Schulleiter Lindner unterrichtet mit Begeisterung im virtuellen Klassenzimmer. Foto: Schule Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Gewerbliche und Hauswirtschaftliche Schule lehrt wacker weiter

Trotz Schulschließung werden an der Gewerblichen und Hauswirtschaftlichen Schule Horb die Unterrichtsstunden gemäß des Stundenplans gehalten – nur eben in anderer Form.

Kreis Freudenstadt. Schulleiter Jochen Lindner sieht in der aktuellen Corona-Krise auch Chancen, heißt es in einer Mitteilung der Schule. Wie überall im Land ruht der Unterrichtsbetrieb in den Klassenräumen. Jedoch haben weder Lehrer noch Schüler schulfrei. Gemäß den Vorgaben des Kultusministeriums sollen die Schüler mit Aufgaben zum Wiederholen und Üben von den Lehrern versorgt werden.

Dies könne in der Regel nur über E-Mail-Verkehr geschehen. Die Horber Schule überlasse die Jugendlichen dabei aber nicht sich selbst. Zu den Unterrichtszeiten und darüber hinaus stünden ihnen die Lehrkräfte per E-Mail oder Telefon für Fragen und Hilfe zur Verfügung.

Unterricht 4.0 kommt schneller als gedacht

Diesen Ansatz habe Schulleiter Lindner bewusst gewählt, um allen Beteiligten von Anfang an zu klarzumachen, dass dies keine Ferien seien. Die Beteiligung gebe ihm Recht. Die Lehrer meldeten regen Nachfrage- und Kommunikationsbedarf zurück.

Die Listen der E-Mail-Adressen, die die Schule "auf Verdacht" drei Tage vor der offiziellen Schulschließung auf den aktuellen Stand gebracht habe, seien nun hilfreich. Trotzdem lasse sich nicht jeder Schüler erreichen, manche wollten dies auch gar nicht, so die Schule. Dies müsse in der jetzigen Situation hingenommen werden. Dass der Unterricht nun vor der Unterrichtsstunde schülergerecht digital aufbereitet werden müsse, sei den Lehrkräften bewusst. "Alle stellen sich dieser neuen erweiterten Herausforderung", so Lindner.

Doch es zeigten sich auch Schwächen, die landesweit beobachtbar seien. Der Verkehr per E-Mail breche wegen Überlastung des zentralen Rechners immer wieder ab. Jetzt zahle sich aus, dass die Schule gleichzeitig eine eigene Plattform betreibe und sich so schon vor Jahren die Grundlagen für eine alternative digitale Kommunikation geschaffen habe.

Daten können von Lehrern zentral abgelegt und von Schülern abgerufen werden. Konferenzschaltung sollen zukünftig möglich sein. Anders funktioniere der Unterricht, sobald Klassen komplett mit Notebooks oder Tablets ausgestatten seien. Hier werde Stoff nicht nur wiederholt, sondern gemäß Lehrplan digital unterrichtet. Der Unterricht sei dann "völlig andersgeartet".

In der Fachschule für Technik brächten Schüler schon seit Jahren ihre eigene Laptops mit in den Unterricht und könnten von der zweiten Kommunikationsplattform der Schule profitieren. Die notwendige Ausstattung mit Geräten und Programmen sei somit sowohl durch privates als auch schulisches Engagement gegeben.

In diesen Klassen halten die Lehrer Fernunterricht über das Internet in Echtzeit. Der Lehrer könne nicht nur gehört und gesehen werden, sondern schreiben, zeichnen und konstruieren und das parallel erläutern. Schüler stellten in diesem virtuellen Klassenzimmer für alle hörbar Fragen, die dann entsprechend für alle beantwortet werden könnten. Schulleiter Lindner äußert sich begeistert über die "Einfachheit und das intuitive Arbeiten". Allerdings fehle bislang eine flächendeckender Breitbandversorgung.

In der ersten offiziellen Tabletklasse der Schule – Berufsschule Metall Zerspanungsmechaniker – sei die Verzahnung mit den Betrieben sehr eng. Die Lehrlinge erhielten den für den Unterricht den notwendigen Freiraum. Insgesamt sieht Lindner trotz der vielen Hindernisse dieser Tage auch eine große Chance hinsichtlich der Akzeptanz der digitalen Medien.

Derzeit befinde sich die Schule in der Findungsphase. Das Kollegium werde plötzlich durch die Bank mit dem Thema "Unterricht 4.0" konfrontiert, wie es sich viele vor der Corona-Pandemie nicht hätten vorstellen können. Lindner hofft, dass es eine andere Form des Motivationsschubs gegeben hätte.