Bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung (von links): Alfred Baum, Toni Huber, Klaus Michael Rückert, Winfried Hermann und Margret Mergen. Foto: mos Foto: Schwarzwälder Bote

Nationalpark: Minister macht sich für Verkehrskonzept stark / Parkraummanagement geplant

Neue Regiobuslinien aus Baden-Baden, Achern, Freudenstadt und Baiersbronn sollen künftig den Nationalpark Schwarzwald erschließen.

Region (mos). Im Nationalparkzentrum Ruhestein haben Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und die Vertreter der Nationalparkkreise am Freitag eine gemeinsame Absichtserklärung zur Umsetzung des ÖPNV-Konzepts für den Nationalpark Schwarzwald unterzeichnet. Die wichtigsten Eckpunkte sind gesetzt und wurden der Öffentlichkeit vorgestellt.

ÖPNV-Angebot für Touristen und Besucher wird massiv ausgebaut

Gemeinsam mit Klaus Michael Rückert, dem Vorsitzenden des Nationalparkrats und Freudenstädter Landrat, sowie Landrat Toni Huber (Rastatt), Oberbürgermeisterin Margret Mergen (Baden-Baden), Dezernent Mario Mohr (Rastatt) sowie Kreisrat Alfred Baum (Ortenaukreis) wurde dabei auch die Absichtserklärung zur Umsetzung des vorgestellten Konzepts unterzeichnet. Zur Eröffnung des neuen Nationalparkzentrums im Jahr 2020 wird das bisherige ÖPNV-Angebot für Touristen und Besucher massiv ausgebaut. Ziel ist es, den Individualverkehr, der dort jetzt schon große Probleme bereitet, deutlich zurückzudrängen.

Dazu werden zunächst vier neue Regio-Schnellbuslinien eingerichtet, die auf direktem Weg von den Bahnhöfen Achern, Baden-Baden, Baiersbronn und Freudenstadt zum neuen Nationalparkzentrum fahren. Eine Anbindungen an den Schienenverkehr ist dabei gewährleistet.

Die Anbindung der Seitentäler erfolgt über Shuttleverbindungen – etwa aus Forbach oder Bad Peterstal. Die Busse fahren im Sommer im Stundentakt von 8 bis 20 Uhr, im Winter alle zwei Stunden von 10 bis 20 Uhr. Das Land wird für die Regiobusse insgesamt vier Millionen Euro (fünfmal 800 000 Euro) und 500 000 Euro für die Shuttlebusse, zunächst für drei Jahre, zur Verfügung stellen, so der Minister.

Erprobt wird das Konzept bereits vor der offiziellen Eröffnung des Nationalparkzentrums im Oktober des nächsten Jahres, sofern alle zuständigen Gremien zustimmen. Die Zubringerlinien folgen im Frühjahr 2021. Die vier Einzellinien sollen längerfristig in zwei durchgängige Linien umgewandelt werden.

Für Bußgelder ist der Kreis Freudenstadt zuständig

Zudem ist vorgesehen, die bereits vorhandenen Parkplätze um neue zu ergänzen und diese dann einem Parkraummanagement zu unterziehen, Dies schließt gegebenenfalls auch Strafzettel ein. Zuständig für die Bußgelder ist der Landkreis Freudenstadt. Das Parkraum-Management wird von der Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg übernommen.

Das ÖPNV-Angebot wird in den BW-Tarif eingebunden, außerdem gilt die Konuskarte, und es gibt ein Nationalparkticket sowie Verbundtarife für die Bevölkerung in der Region. Zudem habe sich das Land vorgenommen, auch die Digitalisierung in diesem Bereich weiter voranzubringen, um die Besucher einfach und schnell darüber zu informieren, wo überhaupt freie Parkplätze zur Verfügung stehen. Oder darüber, wie sie sonst "möglichst stressfrei und günstig" in den Nationalpark kommen kann. "Sie sehen also, wir haben uns viele Gedanken gemacht, damit der Park nicht durch Autos überflutet wird und am Ende eher ein besseres Konzept rauskommt als das, was wir heute haben", betonte Hermann. Eine zusätzliche Belastung der Anwohner sei jedenfalls nicht das Ziel.

Die Busse der künftigen Buslinien fahren im bekannten Regio-Landesdesign, das man bereits von der Schiene kennt. Das Land fördert den Betrieb dieser speziellen Linien mit 60 Prozent des entstehenden Defizits. Was die Fahrten genau kosten werden, ist noch nicht abschließend geklärt und hängt auch von den Tarifmodellen und den Fahrstrecken ab. Angedacht ist auch, die Busse längerfristig mit Klimaanlage, Niederfluranteil, WLAN und USB-Steckdosen auszustatten. Auch Mehrzweckflächen sind vorhanden und garantieren den Platz für Kinderwagen und Ähnliches.

Landrat Klaus Michael Rückert nutzte die Gelegenheit, dem Land und Minister Hermann seitens des Nationalparkrats für die Förderung des Konzepts und das weit überdurchschnittliche Engagement zu danken. Das Konzept diene den Besuchern, aber auch den Einwohnern, zeigte sich Rückert überzeugt. Den Beschluss des Freudenstädter Kreistags darüber habe man auf den Herbst terminiert, weil da sowieso der gesamte Nahverkehr neu konzeptioniert werde. Persönlich sei er sich aber sicher, dass der Kreistag von der Qualität und vom Nutzen des "hervorragenden Konzepts" überzeugt sein werde, so Rückert.

Gebühren sollen das Busticket auch attraktiver machen

Oberbürgermeisterin Margret Mergen begrüßte als Wanderfreundin die Möglichkeit, dank ÖPNV künftig auch Streckenwanderungen – und nicht nur Rundwanderungen zurück zum Auto – unternehmen zu können. Landrat Toni Huber freute sich über die verbesserte Anbindung seines Landkreises an den Nationalpark und begrüßte die Parkraumbewirtschaftung zur Eindämmung des Individualverkehrs. Wie hoch die Parkgebühren genau sein werden, steht noch nicht fest. Rückert sprach auf entsprechende Nachfrage von einem fairen, ortsüblichen Tarif, der das Busticket im Vergleich dazu jedenfalls attraktiv mache.