Vergnügliches und Ungewöhnliches bei der "Heiteren Orgel" / Putzfrau braucht bald einen Bauhelm

Von Gabriele Adrian

Freudenstadt. Heiteres, Vergnügliches und Ungewöhnliches wird in Freudenstadts Taborkirche traditionell am Fastnachtssonntag geboten. Wie in jedem Jahr war die Kirche voll besetzt mit Menschen, die sich auf ein Programm freuten, das mit dem Titel "Märchen und Legenden" überschrieben war.

Voller Präzision

Um das Ganze noch spannender zu gestalten, wurde von Michel Vieth eine Videoübertragung geboten, die es den Zuschauern ermöglichte, das Geschehen auf der Orgelempore vom Kirchenschiff aus zu beobachten, stets darauf hoffend, dass sich die vier Hände in die Quere kommen oder gar einer der beiden Organisten dem anderen auf die Füße treten würde. Aber nichts dergleichen geschah. Hausorganist und Kirchenmusikdirektor Karl Echle und sein Kollege Werner Schröder aus Marl ließen sich nicht aus dem Konzept bringen und spielten voller Präzision und Begeisterung ihre Beiträge, mal zu zweit, mal solistisch.

Den Anfang machten die beiden Organisten mit der Ouvertüre aus Mozarts "Zauberflöte". Dabei faszinierte gleich die Kameraeinstellung, die die vier Hände auf der Tastatur zeigte, die kreuz und quer über die Tasten glitten oder auch die Füße der Organisten beobachten ließ.

Christel Ganz, die sonst als schlagfertige Putzfrau der Taborkirche das Geschehen begleitet, hatte sich als Rotkäppchen verkleidet. Das "Käppchen", ein roter Bauhelm, sollte darauf hinweisen, dass die Kirche demnächst renoviert wird und auch die Putzfrau diese dann nur mit solch einer Kopfbedeckung betreten darf, was Christel Ganz launisch mit den Worten dokumentierte: "Ich bin froh, wenn in unserer Kirche etwas renoviert wird und wenn es nur das Gebäude ist!"

Neben schwungvollen Orgelbeiträgen boten Claudia Echle und ihre Tochter Franziska mit stimmungsvollen Gesangsbeiträgen eine weitere Programmbereicherung. Sowohl das Loreleylied mit dem Text von Heinrich Heine als auch "Ein Sonntag am Rhein" von Robert Schumann wurden von Claudia Echle mit klarer Sopranstimme intoniert. Tochter Franziska besang den "Zauberer" von Wolfgang Amadeus Mozart von der Orgelempore aus, sauber und fast ein wenig schüchtern.

Als absoluten Höhepunkt sangen Mutter und Tochter die Engelszene mit dem "Abendsegen" aus der Oper "Hänsel und Gretel" von E. Humperdinck, ein zweistimmiger Beitrag, höchst gläubig, bittend und voll Zuversicht gesungen.

Großer Applaus

Munterer ging es beim "Ein Männlein steht im Walde" aus der selben Oper zu, dem Kinderlied, das Claudia Echle vom Altarraum aus vortrug, begleitet vom Ehemann am Klavier. Werner Schröder kommentierte anschließend den Beitrag mit Variationen über das "Männlein" von Franz Lehrndorfer. Mit drei Sätzen aus dem "Dornröschenballett" von Peter Tschaikowsky und der Ouvertüre aus "La Cenerentola" (Aschenputtel) von Rossini ließen die beiden Organisten das Konzert ausklingen, nicht ohne nach dem großen Applaus des Publikums noch eine Zugabe, die schwungvolle "Hochzeitsprozession" aus der Cinderella Suite von Percy Pitt, erklingen zu lassen.