Daniel Züfle (links) und sein Bruder Marcel (rechts) im Moskauer Luschniki-Stadion kurz vor dem Spiel Deutschland gegen Mexiko Foto: Züfle

Daniel Züfle ist wieder im Nordschwarzwald. Im Interview schildert er Eindrücke von der Fußball-WM in Russland.

Freudenstadt/Moskau - Daniel Züfle aus Freudenstadt war bei der Fußball-WM in Russland. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Marcel hat er das erste Deutschland-Spiel der Gruppenphase gegen Mexiko live in Moskau erlebt. Wenige Stunden vor dem Spiel am Sonntag wurde er unverhofft zum Fernseh-Star: Im Vorprogramm der Begegnung der deutschen Nationalmannschaft mit den Mexikanern wurde Züfle von Moderatorin Kathrin Müller-Hohenstein für das ZDF interviewt. Inzwischen ist er wieder im Lande und kann von seiner Reise erzählen.

Hallo Daniel, du bist eben von deinem WM-Trip nach Russland zurückgekehrt. Wie kamen du und dein Bruder denn auf die Idee?

Wir wollten schon länger mal zum Fußball nach England fahren, leider hat das bis jetzt nie geklappt, weil die Karten bei den großen englischen Clubs echt schwer zu bekommen sind. Wir haben uns dann in der ersten Verkaufsphase für die WM-Karten bei der FIFA beworben. Das war zu einem Zeitpunkt, an dem die Gruppen noch gar nicht ausgelost waren. Wir haben einfach auf gut Glück ein Wochenende ausgesucht, an dem zwei Spiele in Moskau stattfanden - und wurden belohnt.

Abgesehen von der Begegnung Mexiko-Deutschland, welches Spiel habt ihr beiden denn noch gesehen?

Argentinien gegen Island. Jetzt im Nachhinein muss ich sagen, das war fast das spannendere Spiel. Es war wirklich interessant zu sehen, wie Lionel Messi von den argentinischen Fans quasi wie ein Gott verehrt wird. Das wurde durch die unzähligen Trikots und Plakate mehr als deutlich. Als er den Platz betreten hat, haben sie sogar eine eigens gedichtete Messi-Hymne gesungen. Wir selbst standen eigentlich mitten im Fanblock der Isländer, keine 20 Meter vom Trommler entfernt. Beim Viking-Clap der Isländer habe ich echt Gänsehaut bekommen.

Und wie seid ihr zum ZDF-Interview mit Kathrin Müller-Hohenstein gekommen?

Abseits der Spiele haben wir uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt angeschaut, am Sonntag war es uns in der Innenstadt allerdings zu voll. Deshalb sind wir vor dem Spiel noch mal zurück auf das Fan-Fest gegangen, wo wir von einem Mitarbeiter des ZDF zu dem Interview eingeladen wurden.

Wie hast du das Spiel der deutschen Elf gegen Mexiko erlebt?

Das ZDF hat uns erzählt, die mexikanischen Fans seien in der Unterzahl - davon haben wir aber überhaupt nichts gemerkt. Die Atmosphäre war gigantisch! Die Mittelamerikaner haben scheinbar eine etwas andere Fan-Kultur als wir - die sind da nicht so schüchtern. Die Fans um uns herum haben sich jedenfalls über die vollen 90 Minuten die Seele aus dem Leib gebrüllt.

Habt ihr was von den berüchtigten Puto*-Rufen mitbekommen?

Ja, aber nur zwei Mal bei Abstößen von Manuel Neuer. Ich verstehe ja kein Spanisch, aber auch sonst glaube ich, die mexikanischen Fans um uns herum haben unserer Mannschaft nicht gerade Komplimente zugerufen. Abgesehen davon ging es auf den Rängen, auf denen die Fans bunt durchgemischt waren, fair zu. Auch wenn uns nicht zum feiern zumute war, haben wir den mexikanischen Fans nach dem Spiel noch zum Sieg gratuliert, ihr Team war klar die bessere Mannschaft.

Was war dein Eindruck generell von der WM in Russland?

Alles schien uns gut organisiert zu sein, die öffenltichen Verkehrsmittel sind mit den Menschenmassen gut fertig geworden. Selbst nach den Spielen hatten wir nur kurze Wartezeiten an der Metro. Auffällig war die starke Polizei- und Militärpräsenz in der Stadt, die ich persönlich aber nicht negativ empfunden habe. Ich will mich auf einer solchen Großveranstaltung sicher fühlen und das war definitiv gegeben.

Würdest du wieder zur Fußball-WM fahren?

So viele Kulturen, die gemeinsam in einem Land ein großes Fußball-Fest feiern - das ist eine unglaubliche Erfahrung, die aber tatsächlich schwer zu beschreiben ist. Das sollte eigentlich jeder Fußball-Fan mal erlebt haben. Zur nächsten Fußball-WM in Katar fahre ich aber vermutlich nicht. Eher noch zu einem Spiel der Europameisterschaft 2020, das in einem Land in der Nähe stattfindet.

Deine Einschätzung: Wie geht es für die deutsche Mannschaft weiter?

Mein Gefühl nach der Niederlage gegen Mexiko sagt mir, dass es dieses Mal schon für einen Erfolg in der Gruppenphase richtig knapp wird. Ich hoffe aber inständig, dass die Deutschen es wenigstens als Zweite weiter schaffen. Danach ist alles offen, für den Weltmeistertitel kommen meiner Meinung nach am ehesten die Franzosen in Frage.


*spanisch für Strichjunge, Stricher