Die Teilnehmer der Stadtführung in Freudenstadt lauschen interessiert den Erklärungen von Tourenleiterin Petra Rau, die auf dem Marktplatz viel über die Geschichte der Stadt erzählt. Foto: Feinler

Beim Rundgang beeindruckt Gäste besonders das "Wunder von Freudenstadt" nach dem Krieg.

Freudenstadt - Das Feuer war damals nicht aufzuhalten. Viele Häuser in Freudenstadt wurden ein Raub der Flammen. Die Geschichte vom Stadtbrand 1623 fesselt die Teilnehmer des Stadtrundgangs. Führerin Petra Rau versorgt die Gäste aber auch mit vielen weiteren Informationen.

Für die meisten Freudenstädter sind die Temperaturen an diesem Morgen angenehm, doch einige Teilnehmer des Stadtrundgangs ziehen die Reißverschlüsse ihrer Jacken kräftig zu. Nur einer hat ein T-Shirt an und friert demnach nicht. Vielleicht liegt es daran, dass Matthias Krahl aus der Pfalz einen Tag zuvor am Schwarzwald-Ultra-Marathon in Alpirsbach teilgenommen hatte. In Freudenstadt will sich der Sportler einfach mal ausruhen und die Gegend erkunden, weshalb er sich für den kostenlosen Stadtrundgang mit Petra Rau angemeldet hat.

Ihren Urlaubsort wollen auch Gudrun und Klaus Schönberg aus Grünstadt näher kennenlernen. Dass Freudenstadt beim Wettstreit um den größten Marktplatz Deutschlands mitgemacht und gewonnen hatte, haben die beiden Pfälzer schon öfter gehört. Petra Rau erläutert: "Freudenstadt hat gegenüber Heide 40 Quadratmeter mehr Marktplatz und somit besitzen wir den größten Marktplatz in Deutschland."

Wie dieser Marktplatz entstanden ist und was Bauherr Heinrich Schickhardt noch alles geschaffen hat, erfahren die Teilnehmer beim Rundgang ebenfalls.

Immer montags wird die Führung von Petra Rau von Freudenstadt Tourismus angeboten. Wenn mehr als fünf Gäste Interesse haben, findet der Rundgang statt. Auch Führungen auf dem Rosenweg und auf dem Skulpturenpfad werden angeboten. "Unsere Führungen finden zu 98 Prozent statt, denn auch bei schlechtem Wetter warten meist Menschen vor der Tourist-Info auf die Rundgangsleiterin", erklärt Rau. Jährliche Teilnehmerzahlen werden bisher nicht erhoben, weil sich nur größere Gruppen vor der Führung anmelden müssen. Wann Wasser aus den Fontänen am unteren Marktplatz sprudelt und wann das Kurbähnle fährt, wollen die Touristen unter anderem wissen. Sie machen viele Fotos von den Häuserfassaden am unteren Marktplatz. Vor allem das ehemalige Haus zum güldenen Barben, das heutige Café Fontaine, zieht die Gruppe in seinen Bann.

"Es ist einfach faszinierend zu erfahren, wie die Menschen früher gelebt haben. In der Not haben sie damals zusammengehalten, das ist heute nicht mehr so", bemerkt ein Ehepaar aus Ludwigsfelde bei Potsdam. Die beiden sind zum ersten Mal im Schwarzwald.

Für Klaus und Gudrun Schönberg ist die Region fast schon die zweite Heimat. Mit ihren Enkeln oder auch zu zweit haben sie regelmäßig im ehemaligen Ferienhotel der Bauwirtschaft, dem heutigen Schwarzwaldhotel, ihren Urlaub verbracht. Dass 1945 so viele Gebäude zerstört wurden, wussten sie noch nicht. Eines dieser Gebäude war die Stadtkirche, die wie die Innenstadt Freudenstadts, innerhalb von fünf Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde. In der Kirche sind die Gäste vor allem vom Kruzifix über dem Altar, von der Orgel und vom Gerichtsengel fasziniert.

"Es war sehr informativ und aufschlussreich", sagt Matthias Krahl an der letzten Station der Stadtführung, dem Kurhaus. Dieser Meinung sind auch die anderen Teilnehmer. Sie sind vor allem vom Wiederaufbau Freudenstadts, dem so genannten "Wunder von Freudenstadt" beeindruckt.