkosten eingespart werden. Das Gremium wollte aber auch wissen, ob nicht schon mit einer geänderten Berechnung die Misere abgemildert werden könnte.

Der Kreiskämmerer Ulrich Bischoff hat am Montag im Kreistag neue Zahlen präsentiert, die sogenannten Nettopersonalaufwendungen – und siehe da: Der Kreis hat nur noch Personalausgaben von 202 Euro pro Kopf. Die Erklärung dafür: Erstattungen vom Land sind hier schon eingerechnet.

Denn so mancher Waldarbeiter, der für die Pflege von Landesforst zuständig ist, wird zwar zunächst vom Kreis bezahlt, das Land erstattet dann aber die Kosten. Grund zum Aufatmen in der Verwaltung: Die 202 Euro seien nicht nur die bessere, sondern auch die ehrlichere Zahl, ließen Kämmerer und Landrat durchblicken.

Ganz anders sah das Kreisrat Ernst Wolf (FDP): Die Finanzverwaltung argumentiere mit dieser neuen Zahl so "wie ein Schüler, der die Note 6 geschrieben hat und sie dann seinen Eltern erklärt", sagte er. Man rede sich heraus.

Die Verwaltung habe offenbar kein Verständnis für das Problem, das für ihn aber nicht zu leugnen ist. "Es spricht vieles dafür, dass die Produktivität des Personals des Kreises nicht die beste ist." Er plädierte dafür, dass mehr Leistungen an Anbieter aus der freien Wirtschaft vergeben werden, sodass keine ungenutzten Personalressourcen Kosten verursachten.

Emotionale Diskussion

Andere Stimmen warnten vor der Privatisierung. Walter Trefz (Grüne) mahnte an, angesichts der Kostendiskussion die Qualität der Leistungen nicht aus den Augen zu verlieren und entgegnete Wolf: "Wenn die Qualität der Arbeiten schlecht ist, bleiben Sie darauf sitzen, egal wie günstig Sie produziert haben."

Kreisrat Klaas Klaasen (FWV) bewertete die neuerlichen Zahlen anders als Wolf: "Für mich ist das keine Verwässerung, sondern ein näheres Hinschauen." Man dürfe wegen der verbesserten Position im Ranking aber nicht in den Bemühungen nachlassen, die Effizienz zu steigern.

Landrat Klaus Michael Rückert sagte schließlich, er sei am Ende mit seinem Latein, wenn nun auch die neuen Zahlen nur als Angriffspunkt genutzt würden. Man müsse abwarten, was die Untersuchung der Firma Imaka Institut für Management GmbH ergebe, die die Landkreisverwaltung auf Einsparpotenzial durchforste.

Die Firma hat nach Angaben der Pressesprecherin des Landratsamts, Sabine Eisele, bereits 32 von 35 Landkreisen in Baden-Württemberg beraten. Daher gebe es zum Beispiel Erfahrungswerte, wie viele Fälle ein Mitarbeiter des Sozialamts bearbeiten müsse. So kann festgestellt werden, ob die Belastung der einzelnen Mitarbeiter erhöht werden kann, und folglich Stellen gestrichen werden – bislang rein hypothetisch gesprochen.

Je nachdem, wie das Untersuchungsergebnis ausfalle, müsse man handeln: "Ich will keinen Speck ansetzen beim Personal", sagte Rückert. "Wenn die Firma Imaka findet, dass wir zu viel Personal haben, dann bauen wir das sozialverträglich ab." Er sei selber gespannt auf das Ergebnis.

Diese Haltung wiederum war Kreisrat Ulrich Krauth (CDU) ein Dorn im Auge: Dass sich der Landrat so sehr auf das Ergebnis der externen Prüfung stützt, sei für ihn nicht nachvollziehbar. "Der Landrat, der eigentlich der Lenker im Kreis ist, gibt das Steuer aus der Hand und überlässt einem externen Prüfer das Gaspedal."

Rückert beendete die emotional geführte Diskussion, indem er betonte, der externe Prüfer werde lediglich eine objektive Bewertung abgeben. Welche Schlüsse daraus gezogen würden, müsse dann der Kreisrat als Gremium diskutieren.