Soziales: Substitutionsbehandlung von ehemaligen Abhängigen ist in Gefahr

Mit Besorgnis und zunehmender Angst kommen derzeit die meisten der mehr als 40 Klienten der Substitutionsbehandlung in die Suchtberatung der Diakonischen Bezirksstelle Freudenstadt.

Freudenstadt. Die Hilfesuchenden werden von Suchttherapeut Daniel Bezner im Rahmen der Substitution psychosozial begleitet. Parallel dazu bekommen sie wegen ihrer Heroinabhängigkeit von einem Arzt Ersatzstoffe wie zum Beispiel Methadon oder Subutex verschrieben. Diese Substitutionsbehandlung ist vertraglich zwischen den beteiligten Stellen geregelt.

Viele ehemalige Heroinabhängige schafften es, durch dieses Angebot der Kriminalität den Rücken zu kehren und einer geregelten Arbeit nachzugehen, so Daniel Bezner. Doch sei ist dieser hart erarbeitete Weg der Substitutionsbehandlung im Landkreis Freudenstadt und in der Region in Gefahr. Die medizinische Versorgung der Patienten könne in vielen Regionen nicht mehr ausreichend gewährleistet werden, da auch in diesem Bereich der Fachärztemangel gravierend sichtbar werde.

Die meisten Substituierten im Landkreis Freudenstadt werden schon seit einigen Jahren bereits von Herbert Scheiblich als nächst gelegenem Substitutionsarzt in Altensteig behandelt. Er schließt jedoch Ende Juni 2018 die Tore für die Substitution. Damit spitze sich die Situation für die Betroffenen empfindlich zu.

Bisher hätten die meisten dieser Patienten keine Lösung, wie es bei ihnen weitergehen soll, sagt der Suchttherapeut. Wer mobil ist und sich frühzeitig eine alternative Versorgung sichern wolle, habe schon in der Übergangszeit bei den wenigen verbliebenen Substitutionsärzten versucht unterzukommen.

Sogar tägliche Fahrten bis nach Karlsruhe hätten Betroffene auf sich genommen, weiß Bezner. In diesen Fällen sei jedoch an ein geregeltes Arbeitsverhältnis nicht zu denken. Zwischenzeitlich seien aber auch die Aufnahmekontingente der verbliebenen Substitutionsärzte aufgebraucht. Hinzu komme, dass etliche der infrage kommenden Ärzte planen, die Substitution altersbedingt zu beenden.

In anderen Landkreisen würden unversorgte Klienten durch neu gegründete Schwerpunktpraxen oder durch Angebote von Kliniken aufgefangen. Diese Lösungsansätze seien im Landkreis Freudenstadt bisher nicht in Sicht. Einige wenige Klienten würden daher erwägen, über eine Entgiftung einen neuen Weg in die Abstinenz zu versuchen, erläutert Daniel Bezner. Dies sei erfahrungsgemäß jedoch nur in Einzelfällen erfolgversprechend. Die Rückfallgefahr sei sehr hoch. Das Suchthilfenetzwerk des Landkreises Freudenstadt setzte sich in der jüngsten Sitzung intensiv mit dem Thema auseinander. Es sieht dringenden Handlungsbedarf, um dem Versorgungsauftrag nachzukommen und geeignete Lösungen für die prekäre Lage im Landkreis Freudenstadt zu finden. Das Gremium vertritt die Interessen suchtkranker Menschen auf politischer Ebene und kennt auch die Not des einzelnen Menschen.

Für Daniel Bezner und viele Betroffene wäre es dringend notwendig, wenn die zuständigen Stellen zeitnah Lösungen für den Landkreis Freudenstadt erarbeiten könnten.