Claus Debusman, auch bekannt als "Mister Red Shoes", am Flügel. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Pianist Claus Debusman und die Beraterin Renate Radon im Kurhaus / Vortrag über Chancen künstlicher Intelligenz

Virtuose Klaviermusik und ein Vortrag über künstliche Intelligenz – das war bei einer Benefizveranstaltung des Reisebüros Broermann im Freudenstädter Kurhaus geboten.

Ein Teil des Eintrittspreises werde an die Lebenshilfe Freudenstadt gespendet, sagte Wolfgang Kemme, der Inhaber des Reisebüros, zu Beginn. Er hatte den Pianist Claus Debusman, besser bekannt als "Mister Red Shoes", und Renate Radon, als Beraterin bei weltweit führenden Technologieunternehmen tätig, für den Abend gewinnen können. Beide hatte Kemme bei einer Grönlandreise kennengelernt.

Was dann kam, war virtuose Klaviermusik. Da erklangen Debusmans Eigenkompositionen, da war der swingende Oscar Peterson zu hören. Aber auch mit Stücken von Frederic Chopin und Franz Liszt wurden die Gäste verwöhnt.

Claus Debusman gelang es schnell, sein Publikum zu begeistern. Flott, feurig und gewaltig erklangen die Töne, Sequenzen voller Energie und Spannung wurden abgelöst von getrageneren Abfolgen; zarte, sanfte Töne waren eher selten zu hören.

Seinen Eigenkompositionen hatte er klangvolle Namen gegeben wie "An der Reeling in der Nähe von Freudenstadt". Dabei spürte man bei seinen gewaltigen Tonfolgen geradezu die Wellenbrecher an der Mole. Mithilfe kleiner Gesangseinlagen imitierte er gekonnt Möwengeschnatter und weitere Wasservögel.

Vertrauen und Transparenz als Faktoren

Debusman agierte mit unglaublicher Musikalität, seine Finger ließ er geradezu auf den Tasten tanzen, ausgestattet mit seinen markanten roten Schuhen, einem roten Einstecktuch und einem rot gemusterten Hemd zeigte er unglaubliche Bühnenpräsenz.

Mit einem anspruchsvollen Vortragsthema war Renate Radon nach Freudenstadt gekommen. Sie hat Studienabschlüsse in Germanistik und Geschichte sowie in Betriebswirtschaft und Informatik und verfügt über fundierte Erfahrungen im Bereich der Umsetzung neuer Technologien. Sie beriet unter anderen weltweit führende Technologieunternehmen wie Microsoft, IBM und SAP.

In ihrem kurzweilig Vortrag gelang ihr das Kunststück, das komplexe Thema verständlich aufzubereiten, ohne auf die notwendige Tiefe zu verzichten. Radon zeigte, welche neuen Perspektiven die digitale Transformation in Wirtschaft, Gesellschaft, Gesundheit und Politik eröffnet. Die neuen Technologien erweiterten einerseits traditionelle Berufe und ermöglichten ungeahnte wirtschaftliche, wissenschaftliche und gesellschaftliche Fortschritte. Für Radon sind zwei Faktoren wichtig, damit die neuen Technologien erfolgreich genutzt werden können: breites Vertrauen und Transparenz. Was eigentlich künstliche Intelligenz ist und wie deren Umsetzung gelingen kann, zeigte Radon anhand vieler Einzelbeispiele auf.

Digitale Brillen für Chirurgen und Blinde

So ist Intelligenz allgemein die Fähigkeit, ein Problem zu lösen, künstliche Intelligenz zunächst einmal die Möglichkeit, unsere eigenen Fähigkeiten zu unterstützen, eine "Basistechnologie, die wir uns zu Nutzen machen sollten, wie in den letzten 100 Jahren das Auto und die Mobilität", so Radon.

Als ein plastisches Anwendungsbeispiel hatte Radon die derzeit weltweit 6500 verschiedenen Sprachen gewählt. Künstliche Intelligenz eröffnet die Möglichkeit, einander zu verstehen. Und während bei menschlichen Übersetzungen die Fehlerquote 5,9 Prozent beträgt liegt diese beim PC nur noch bei 5,1 Prozent. Radon ging auch auf digitale Brillen für Blinde oder Sehbehinderte, die sich mit diesen selbstständig in ihrer Umwelt bewegen können, und für Chirurgen ein, die mit diesen etwa während einer Operation Röntgenbilder im 3D-Format abrufen können. Oder "Eco-Mapping", das punktgenaues Düngen in Naturschutzgebieten ermöglicht, sowie der Einsatz von Drohnen, die erfolgreich im Kampf mit Epidemien eingesetzt werden.

Radon forderte eine baldige Charta für künstliche Intelligenz zu erarbeiten, "denn Menschen, die künstliche Intelligenz einsetzen, sollten sich darüber bewusst sein, was sie tun". Mit einem analogen Instrument, dem Klavier, setzte Debusman den Schlusston der Veranstaltung.