Mit einer selbst gebackenen Torte mit Kindergarten-Häuschen überraschten die Erzieherinnen Debohra Netzel, Annika Strähler und Kerstin Urbat (von links) Regisseur Harold Woetzel. Foto: Eigen-Sinn

30 Minuten-Film läuft am Donnerstag, 9. Mai, ab 23.15 Uhr im Dritten.

Freudenstadt - Auf überraschend großes Interesse stieß die Vorabvorführung des SWR-Dokumentarfilms "Waldkinder – Großwerden in der Natur" in Freudenstadt. Über 260 Besucher füllten den Kienbergsaal des Kongresszentrums.

Der Film wird am Donnerstag, 9. Mai, ab 23.15 Uhr im dritten Fernsehprogramm des Südwestrundfunks gezeigt. Es ist ein interessanter, zugleich berührender, unterhaltsamer und lustiger Fernsehfilm über das Aufwachsen in und mit der Natur geworden, ein Film, der ganz offensichtlich auch seinen Machern Freude gemacht hat.

Die Zuschauer quittierten das mit stürmischem Applaus und Bravo-Rufen. Viele Eltern und Verwandte der Kinder sowie zahlreiche Erzieher aus Kindergärten der Umgebung waren zur Vorabschau gekommen. Der Filmabend wurde zu einer Drehscheibe für den Gedankenaustausch über die Waldpädagogik. Die Eltern hatten ein üppiges Büfett vorbereitet, an dem sich die Zuschauer vor und nach der Filmvorführung stärken konnten.

"Kinder sind keine Fallzahlen und keine Kostenfaktoren – sondern unsere Zukunft", so begrüßte Hans-Martin Haist, Chef der Kinderwerkstatt Eigen-Sinn als Trägerin des Waldkindergartens, die Gäste. Bürgermeisterin Stephanie Hentschel dankte Haist und Christian Fai von "Eigen-Sinn" für die Einrichtung des Waldkindergartens, seinerzeit unterstützt von Bürgermeister Gerhard Link und Reinhold Beck, dem Leiter des Amts für Bildung, Familie und Sport.

In einer Zeit der Überbehütung von Kindern unterstütze die Waldpädagogik die freie Entfaltung und natürliche Entwicklung der Kinder. "Das ist kein pädagogischer Lehrfilm, das Für und Wider von Kindergarten-Konzepten interessierte uns nicht. Der Film ist keine Schönfärberei. Wir zeigen, was ist und nicht, wie es sein soll. Wir haben alles genau so erlebt", versicherte Regisseur Harold Woetzel. Der Film ohne Drehbuch bestätigt das.

Zwölf Monate begleitete das Film-Team die Kindergartengruppen "Waldmäuse" und "Wiesel" durch den Jahresverlauf. Vom ersten Kontakt mit Frühlingsgrün bis zur Schneeballschlacht immer im Wald, immer in der Natur. Gezeigt werden schöne Szenen beispielsweise von Kinderstiefelchen, die durch dicken Matsch pflatschen, von Regenwürmern und Schnecken auf Kinderhänden oder vom Blumenpflücken in sonnenüberfluteter Wiese – bei jedem Wetter.

Produktion beleuchtet die Waldpädagogik

"Das Wetter ist eher ein Problem der Erwachsenen", lacht Erzieherin Miriam Schmid über die unbekümmert durch den Regen strolchenden Kleinen. Die Kinder naschen Honig aus der Wabe beim Imker, pflücken Kirschen vom Baum und Heidelbeeren vom Busch, fädeln Walderdbeeren auf einen Grashalm.

Das Filmteam drehte die Kinder zu Hause beim Aufstehen und Frühstücken, sprach mit den Eltern am Arbeitsplatz, und immer wieder wird der Neurobiologe Gerald Hüther eingeblendet, der großväterlich kluge Sätze wie "Draußen spielen ist Vorbereitung fürs Leben" einstreut. Der Film erläutert die Waldpädagogik, räumt gründlich mit dem Vorurteil auf, dass Waldkindergärten eine Spinnerei von naturverliebten Müslifreaks sei, und zeigt gleichzeitig liebenswürdige Seiten einer Kleinstadt im Schwarzwald.

Die Kinder als Hauptdarsteller, die ohne jegliche Allüren ein Jahr lang von Kamera und Mikrofon begleitet wurden, haben den Film noch nicht gesehen. Sie erleben ihn in zwei Teilen – an einem Stück wäre er für die Kleinen zu anstrengend – am Freitag und Samstag dieser Woche gemeinsam in der Kinderwerkstatt. Die Dokumentation "Waldkinder" ist nach der Fernsehsendung am Donnerstag in der Mediathek des SWR-Fernsehens zu sehen und kann als DVD bei der Kinderwerkstatt Eigen-Sinn bestellt werden.