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Dauer der Bauarbeiten bereitet manchem Sorge. Kein Zweifel an Notwendigkeit.

Freudenstadt - Sieben Monate Baustelle – alleine der Gedanke daran macht vielen Geschäftsleuten in Loßburger Straße und Promenadeplatz Bauchweh. Die meisten finden es gut, dass die Stadt investiert, befürchten aber spürbare Umsatzeinbrüche.

Dies ergab eine Umfrage unter den Kaufleuten an der geplanten neuen Flaniermeile. Monika Martin vom Feinkostgeschäft Wetzel und Martin etwa stellt sich auf "ein schwieriges Jahr" für das 100 Jahre alte Geschäft ein. "Ich denke, das ist für den ganzen Bereich hier ein heißes Eisen", so Martin. Seit Wegzug des Drogeriemarkts sei die Lage "ohnehin schon schwierig". Die Investition begrüßt sie durchaus, denn der aktuelle Zustand von Straße und Platz sei "katastrophal". Den Kreisverkehr findet sie ebenfalls gut, die künftige Einspurigkeit der Loßburger Straße hingegen weniger. "Dann stehen die Autos und verstinken die Luft noch mehr als jetzt", so Martin.

Ähnlich äußert sich Susanne Roller vom "House of Scotland", einem Bekleidungsgeschäft für britische Mode. "Bedenklich" stimmt sie die Baustellenzeit, es werde "sehr, sehr schwierig" fürs Geschäft. "Wer will hier schon durch eine Baustelle laufen", fragt sie. "Shoppen" mache nicht grade Spaß in einer Baustelle. Im schlimmsten Fall würden Kunden sogar einen Bogen um die ganze Stadt machen, glaubt sie. Das gestalterische Konzept für die neue Flaniermeile findet sie gut. Investitionsbedarf sei schließlich da. "Wenn es fertig ist, ist es gut. Aber bis es fertig ist, macht es mir Kummer", so Roller. Viele ihrer Kollegen seien ebenfalls "sehr nachdenklich", einige fänden das gesamte Projekt sogar "existenzbedrohend". Auch sie bezeichnet den Wegzug des Drogeriemarkts als Verlust für das Quartier, der bereits Laufkundschaft gekostet und damit Umsatzeinbußen mit sich gebracht habe. Grundsätzlich sei sie aber "immer für was Neues und Schönes".

Zuversichtlich ist Michael Hör vom Geschäft für Optik, Schmuck und Uhren Krieg am Promenadeplatz. "Ich sehe das grundsätzlich positiv", so Hör. Der Promenadeplatz mache derzeit "ja keinen besonders einladenden Eindruck". Er freut sich auch auf den Kreisverkehr und die Tempo-30-Zone. "Derzeit ist es so: Wenn Lasterfahrer noch schnell über die Ampel wollen, geben sie richtig Gas. Dann haut’s einen hier drin im Laden fast von den Füßen", beschreibt Hör. Sieben Monate Bauzeit sei natürlich lang. "Dann müssen wir halt ein bisschen kreativer sein", sagt er und spielt aufs passende Marketing an. Vielleicht bringe die Baustelle sogar zusätzliches Publikum: All jene Neugierigen, die sehen wollten, wie sich das Projekt entwickle. "Ich bin jedenfalls keiner, der in Pessimismus verfällt. Es bringt ja auch nichts, es macht’s nicht besser", so Hör, "das Ganze kann aber auch eine Chance sein."

Eher besorgt schaut Tobias Stockburger von der Schwarzwald-Apotheke der Zeit nach Ostern entgegen. Die reine Dauer der Baustelle nährt seine Bedenken, er stellt sich auf Umsatzeinbußen ein. Auch auf die Lösung für den Lieferverkehr ist er gespannt, ebenso auf die neue Verkehrsführung mit nur noch einer Spur in jede Richtung. Die Sanierung sei notwendig, denn "die Straße wird ja auf Dauer nicht besser". Stockburger bedauert, dass die vorgeschlagenen Kurzzeit-Parkplätze in der Straße abgelehnt worden seien. "Jetzt hoffe ich einfach, dass die Sache in sieben Monaten Bauzeit durch und gegessen ist", so der Apotheker.

Mit "Galgenhumor" sieht Claudia Seitz von der Buchhandlung Dewitz der Großbaustelle entgegen. "Sieben Monate sind eine lange Zeit, und eine Baustelle für den Einzelhandel nicht so prickelnd", so Seitz. Sie hofft, dass es hinterher dann angenehmer sei, wenn Tempo 30 da und die Schlaglöcher weg seien. Und sie hofft, dass die Situation durch eine Gliederung der Baustelle in Etappen erträglich bleibt. "Aber die Zulieferung wird sicher spannend", so die junge Frau. Im Durchschnitt werde die Buchhandlung täglich sechs Mal von unterschiedlichen Paketdiensten beliefert.