Die Autorin Sonja Ruf hat am Kepler-Gymnasium in Freudenstadt ihr Abitur gemacht. Foto: Ruf Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Autorin Sonja Ruf veröffentlicht ihr elftes Buch / Erotik als "Suche nach Wärme"

Erotischer Literatur hängt nicht ohne Grund häufig der Geruch des Schmuddeligen und Verwerflichen an. Anders ist das bei Sonja Ruf, die das Sinnliche und Leidenschaftliche mit Melancholischem überzieht.

Freudenstadt. Dieser Tage ist das elfte Buch der Autorin erschienen. Es trägt den Titel "Die Liebenden von Starbitz". Sonja Ruf wurde 1967 in Pforzheim geboren und verbrachte einen großen Teil ihrer Kindheit und Jugend im Raum Freudenstadt, zuletzt im Loßburger Ortsteil Schömberg. 1986 machte sie das Abitur am Kepler-Gymnasium in Freudenstadt. Da ihre Eltern in Freudenstadt leben, pflegt Sonja Ruf noch immer einen intensiven Kontakt zu ihrer ehemaligen Heimat. Gegenwärtig lebt sie mit ihrem Ehemann in Saarbrücken.

Publikationen sind großteils vergriffen

Die Publikationen von Sonja Ruf sind inzwischen großteils vergriffen. Ihr neues Werk ist in diesem Jahr entstanden – nach einer kreativen Pause von vier Jahren. Sie nutzte die Zeit für eine Ausbildung zur Erzieherin. Heute übt sie diesen Beruf in der Grundschule aus. Da sie einen Teilzeitauftrag hat, bleibt ihr ausreichend Zeit für die Autorentätigkeit, die sie keinesfalls vernachlässigen möchte. Das Buch "Die Liebenden von Starbitz" vereint 19 Texte, Erzählungen und (Prosa-)Gedichte, die teilweise vorab in Anthologien und Literaturzeitschriften erschienen, für die aktuelle Ausgabe jedoch überarbeitet worden sind.

Die Titelgeschichte ist die umfänglichste dieser Sammlung und bringt zwei Frauen zusammen, die einander lieben, deren Träume letztlich aber nicht erfüllt werden. Diese Erzählung, in diesem Jahr entstanden, steht sinnbildlich für die literarische Arbeit von Sonja Ruf. Ihr geht es, wie sie sagt, um das "glückliche Scheitern" von Beziehungen, aus dem wider Erwarten den "Protagonisten das Glück erwächst".

In der Sinnlichkeit erkennt die Autorin die "Färbung der Welt": Erotik kennt keine Grenzen, sie erhebt das Dasein aus dem Wust der alltäglichen Banalitäten. In der Erotik erkennt Sonja Ruf "die Suche nach Wärme". Sinnlichkeit schreibt sie wesentlich auch der Natur zu. Hierfür steht exemplarisch ein Leitspruch zum Buch aus Bettina von Arnims "Günderode". Wenn Liebe und menschliche Begegnung zur käuflichen Ware werden, verlieren sie ihren Zauber.

So schildert Ruf in der Erzählung "Die verführten Männer von Serekunda" das geradezu verzweifelte Begehren einer älteren Frau. Sie hat sich einen Liebhaber zugelegt, der ihr Enkel sein könnte: Zuwendung auf Zeit und gegen harte Währung. Sonja Rufs Werke sind durchweg getragen von erotischer Spannung – mit Ausnahme ihres Jugendbuchs "Kein Herbst ohne Blätter".

Ihre ganz eigene Sicht menschlicher Bedürfnisse drückt sie aus in Schilderungen auch von Intimitäten, die trotz ihrer Deutlichkeit nicht anstößig wirken. Ihre Sprachkunst und der unprätentiöse Stil sind zu Recht auch von Edelfedern des deutschen Feuilletons gelobt worden. Sonja Rufs Biografie weist sie als erfolgreiche, gefragte Autorin aus, ausgestattet mit Auszeichnungen und zahlreichen Stipendien im In- und Ausland.

Lebenserfahrung in verschiedenen Berufen

Nach der Schule lernte Sonja Ruf Verlagsbuchhändlerin und studierte anschließend in Frankfurt Geschichte. Längere Zeit lebte und arbeitete sie in Leipzig – in der Stadt, der noch immer ihre große Zuneigung gilt. Lebenserfahrung erwarb sie in verschiedenen Berufen und Tätigkeiten. Heute gibt sie neben ihrer Erziehungsarbeit Kurse für kreatives Schreiben.

Das Buch: Sonja Ruf: "Die Liebenden von Starbitz"; Anthologie; konkursbuch-Verlag Claudia Gehrke, Tübingen 2018. 148 Seiten, Klappenbroschur; 12 Euro.