Familie: Stundensatz soll steigen / Doppelte Erhöhung?

Kreis Freudenstadt (vr). Gute Nachricht für die Tageseltern im Landkreis Freudenstadt: Ihre Vergütung steigt wahrscheinlich zum 1. Januar erneut. Wer davon besonders profitieren soll, ist allerdings noch nicht entschieden.

Nach dem Willen des Jugendhilfeausschusses, der am Montag tagte, sollen die Geldleistungen um 50 Cent auf dann 6,50 Euro pro Betreuungsstunde angehoben werden. Dies soll genauso für die Betreuung von Kindern unter als auch über drei Jahren gelten. Diese Empfehlung fasste der Ausschuss mit zehn zu fünf Stimmen mehrheitlich. Die endgültige Entscheidung trifft der Kreistag. Bestätigt der Kreistag die Empfehlung, dann erhalten die Tageseltern in Summe rund 2,03 Millionen Euro pro Jahr vom Landratsamt überwiesen, rund 144 000 Euro mehr als derzeit.

Dass die Tageseltern im Landkreis besser für ihre Arbeit entlohnt werden sollen, darüber gab es im Ausschuss keine Debatte. Die Frage war, nach welcher Methode die Erhöhung ausfallen soll. Denn dem Tageselternverein Landkreis Freudenstadt schwebt eine gezieltere Förderung vor. Er beantragt, die 144 000 Euro lieber als "Sockelbetrag" auszuschütten. Darüber hinaus sollen Tageseltern besser bezahlt werden, die mit Kindern Kinder mit höherem Betreuungsaufwand arbeiten, etwa Behinderten, oder die spezielle Zeiten anbieten. Dazu zählen Fälle, in denen Kinder im Haushalt der Tageseltern übernachten, oder die in Randzeiten vor 8 Uhr morgens oder nach 17 Uhr noch betreut werden.

Kinder mit weniger Betreuungsstunden lohnen sich kaum

Hintergrund: Von höheren Stundensätzen profitieren vor allem Tageseltern, die Kinder mit vielen Betreuungsstunden als Kundschaft haben. "Wer Kinder mit nur rund 60 Betreuungsstunden hat, für den rechnet es sich einfach weniger", sagte Paul Huber, Vize-Vorsitzender des Tageselternvereins. Allerdings sei der Verein auf alle Tageseltern angewiesen. Eine Reihe von ihnen hörte zuletzt auf, weil sie Jobs gefunden hatten, in denen sie mehr Geld verdienen können.

Die Krux: Bis Jugendamt und Verein die Anträge durchdiskutiert und der Kreistag den notwendigen Beschluss gefasst hat, vergeht laut Jugendamtsleiterin Charlotte Orzschig voraussichtlich ein halbes Jahr. Landesweit zeichnet sich eine Erhöhung der Zuschüsse ab. Das Kultusministerium will die Förderung bereits zum neuen Jahr erhöhen. Damit liefe der Landkreis Gefahr, höhere Zuschüsse für seine Tageseltern für sechs Monate zu verschenken.

Der Erste Landesbeamte Reinhard Geiser erklärte, mit einer pauschalen Erhöhung des Stundensatzes um 50 Cent seien die Anträge des Trägervereins nicht hinfällig. Es gebe ja auch die Chance, dass die Tageseltern eine doppelte Erhöhung erhalten, wenn der Kreistag dies wolle. "Dagegen hätten wir allerdings auch nichts einzuwenden", sagte der Horber OB Peter Rosenberger, der Vorsitzender des Tageselternvereins ist.

Aktuell vermeldet der Tageselternverein rund 400 Betreuungsfälle. Tageseltern leisten derzeit rund 25 000 Betreuungsstunden im Jahr.