Aus dem Boden ragt das Leerrohr für den mittels Spülbohrverfahren verlegten neuen Hausanschluss am ehemaligen Hotel Waldlust. Da greift auch Denkmalfreunde-Vizechef Tobias Schneider gerne zur Schaufel. Foto: Denkmalfreunde Waldlust Foto: Schwarzwälder Bote

Energieversorgung: Mit Spülbohr-Verfahren neuen Hausanschluss für das alte Hotel Waldlust verlegt

An Energie mangelt es den Mitgliedern des Vereins Denkmalfreunde Waldlust nicht, wenn es um den Erhalt des ehemaligen Nobelhotels Waldlust geht. Doch dem historischen Prachtbau drohte selbst der "Saft" auszugehen.

Freudenstadt. Eine der beiden Stromleitungen schwächelte zunächst und fiel dann ganz aus. Es handelte sich um eine alte Teerleitung aus den 40er- oder 50er-Jahren, sagt Tobias Schneider (25), mit Björn Kübler einer der beiden Vereinsvorsitzenden. Die zur Hilfe gerufenen Stadtwerke reagierten rasch und wollten das alte Hotel wieder mit ausreichend Energie versorgen.

Dazu bedienten sich die Stadtwerke eines nicht allzu häufig eingesetzten Verfahrens. Die Fachleute nennen es Spülbohrung. Dabei wühlt sich ein faustgroßer Bohrkopf, unterstützt von hydraulischem Wasserdruck, bis zu vier Meter unter der Erdoberfläche von Punkt A nach Punkt B, gesteuert über ein raffiniertes Ortungssystem, das den Weg des Bohrers vorgibt und diesen auch ständig kontrolliert. Sozusagen auf dem "Rückweg" nimmt der Bohrer dann ein Leerrohr mit, durch das schließlich ein neues Kabel geschossen werden kann. So erklärt es Tobias Schneider, der bei den Arbeiten selbst mit anpackte. Im Fall "Waldlust" war eine etwa 100 Meter lange Strecke zwischen einem Verlege-Graben der Stadtwerke an der Grundstücksgrenze und dem Gebäude für den neuen Hausanschluss zu überwinden.

Nur ein kurzer Graben war notwendig

Die Strecke musste freilich nicht mehr, wie sonst üblich, gegraben werden. Lediglich vor der Tür des Hotels wurde ein kurzer Graben mit einem kleinen Bagger ausgehoben, weil in direkter Nähe des Gebäudes unbekannte alte und neue Rohrleitungen vermutet werden, die durch den "Maulwurf" nicht beschädigt werden sollten. Tobias Schneider und Björn Kübler sind den Stadtwerken dankbar, dass sie schnell zur Stelle waren, denn das "Waldlust"-Team ist auf Energie aus den Steckdosen angewiesen. Zum einen war es gelungen, über den Winter die alte, seit zwölf Jahren nicht mehr benutzte Ölheizung wieder anzuwerfen und damit einen Teil der Kellerräume und den Festsaal zu beheizen. Das ergibt in dem historischen Bauwerk Pluspunkte beim dauerhaften Kampf gegen die Mauerfeuchte. Zum anderen wurde die Hotelküche mit großem körperlichen Putz- und Reparatur-Einsatz wieder funktionstüchtig gemacht und sieht inzwischen wieder ganz manierlich aus. Jetzt kann und soll sie bei Veranstaltungen wieder für die Bewirtung eine zentrale Rolle spielen. "Es funktioniert immer mehr", freut sich Tobias Schneider, der zurzeit damit beschäftigt ist, im Kellergeschoss des Hotels eine historische Putzwand freizulegen, die durch modrig gewordene Spanplattenbauten abgedeckt war.

Bestehendes bewahren, reparieren, erneuern, ergänzen und wieder zum Funktionieren zu bringen, das haben sich der kleine Verein und seine Idealisten zum Ziel gesetzt. Weitere Helfer sind stets willkommen.