Übergabe der Unterschriften an die Gemeinderatsfraktionen (von links): Nicole Graf, Sprecherin der Bürgerinitiative, die Stadträte Friedrich Volpp (FWV), Bärbel Altendorf-Jehle (Bürgeraktion) und Michael Kaltenbach (FWV) sowie Ingeborg Frommknecht von der Bürgerinitiative. Foto: Breitenreuter

784 Stimmen gegen Pläne der Firma Sachtleben. Sprecherin der Bürgerinitiative Christophstal übergibt Liste an Verantwortliche.

Freudenstadt-Christophstal - "Nein zu Lärm, Dreck und Lastwagen" sagen 784 Bürger aus Christophstal, aus der Stadt Freudenstadt und dem gesamten Landkreis und wenden sich damit gegen den geplanten Bergbau der Firma Sachtleben aus Hausach im Dorothea-Stollen in Christophstal. Vor allem geht es um den Abtransport des Gesteinsmaterials auf Lastwagen durch das Tal.

Gestern übergab die Sprecherin der Bürgerinitiative Christophstal, Nicole Graf, Unterschriftenlisten der Bergbau-Gegner an Wolfgang Tzschupke, Fraktionschef der Freien Wählervereinigung, und Bärbel Altendorf-Jehle, Sprecherin der Bürgeraktion des Freudenstädter Gemeinderats. CDU und SPD hatten sich beim Übergabetermin im Gasthaus Schiff entschuldigen lassen. Am heutigen Donnerstag soll Oberbürgermeister Julian Osswald im Freudenstädter Rathaus die Unterschriften auf seinen Tisch bekommen.

Die Unterschriftenaktion gegen die geplante Wiederaufnahme des Bergbaus im bestehenden Dorothea-Stollen hatte die Bürgerinitiative Ende August gestartet. Am Montag wurde sie abgeschlossen. "Die Resonanz war sehr groß", zog Nicole Graf Bilanz. Fein säuberlich hat die Initiative für das Gebiet Christophstal, wo die Mitstreiter jedes Haus besuchten, analysiert, wie dort abgestimmt wurde und sogar eine Karte gefertigt, auf der ersichtlich ist, wie in jedem Haus votiert wurde.

Das Ergebnis ist eindeutig: Von den 95 bewohnten Gebäuden, die es in Christophstal gibt, wurde in 89 gegen den Bergbau gestimmt. In sechs Gebäuden wurde keine Meinung geäußert. 217 von 291 Bewohnern sind demnach gegen den Bergbau. 503 Gegenstimmen wurden in Freudenstadt gesammelt, der Rest kam aus anderen Gemeinden.

"Die Bewohner hier ziehen an einem Strang", verdeutlichte Nicole Graf, die die Vertreter der beiden Gemeinderatsfraktionen bat, dieses deutliche Votum bei ihrer Entscheidungsfindung zu berücksichtigen. Die Firma Sachtleben wird laut Nicole Graf von der Bürgerinitiative nicht informiert, da sie klar gemacht habe, dass als Meinung der Bürger für sie nur die Entscheidung des Gemeinderats gilt.

Stadträtin Bärbel Altendorf-Jehle betonte, dass die Bürgeraktion sich noch nicht entschieden habe und lobte, dass sich die Bürgerinitiative in Vorgesprächen für Alternativen des Abtransports des Gesteins offen zeige. Alternative Lösungen lehne aber die Bergbaufirma kategorisch aus Gründen der Wirtschaftlichkeit ab, entgegnete Nicole Graf. Fraktionschef Wolfgang Tzschupke von den Freien Wählern hob hervor, dass seine Fraktion sich auch noch nicht entschieden habe. Für ihn persönlich sei jedoch klar, dass es keinen Grund gebe, dem Vorhaben zuzustimmen. Falls es doch eine Alternativlösung für den Abtransport geben soll, sei es notwendig, dass der Gemeinderat erst mal nein sagt. "Vielleicht kommt dann Bewegung rein." Allerdings machte Tzschupke klar, dass das Bergrecht auch die Möglichkeit einräume, ohne Zustimmung des Gemeinderats Bergbau zu betreiben.

In diesem Punkt stimmte Stadtrat Michael Kaltenbach seinem Kollegen Tzschupke zu. "Irgendwann holen sie es", sagte er und meinte damit den Schwerspat, um den es bei dem Vorhaben geht. "Die Frage ist nur wie."

Auch Bürgersprecher Michael Kitzlinger machte deutlich, dass eine klare Position wichtig sei. Die Talstraße im Christophstal werde von allen Verkehrsteilnehmern genutzt, vom Frosch bis zu Wandergruppen und Schafen. Der erhöhte Lastwagenverkehr würde den Charakter des Tals stark beeinträchtigen, meinte er. Ingeborg Frommknecht, Anwohnerin und Mitglied der Bürgerinitiative, hegte die Hoffnung, dass die Bergbaufirma durch das klare Nein aus dem Christophstal in Zugzwang kommt, über Alternativen nachzudenken. Stadtrat Friedrich Volpp (Freie Wähler) sah die Grube Dorothea als interessant, um beim geplanten Grünprojekt 2025 den historischen Bergbau darzustellen, aber einen industriellen Abbau könne man nicht zulassen.

Bürgerin Susanne Renz äußerte ihr Unverständnis, warum die Stadtverwaltung und OB Julian Osswald den Bergbau wollen. "Was hat denn die Stadt überhaupt davon?", fragte sie sich.