Knackpunkt Kreuzung am Stadthaus: Hier läuft viel Verkehr zusammen. Wem nicht wohl ist auf dem Rad, könne ja absteigen und den Drahtesel über die Fußgängerquerung schieben. Die "Venus", im Hintergrund zu sehen, soll am alten Platz stehen bleiben. Foto: Rath

Bei Planung des Radwegenetzes steckt Teufel im Detail. Entscheidung fällt in Karlsruhe.

Freudenstadt - Puzzeln für Fortgeschrittene: Die Radwegplanung im Zuge der Umgestaltung der Innenstadt steht. Der Gemeinderat hat das Konzept nach seinem Gusto nachgebessert. Was am Ende kommt, entscheiden aber andere Stellen.

Die Zeit drängt ohnehin, denn gleich nach Ostern sollen die Bauarbeiten an Promenadeplatz und Loßburger Straße starten. Die Planer seien dabei, die letzten offenen Punkte zu bereinigen. "Das Büro arbeitet derzeit unter Hochdruck", sagte Rudolf Müller, Leiter des Amts für Stadtentwicklung, in der Sitzung des Ausschusses für Infrastruktur und Umwelt am Dienstag.

Kompliziert werde die Planung durch die dichte Bebauung der Altstadt mit Arkaden und Häuserecken, Vorgaben des Verkehrsrechts und die Notwendigkeit, die neuen Radwege an das bestehende Netz der Stadt, des Kreises und des Landes anzubinden. Die Stadt werde laut Müller zwar gehört, ihr Wort habe aber lediglich "empfehlenden Charakter". Auf Deutsch: Die Entscheidung, was gebaut wird, fällt aber in Karlsruhe. Denn das Regierungspräsidium sei Bauherrin.

Ungeachtet dessen wird auch die Stadt angehört. Und die Gemeinderäte nutzten ihr Recht, Verbesserungsvorschläge einzubringen und auf Knackpunkte hinzuweisen. Die Stadt solle die Chance nutzen und ihr Radwegenetz "zukunftstauglich" machen, hieß es. Es gebe mehr und schnelleren Radverkehr, etwa durch Radsportler und E-Bikes. Entgegen der aktuellen Planung sprach sich die Mehrheit des Ausschusses in der Abstimmung dafür aus, die "Venus"-Statue an ihrem jetzigen Platz zu lassen. Das Regierungspräsidium (RP) will das Denkmal für die Zerstörung und den Wiederaufbau der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg um anderthalb Meter versetzen, um mehr Platz für Radler zu schaffen. Damit muss die Stadt mit dem RP nachverhandeln, Ergebnis offen. Dasselbe gilt für das Konzept für die Martin-Luther-Straße, das Karl Müller (SPD) in die Debatte einbrachte und das Elisabeth Gebele (BA) dann in einen Antrag fasste: Die Längsparkplätze dort sollen weg, Radverkehr vom Stadtbahnhof her soll auch gegen die Fahrtrichtung von Autos möglich sein. "Sonst ist der Anschluss an den Murgtalradweg keine gute Lösung", so Gebele. Das Land solle seinen Radweg in der Moosstraße aufgeben, die meisten wählten ohnehin den geraden Weg Richtung Innenstadt. Müller äußerte Sicherheitsbedenken, allerdings vergebens. Die Mehrheit im Ausschuss stimmte für den BA-Antrag.

Abgelehnt wurde der Antrag der CDU, den Radverkehr zum Stadtbahnhof über den Marktplatz und die Forststraße zu führen. Hier sah die Mehrheit der Räte "Konfliktpotenzial" mit anderen Nutzern: Straßencafés, Fußgängern und Besuchern diverser Veranstaltungen dort.

Nicht immer ist das Optimum umsetzbar. An der Hauptkreuzung am Stadthaus lässt sich kein separater Radweg anlegen. Wem dort nicht wohl sei, der könne auch absteigen und sein Rad über den Fußgängerüberweg an der Ampel schieben, so Müller. "Die Alternative wäre wohl etwas unwirtschaftlich", witzelte der Amtsleiter, "der Abriss des Technischen Rathauses".

Seite 2: das Konzept

Loßburger Straße

Auf beiden Straßenseiten wird ein so genannter "Angebotsstreifen" für Radfahrer ausgewiesen, mehr gibt der Platz nicht her. Das ist eine markierte Fläche am Straßenrand, der vom motorisierten Verkehr ebenfalls befahren werden kann, wenn er frei ist.

Kreisel Promenadeplatz

Hier sehen die Pläne einen "Mischverkehr" vor. Das heißt: Es gibt keinen ausgewiesenen Radweg, Radfahrer schwimmen dort im normalen Verkehr mit. In Lauterbadstraße und Straßburger Straße sind die Anschlüsse an die Landesradwege geplant, die aber noch gebaut werden müssen. Angeschlossen wird auch der Rappenpark. Für den Radweg müssen dort aber einige Parkplätze am Areal entfallen.

Marktplatz:

Radwege werden auf beiden Seiten als "Angebotsstreifen" entlang der Hauptstraße markiert, Radler schwimmen auch hier im Autoverkehr mit. Das gilt auch für die Kreuzung am Stadthaus.

Stuttgarter Straße:

Hier entsteht stadtauswärts ein separater, 1,85 Meter breiter Radweg, getrennt vom Fußweg. Der Platz reicht dafür aus. Fünf öffentliche Parkplätze sollen nun doch erhalten bleiben, direkt vor dem Hotel und Restaurant Warteck.