Der Ruhestein (Bild) als Standort für das zentrale Besucherinformationszentrum des Nationalparks bekommt neue Konkurrenz: Forbach geht jetzt mit der Schwarzenbachtalsperre ins Rennen.Archiv-Foto: NAZ Foto: Schwarzwälder-Bote

Landtagsabgeordneter Markus Rösler informiert sich vor Ort / Unterstützung für Wildtierreservat ohne Bambi-Image

Von Sylvia Wiegert Region. Die Mission hieß Brücken bauen und sich kümmern, und der Auftrag kam vom Ministerpräsidenten höchstpersönlich: Sechs Stunden war Markus Rösler, naturschutzpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, am Donnerstag in der Nationalparkregion unterwegs, um sich ein Bild vom Projektstart zu verschaffen – und der ist teilweise nicht einfach. "Ich hätte nicht gedacht, dass die Situation so dramatisch ist", kommentierte Rösler die Arbeitsbedingungen, unter denen die neue Nationalparkverwaltung zum Teil ans Werk gehen muss. Knapp zwei Monate nach Projektstart klemmt es am vorläufigen Verwaltungssitz in Klosterreichenbach beispielsweise vor allem an der Technik: Telefone sind nicht vernetzt, die Computerausstattung noch mangelhaft und nicht kompatibel und Sekretariatsstellen noch unbesetzt. Selbst die beiden Nationalparkleiter Wolfgang Schlund und Thomas Waldenspuhl sind gleichsam Sekretärin in eigener Sache. Und die Zeit drängt: Am 3. Mai soll die Eröffnungsfeier für den Park stattfinden, bis dahin muss das Festprogramm stehen und vieles weitere erledigt sein – das Nationalparkteam arbeitet auf Hochtoren.

"Ich habe Hochachtung davor, was hier in den vergangenen Wochen trotz widriger Arbeitsbedingungen geleistet wurde", lobt der grüne Politiker das Team, das ein beachtliches Jahresprogramm zusammengestellt hat, Nationalpark-Ranger ausbildet, sich um Bewerber für die Nationalparkstellen oder um Bachelor- oder Masterarbeiten für Studenten kümmert. Dafür ist es an anderen Stellen ruhiger geworden: Vom Ruhestein über Klosterreichenbach nach Forbach führte Röslers Tour, und was ihm in der Murgtalgemeinde im Kreis Rastatt berichtet wurde, kennt der Grüne auch aus anderen Orten: Um die Projektkritiker ist es in letzter Zeit stiller geworden. "Die Gegner sind jetzt nicht zu Befürwortern geworden", sagt Rösler, aber vielerorts versuchen die Menschen nun, das Beste aus der Situation zu machen. Auch in Forbach. Von dort bekommt der Ruhestein als möglicher Standort für das Besucherinformationszentrum des Nationalparks jetzt neue Konkurrenz: Bürgermeister Kruno Kußmann will die Schwarzenbachtalsperre ins Rennen um das Zentrum schicken. Dort soll rund um das Schwarzenbach-Hotel ein neuer touristischer Anziehungspunkt entstehen. Dieses Engagement gefällt Rösler: "Ich wünsche mir, dass auch andere Gemeinden darüber nachdenken, wie sie das Projekt begleiten können." Dabei schätze er durchaus auch kritische Stimmen: "Die Politik des Gehörtwerdens geht weiter", so Rösler. Auch wenn das Nationalparkgesetz jetzt stehe, sei er für Anregungen aus der Region stets offen.

Das gilt auch für das gewünschte Wildtierreservat zwischen Alexanderschanze und Glaswaldsee, das Freudenstadt gemeinsam mit den Gemeinden Bad Rippoldsau-Schapbach und Bad Peterstal-Griesbach an die Nationalparkkulisse andocken will. "Ich halte es touristisch für eine gute Idee, Wildtiere des Nordschwarzwalds auf einer größeren Fläche zu zeigen", sagt Rösler, macht dabei aber auch gleich Einschränkungen. Das Reservat, so der grüne Landtagsabgeordnete, müsse in ein nachhaltiges Mobilitätskonzept für die Region und den öffentlichen Personennahverkehr eingebunden sein, und der Unterschied zum Nationalpark, also zwischen Wildnis und Reservat, müsse den Besuchern deutlich vermittelt werden. "Wir dürfen nicht den Fehler machen, der im Bayerischen Wald gemacht wurde. Dort denken die Leute, wenn sie das Wildtierreservat besuchen, dass sie im Nationalpark sind."

Wichtig ist für Rösler daher die Einbindung eines pädagogisch ausgebildeten Wildbiologen in dieses Projekt, der den Besuchern wichtige Informationen zu den Tieren und zu ihrem Lebensraum geben kann. "Ich wünsche mir da eine sinnvolle touristische Einrichtung und keine Bambi-Vorstellung", sagt Rösler.

Das erste Jahresprogramm für den Nationalpark Schwarzwald steht: Insgesamt 283 Touren, Führungen und Informationsveranstaltungen werden im Park und seiner umliegenden Region in diesem Jahr angeboten. Dabei sollen Einheimische als auch Urlaubsgäste gleichermaßen angesprochen werden. Die Angebotspalette reicht von Nachtwanderungen auf der Suche nach Eulen über Erlebnis-Touren am Wilden See bis hin zu Themenwanderungen unter einem Motto wie beispielsweise "Kunst und Natur".

Bei der Programmauswahl wurde besonderer Wert darauf gelegt, die Angebote über die gesamte Nationalpark-Kulisse zu verteilen. Inhaltlich zielt das Programm auf den Fokus Wildnis ab. Es soll den Besuchern den Unterschied zwischen Nationalpark und Wirtschaftswald zeigen und damit die Idee des Nationalparks deutlich machen. Dabei soll der Blick weit über den Tellerrand des Schwarzwalds gelenkt werden: Berichte aus verschiedenen Nationalparks dieser Erde – etwa Indien, Brasilien oder China – stehen ebenfalls auf dem Programm. Das Jahresprogramm des Nationalparks Schwarzwald gibt es als Download unter www.schwarzwald-nationalpark.de.