Die letzten Lastzüge werden mit Druckerzeugnissen der Firma schlott in Freudenstadt beladen. Foto: Breitenreuter

Druckmaschinen werden stillgelegt. Kein Kaufinteressent. Schluss für fast 300 Mitarbeiter.

Freudenstadt - Die Mitarbeiter des Freudenstädter Druckdienstleisters schlott können die Stunden zählen. In der Nacht auf Samstag werden die Tiefdruckmaschinen abgestellt. Dann ist Schluss für fast 300 Mitarbeiter bei einer traditionsreichen Firma.

Die Freudenstädter Firma schlott GmbH gehört zur schlott gruppe AG, die am 1. April Insolvenz angemeldet hat. Insolvenzverwalter Siegfried Beck aus Nürnberger fand keinen Kaufinteressenten für das Freudenstädter Unternehmen, das die Keimzelle der gesamten Gruppe war, die einmal annähernd 2000 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten in Deutschland zählte. Das bedeutete das Aus. Die Aufträge, die noch vorhanden waren, sind bis Samstag abgearbeitet.

"Das Thema Produktion ist dann beendet", so Marco Walz, Pressesprecher der schlott gruppe. Nur noch rund 30 Arbeitskräfte werden danach noch damit beschäftigt sein, den Betrieb "so zu präparieren, dass er geordnet stillgelegt werden kann". Erledigt werden müssen laut Walz noch Reinigungs- und Wartungsarbeiten. So müsse zum Beispiel darauf geachtet werden, dass keine Umweltbelastung von dem Betrieb ausgehen kann.

Fünf Tiefdruck-Rotationsmaschinen stehen in den Hallen von schlott in Freudenstadt. Eine davon – die größte – ist erst etwa sechs Jahre alt. 200 bis 300 Tonnen wiegt jedes Exemplar. Was mit ihnen geschieht, vermag Walz noch nicht zu sagen. Er lässt lediglich durchblicken, dass ein Industrieverwertungsunternehmen den Standort Freudenstadt "abwickeln" wird. Wer dies sein wird, sei noch offen. Diese Entscheidung treffe der Insolvenzverwalter in Absprache mit den Gläubigern.

Walz vermutet, dass es für einzelne Aggregate oder Maschinen Interessenten geben wird. Gemunkelt wird, dass einer von ihnen Bernd Rose, der frühere Vorstandsvorsitzende der schlott gruppe sein könnte. Er hat nämlich aus der Insolvenzmasse den Betrieb in Landau, die frühere schlott-Tochter WWK-Druck, gekauft, die jetzt unter Rose-Druck GmbH firmiert.

Börsennotierung werde noch das ganze Jahr bestehen

Pressesprecher Marco Walz hat indessen bei der schlott gruppe eine neue Funktion. Er wurde Mitte Juli zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden bestellt. Vorsitzende ist die Rechtsanwältin Christa Krämer. Das dritte Aufsichtsratsmitglied ist Klaus Kolb, Leiter des Bereichs Treasury der schlott gruppe. Die schlott gruppe AG gibt es nämlich noch. So lange müssten auch die Positionen aufrecht erhalten werden, erläutert Walz. Auch die Börsennotierung werde noch das ganze Jahr bestehen.

Offizieller Sitz der AG sei nach wie vor Freudenstadt, auch wenn die noch etwa 30 bei der Aktiengesellschaft beschäftigten Mitarbeiter alle in Nürnberg seien. Operative Tätigkeiten, wie zum Beispiel die Buchhaltung oder die Erstellung von Abschlüssen, müssten von der AG noch erledigt werden, erläutert Walz. Er habe das Mandat im Aufsichtsrat übernommen, um das Thema schlott "sauber zu Ende zu bringen". Seine berufliche Zukunft werde die schlott gruppe aber nicht sein.

Laut Marco Walz konnten etwa zwei Drittel der bei schlott in Freudenstadt beschäftigten Mitarbeiter in neue Jobs vermittelt werden. Dies bestätigt Christoph Jäger, Leiter der Geschäftsstelle Freudenstadt der Agentur für Arbeit. Der Versorgungsgrad liege bei etwa 66 Prozent. Die Agentur für Arbeit hatte nach Bekanntwerden der Schließung des Freudenstädter Betriebs ein Büro in der Firma eingerichtet, war drei Wochen täglich vor Ort und hatte später einmal pro Woche einen Sprechtag eingerichtet. Dies habe sich bewährt, so Jäger, der mit der Quote von 66 Prozent "mehr als zufrieden" ist.

Dennoch gibt Jäger zu, dass es für viele "Schlottianer" im Alter von über 50 Jahren nicht einfach sei, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Die Grenze liege etwa bei 55 Jahren. Wenn es dann noch gesundheitliche Einschränkungen gebe, hätten die Mitarbeiter "massive Probleme". Jäger macht macht keinen Hehl daraus, dass es Menschen geben werde, die nicht vermittelt werden können. Positiv wertet der Geschäftsstellenleiter, dass sowohl der Betriebsrat als auch die Werkleitung viele Kontakte geknüpft hätten, um die schlott-Mitarbeiter zu vermitteln. Auch die Agentur für Arbeit habe Klinken geputzt. Außerdem seien die Mitarbeiter selbst motiviert gewesen. Nur so habe man einen gewissen Erfolg erzielen können.

Zugute gekommen, so Jäger, sei in der ganzen schlott-Misere die derzeit hohe Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt. So habe man beispielsweise bei einer Firma, die Arbeiter für Daimler in Rastatt einstellt, zehn Prozent der "Schlottianer" unterbringen können. Noch vor zwei Jahren wäre nach Ansicht von Jäger die Schließung von schlott zur Katastrophe geworden. "Dann hätten wir keine 15 Prozent der Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt untergebracht."