Parteien: Grünen-Landtagskandidat Winfried Asprion diskutiert mit Dehoga-Vertretern / Schleppende Hilfen und hohe Kosten
Um die Gastronomie in Corona-Zeiten ging es bei einem Treffen von Vertretern des Dehoga Freudenstadt und dem Grünen-Landtagskandidaten Winfried Asprion im Hotel Fritz in Lauterbad.
Freudenstadt-Lauterbad. Die grüne Co-Kreisvorsitzende Esther Kießling war bei dem Gespräch ebenfalls dabei. Rund 230 Betriebe sind im Dehoga Freudenstadt organisiert; von den Hoteliers sind die meisten mit an Bord.
Vorsitzende Beate Gaiser stellte zunächst die Hotellerie und Gastronomie im Kreis vor und verwies auf die weiter steigende Nachfrage an Urlaub und Wellness, heißt es in einer Pressemitteilung Asprions. Gaiser kam aber schnell auf ein großes Problem zu sprechen: die schleppende Auszahlung der Überbrückungshilfen. Bei manchen Betrieben sei noch nicht einmal die November-Hilfe angekommen.
Da die Betriebe das Kurzarbeitergeld vorstrecken müssten und es teilweise lange dauere, bis die Bundesagentur für Arbeit es erstattet, beeinträchtige dies die Liquidität der Betriebe zusätzlich. Gaiser wies aber auch auf die gute Zusammenarbeit insgesamt mit dem Arbeitsamt hin.
Ein grundsätzliches Problem sei der Umgang mit Mitarbeitern. Insbesondere sei ein Teil der Belegschaft eingebunden, um die Auszubildenden zu betreuen. Diese Kosten fielen komplett auf die Betriebe zurück. Viele Beschäftigte arbeiteten in Teilzeit und seien auf die Einnahmen angewiesen, erhielten aber keine Unterstützung von staatlichen Stellen.
Anke Hoyer vom Hotel Grüner Wald in Lauterbad sprach noch das Problem der Arbeitszeitbeschränkungen an, die es für manche Betriebe schwer mache, flexibel auf Kundenwünsche zu reagieren. Der Dehoga plädiert für eine wöchentliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer von 48 Stunden, die im Durchschnitt von vier Kalendermonaten oder 16 Wochen nicht überschritten werden dürfe. Hier sollte über ein Pauschalmodell nachgedacht werden, bekräftigte Asprion.
Öffnung zu Ostern mit Vorlaufzeit
Um wenigstens noch einen Teil der Saison zu retten, sollten die Hotels und Gastronomiebetriebe zu Ostern öffnen können, heißt es weiter. Eine Vorlaufzeit, um die Betriebe hochzufahren, wurde angemahnt. Schließlich sei viel zu organisieren, unter anderem auch Hygienekonzepte. Das – zusammen mit Schnelltests – könne ausreichend Sicherheit gewähren, um wieder in den Normalbetrieb überzugehen.
Auf die Frage, wie man Betrieben, die unter Druck stehen, helfen könne, sagte Asprion, dass die Hilfen nicht mit dem Tag der Wiedereröffnung enden könnten, da sich voraussichtlich noch eine längere Durststrecke bei den Einnahmen ergeben könnte. Sonderabschreibungen und Investitionszuschüsse auf bestimmte Wirtschaftsgüter seien in Erwägung zu ziehen. Auch eine Verlängerung der Mehrwertsteuersenkung wäre neben einem erweiterten Verlustrücktrag in die Vorjahre ein probates Mittel.
Oliver Widmann, der das "Friedrichs am Kienberg" und die Diskothek Martinique betreibt, sagte, dass inzwischen viele Betriebe Rücklagen, die sie für Investitionen einsetzen wollten, für den laufenden Betrieb verwenden mussten. Das würde eine Zunahme des Investitionsstaus bedeuten. Dort wäre laut Winfried Asprion auch das Land in der Pflicht, über die Förderbanken entsprechende Möglichkeiten zu schaffen.
Schillinger bringt Bahnstation ins Spiel
Ebenso kam das Thema Unternehmerlohn in die Diskussion. Denn dieser sei aktuell die Grundlage von Ersatzleistungen. Bei dem Thema brauche es eine neue gesetzliche Regelung.
Steffen Schillinger vom Hotel Fritz brachte eine stillgelegte Bahnstation ins Spiel, die seine Kunden und die anderer Häuser in Lauterbad gut nutzen könnten. Darauf entgegnete Winfried Asprion, dass es Programm der Grünen sei, stillgelegte Bahnstrecken wieder zu reaktivieren. Es bedürfe eines weiteren Umdenkens weg von der Straße hin zur Schiene.
Bei der Diskussion ging es auch um den Breitbandausbau und die Zuschüsse bei Investitionen. Das Thema Zuschüsse sprach Christina Beilharz vom Hotel Rössle in Alpirsbach an. Da gebe es das "de-minimis-Problem". Demnach dürften alle Zuschüsse zusammen bestimmte Beträge nicht überschreiten. Da hier auch Landesgelder für Personal und Ausbildung einberechnet würden, fehle der Betrag dann bei der tatsächlichen Investition.
Gerade weil der Hotel- und Gastronomiebereich ein Synonym für den Landkreis sei, sagten Asprion und Esther Kießling jede Form der Unterstützung über die Landtagsfraktion der Grünen zu.