Gravierender sind die Änderungen auf der Murgtalstrecke. Wie Klingel erklärte, sollen nach der Neuvergabe des Bahnverkehrs auf der Murgtalstrecke nach Karlsruhe zwischen Eutingen und Forbach keine gelben Stadtbahnwagen mehr fahren, sondern so genannte "Vollbahnzüge", ähnlich der roten DB-Regio-Fahrzeuge, die bislang nur nach Stuttgart eingesetzt werden. Dies hatte sich bereits vor einiger Zeit angedeutet, als die Pläne der NVBW an die Öffentlichkeit kamen (wir berichteten). Damit fällt auch die direkte Verbindung in die Innenstadt nach Karlsruhe auf den dortigen Marktplatz flach, weil die neuen Züge auf dem Netz der Straßenbahn nicht fahren können. Diese Umstellung hängt laut Klingel damit zusammen, dass die Stadtbahnzüge, die für maximal 100 Stundenkilometer zugelassen sind, auf der Strecke zwischen Rastatt und Karlsruhe zu langsam sind. Die "Vollbahnzüge" dürfen 160 fahren.
Die beiden Vertreter der NVBW sahen in der Umstellung auf andere Fahrzeuge keine Nachteile – im Gegenteil. Georg Graf schilderte, dass die neuen Züge größer und komfortabler seien, alle eine Toilette haben und mehr Fahrradplätze bieten.
Graf erläuterte auch mehrere Varianten möglicher Fahrpläne, die aber noch nicht ausgereift sind. So ist angedacht, wie bisher im Zweistunden-Takt einen Eilzug nach Karlsruhe fahren zu lassen. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Züge zwischen Freudenstadt und Forbach alle Haltestellen bedienen und danach bis Karlsruhe nur noch drei Mal halten. Wer dann an anderen Stationen zwischen Forbach und Karlsruhe aussteigen möchte, müsste in Forbach umsteigen, denn von dort sollen weiterhin Stadtbahnen fahren. Somit wäre es Passagieren aus Freudenstadt mit einem Umstieg in Forbach weiterhin möglich, in die Innenstadt nach Karlsruhe zu fahren.
Die beiden Nahverkehrsexperten stellten auch eine Fahrgastbefragung vor, die das Ergebnis brachte, dass lediglich acht Prozent der Fahrgäste im Murgtal in die Karlsruher Innenstadt wollen. 22 Prozent wollen zum Hauptbahnhof und 47 Prozent haben Ziele bis Gaggenau.
Das Problem mit der Innenstadtverbindung sei also nicht so groß, wie vielfach gemeint, folgerte Graf. Außerdem gewinne man durch die schnelleren Züge auf der Strecke zwischen Rastatt und Karlsruhe sieben Minuten Zeit und vor dem Hauptbahnhof Karlsruhe könne man alle zwei Minuten mit einer Stadtbahn in die Innenstadt fahren.
Für Bürgermeister Gerhard Link war es wichtig, "dass das was wir investiert haben, erhalten bleibt", denn die Kommunen entlang der Strecke hätten sich auch an den Kosten für die Fahrzeuge beteiligt, erinnerte er. Auf Nachfrage erklärte Bernd Klingel, dass es heute noch nicht klar sei, wer die Strecke künftig bedient. Dies könne wieder die AVG sein, oder die Deutsche Bahn oder ein anderes Unternehmen. Das ergebe der Wettbewerb. Nach dem Vortrag der beiden Vertreter der NVBW kam Bürgermeister Gerhard Link zu dem Schluss: "Es sieht so aus, als ob das für uns tragbar wäre."
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