Völlig aus dem Häuschen waren die Fans beim Public Viewing in der Freudenstädter Turnhalle.... Foto: Schwark

Feier hält alle wach. Warten aufs Weltmeister-Trikot. Unternehmen freuen sich über zufriedene Mitarbeiter.

Freudenstadt - Der erlösende Freudentaumel über den WM-Sieg der deutschen Elf machte die Nacht zum Montag für manchen Fußballfan lang. Dass das nächtliche Feiern ihnen gestern in den Knochen steckte, nahmen viele Zuschauer gerne in Kauf – auch wenn die Arbeit rief.

Harry Kläger von der Kläger Event- und Veranstaltungs GmbH, der das Public Viewing in der Turn- und Festhalle Freudenstadt zusammen mit Oliver Widmann, Inhaber des Martinique, veranstaltete, hat in der Nacht des WM-Finales "keine Minute geschlafen". Allerdings hat Kläger auch keine Minute von dem Spiel gesehen. Er hatte alle Hände voll mit der Bewirtung der Zuschauer zu tun, und nach der Übertragung samt Siegesfeier ging’s in der Halle nahtlos mit dem Aufräumen weiter. Aber Kläger nahm sich vor, die Aufzeichnung des Finales am gestrigen Montag in Ruhe anzuschauen.

Spannender hätte das WM-Finale kaum sein können, so spannend, dass die Aufregung bei hochschwangeren Zuschauerinnen gar geburtsauslösend war, dann allerdings doch nicht. Jürgen Schulze-Tollert, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Freudenstädter Krankenhaus, berichtet von einer ruhigen Nacht auf der Geburtsstation. Zwei Kinder kamen dort in der Nacht zum Montag auf die Welt, aber nicht während oder im zeitlichen Umfeld des WM-Spiels. "Es war eine ruhige Nacht", sagt Schulze-Tollert. Eine der beiden diensthabenden Hebammen habe das Spiel in der Klinik anschauen können, die andere allerdings nach einer werdenden Mutter sehen müssen.

In der Backstube der Bäckerei Ziegler in Schopfloch herrscht naturgemäß über Nacht Betrieb. So auch während des WM-Finales. Der erste Mitarbeiter musste bereits mit Anpfiff um 21 Uhr in der Backstube stehen. Nach und nach kamen weitere Bäcker dazu. "Die Mitarbeiter hatten das Radio laufen in der Backstube, das war natürlich spannend", sagt Renate Sauter, Leiterin der Backstube, und sie feierten den Sieg zwischen Brezeln und Brötchen. Der Sieg steckte der übrigen Belegschaft, die um 2 Uhr eintrudelte, in den Knochen: Statt in der ersten Hälfte der Nacht zu schlafen, hatten alle das Spiel verfolgt. "Wir haben heute morgen dann keine Dinge mehr erledigt, die auch noch warten können, sondern haben geschaut, dass wir zeitig fertig sind", sagt Renate Sauter.

Bei Arburg in Loßburg waren die Mitarbeiter nach Angaben von Pressesprecherin Susanne Palm gestern "sehr gut drauf". Auch wenn der Schlaf in der Nacht von Sonntag auf Montag wohl etwas zu kurz kam: "Die Euphorie macht alles wett", sagt Palm. Die Optimisten unter der Belegschaft hatten wohlweislich für Montag frei genommen. "Das WM-Fieber war während der gesamten Zeit spür- und sichtbar", sagt Palm. Zum Beispiel sei das Betriebsrestaurant im WM-Stil geschmückt gewesen.

Bei Homag in Schopfloch sei die Stimmung gut, "prima, wie überall", sagt Pressesprecher Kai Knitter. Das WM-Fieber werde in dem Unternehmen aber nicht sichtbar: Die Mitarbeiter trügen Kleidung in den Firmenfarben. Wegen des Fußballspiels habe allerdings die Spätschicht am Sonntagabend später angefangen. Während die Fans zitterten, stand die Produktion bei Homag still.

Das passende Weltmeister-Outfit – das 54-, 74-, 90- und 14-Gewinner-T-Shirt – gibt es vermutlich ab Mitte der Woche in den Sportgeschäften in der Region zu kaufen. Bis das Weltmeister-Trikot mit dem vierten Stern eintrifft, müssen sich alle Fans dagegen noch etwas gedulden. Diese werden erst seit gestern Nacht produziert, und die Nachfrage ist natürlich groß, sodass adidas diese Trikots wahrscheinlich erst im August ausliefern wird.

Dennoch seien gestern schon viele "Weltmeister" im Siegesrausch in die Läden gekommen, um ein Trikot zu erwerben, sagt Christoph Faisst, Geschäftsführer von Sport Faisst in Mitteltal. "Es gab welche, die das neue Trikot vorbestellt haben, aber auch diejenigen, die lieber das ›alte‹ Trikot haben wollten, mit dem wir auch tatsächlich Weltmeister geworden sind."