Themenreihe Demenz des FZF stößt auf großes Interesse / Die Leiden der Angehörigen

Eine achtteilige Kursreihe zum Thema Demenz ist im Mehrgenerationenhaus Familien-Zentrum Freudenstadt (FZF) gestartet. Das Intersse am Thema übersteigt die Kapazitäten.

Freuden stadt. Das FZF will mit der Demenzreihe Angehörige unterstützen, die Demenz-Patienten pflegen. Die Veranstaltungsreihe wird von der Alzheimer-Gesellschaft Baden-Württemberg unterstützt.

Den Auftakt machte Klaus Rademacher, Oberarzt und Leiter des Geriatrischen Schwerpunkts der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt. Sein Thema: "Wissenswertes über Demenz" und "Demenz verstehen". Rund 30 Zuhörer, auch Erkrankte, waren am ersten Abend dabei. Es zeichnete sich ein sehr großer Bedarf ab, die Warteliste füllte sich schnell, so das FZF. Eine Teilnehmerin, die seit vielen Jahren ihren erkrankten Mann betreut, sagte: "So eine Veranstaltung hätte ich schon 2005 gebraucht."

Leidet jemand an Alzheimer-Demenz, oder ist es noch die normale "Altersvergesslichkeit"? Von Demenz sind zunehmend mehr Menschen betroffen, sei es als Patient oder als Angehörige. Aufgrund von Angst- und Schamgefühlen werde die Krankheit vielfach tabuisiert, obwohl Angehörige oft viel Hilfe im Alltag bräuchten.

Menschen mit Demenz falle es zunehmend schwer, sich zu erinnern, neue Erfahrungen aufzunehmen und sich räumlich und zeitlich zu orientieren. Angehörige begleiten und pflegen Demenzkranke oft rund um die Uhr. Rademacher gab Einblick in medizinische Erkenntnisse, Informationen zu den verschiedenen Krankheitsbildern, deren Risiken, Ursachen, Frühdiagnosen und Behandlungsansätze. Es entstand ein reger Austausch, in dem es auch viel um die Bewältigung des Alltags mit Erkrankten ging, um herausfordernde Situationen, die pflegenden Angehörigen und Berufsgruppen viel an Wissen, Geduld und Verständnis abverlangen, einhergehend mit den fortschreitenden Veränderungen der Erkrankten.

Demenziell Erkrankte leben laut Rademacher, je nach Phase der Erkrankung, nur noch in ihrer eigenen Gefühlswelt und nehmen einfache Dinge des Alltags anders wahr als zuvor. Doch auch den Fragen "Wie erleben die Betroffenen die Krankheit und was wünschen sie sich?" wurde nachgespürt. Ebenso standen viele Praxishilfen für den Alltag und die Planung der Zukunft mit den Betroffenen im Fokus. Es wurde auch Verständnis geäußert, wenn Angehörige an Belastungsgrenzen stoßen, die Betreuung zu Hause nicht mehr leistbar ist und für die Erkrankten etwa ein Pflegeheimplatz in Betracht gezogen werden muss. "Irgendwann geht es nicht mehr. Man schläft nicht mehr." Der Arzt sei mit viel Einfühlungsvermögen auf die Fragen und Erlebnisberichte eingegangen: "Auch Angehörige brauchen Hilfe."

Die Reihe wird fortgesetzt mit weiteren Referenten: Günter Bauer vom Pflegestützpunkt Freudenstadt sowie Bärbel Leiser und Gabi Bender von der Diakonie. Klaus Rademacher wird die Demenzreihe mit einem Referat im Dezember beschließen. Die weiteren Vortragsthemen: Informationen zur rechtlichen Vorsorge, Den Alltag erleben, Pflegeversicherung und Entlastungsangebote, Herausfordernde Situationen und Pflege, Entlastung für Angehörige und Menschen mit Demenz im Krankenhaus – letzte Lebensphase.

Die Vorträge der Reihe finden jeweils im Café Augenblick des Familien-Zentrums-Freudenstadt in der Reichsstraße 16 statt. Das FZF will Informationsmaterial für pflegende Angehörige zur Verfügung stellen. Es kann auch während den täglichen Öffnungszeiten des FZF kostenfrei eingesehen und mitgenommen werden.

Das Familien-Zentrum Freudenstadt wird ab Ende Januar aufgrund der sehr großen Nachfrage im Landkreis, in der Stadt und der bereits großen Warteliste eine erneute Kursreihe starten. Termine werden noch bekannt gegeben.   Kontakt: Weitere Informationen und Anmeldung im FZF, vormittags unter Telefon 07441/95 04 30.

Als Demenz bezeichnet man eine anhaltende oder fortschreitende Beeinträchtigung des Gedächtnisses, des Denkens oder anderer Hirnleistungen. Die Ursache dafür kann unterschiedlich sein. So gibt es verschiedene Demenzformen wie die Alzheimer-Krankheit (60 Prozent der Fälle) oder die vaskuläre Demenz (20 Prozent) in Folge von Durchblutungsstörungen des Gehirns. Dazu kommen Mischformen sowie Krankheiten wie Demenz bei Morbus Parkinson, die Frontotemporale Demenz oder die Levy-Körperchen-Demenz, häufig als Folge eines jahrelangen übermäßigen Alkoholkonsums. Eine demenzielle Erkrankung kann in seltenen Fällen auch in Folge von Hirntumoren und Schädel-Hirn-Traumata auftreten. Laut Alzheimer-Gesellschaft leben in Deutschland rund 1,7 Millionen Menschen mit einer Demenz. Die Erkrankung tritt meist in höherem Alter auf, aber auch Menschen unter 60 können bereits davon betroffen sein.