Aktion: Architekt Stefan Niesner hofft auf Unterstützung / Fehlzeiten in Schulen werden eingetragen
Freudenstadt. Weltweit gehen zurzeit jeden Freitag Schüler auf die Straße. Sie demonstrieren für besseren Klimaschutz. "Fridays for Future" oder Schulstreik fürs Klima heißt diese Bewegung. Sie geht auf die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg zurück. Diese ist inzwischen international für ihre Aktionen und Reden bekannt.
Wenn es nach Stefan Niesner, freier Architekt aus Freudenstadt, Umweltaktivist und Aufsichtsratsvorsitzender der Genossenschaft Bürger-Energie Schwarzwald, geht, soll diese Bewegung nun auch in Freudenstadt Einzug halten.
In einer E-Mail an unsere Zeitung schreibt der Architekt: "Ich werde am kommenden Freitag mit dem stillen Streik um 11 Uhr für eine Stunde beginnen, ich wünsche mir, dass dies viele der Schüler und hoffentlich auch viele Lehrkräfte tun, es ist jetzt Zeit zu handeln, denn es kann so kein Morgen geben."
Auslöser für dieses Engagement war für Niesner Greta Thunbergs Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. "In vielen Städten gehen die Schüler inzwischen auf die Straße, aber Freudenstadt ist bislang noch ein weißer Fleck", so Niesner. Er selbst habe in seiner Schulzeit gegen Atomkraftwerke demonstriert und finde es wichtig, dass sich die Jugend für Umweltschutz engagiert.
Wertvoller als aller Unterricht
"Natürlich müsste der Protest nicht unbedingt während der Schulzeit sein, aber bei einem Streik geht man ja auch nicht zur Arbeit. So funktioniert das eben", meint der Freudenstädter. "Auch wenn es seitens der Schulleitung nicht vernünftig erscheint, den wertvollen Unterricht ausfallen zu lassen, so ist diese Stunde wertvoller für unsere Zukunft als aller Unterricht zusammen", sagt Niesner. Mit seinem stillen Streik will er am morgigen Freitag beginnen. Ursprünglich wollte er vor dem Rathaus auf dem Marktplatz stehen. Doch auf Weisung des Ordnungsamts steht Niesner jetzt am Pavillon an der Adler-Apotheke. Der Streik soll von 11 bis 12 Uhr dauern. Der Erdüberlastungstag sei das Maß zum Verbrauch der natürlichen Ressourcen. Im vergangenen war der globale Erdüberlastungstag am 1. August, seitdem leben die Menschen von der Substanz von 2019. 1970 war der Tag noch am 1. Januar des neuen Jahres. Die Ressourcen waren noch im Gleichgewicht. In Deutschland war der Erdüberlastungstag 2018 am 2. Mai, in USA bereits am 15. März. Das zeige auf, wie rasant und gefährlich diese Entwicklung ist, betont der Architekt. Er will künftig jeden Freitag von 11 bis 12 Uhr auf dem Marktplatz stehen.
Was sagen die Schulen in Freudenstadt zu dieser Aktion? Auf eine Anfrage unserer Zeitung antwortete lediglich die Luise-Büchner-Schule des beruflichen Schulzentrums.
"Selbstverständlich ist Greta Thunberg auch bei unseren Schülern ein Thema", schreibt Schulleiter Klaus Schierle. "Wir sind der Meinung, dass unsere Schüler in ihrer Schule mit sinnvollen Aktionen mehr erreichen als durch einen stummen Protest."
Auch die Schülermitverwaltung habe sich diesem Thema zugewandt. Als Lehrer und Schulleiter finde er es toll, dass junge Menschen endlich einmal wieder für eine gute Sache kämpfen, betont Klaus Schierle. "Wir sollen unsere Schüler bekanntlich zu mündigen und kritischen Staatsbürgern erziehen."
Fehlzeiten, die durch den Besuch der Demo entstehen, würden "selbstverständlich eingetragen". Falls an diesem Termin eine Klausur geschrieben wird, sind die Konsequenzen hart. Das Fernbleiben gelte dann als unentschuldigtes Fehlen und müsse mit der Note sechs, beziehungsweise in der Oberstufe mit null Punkten gewertet werden, so Schierle.