Das städtische Gebäude mit den Hausnummern 2 und 4 am Notzeitweg wird abgerissen. Foto: Breitenreuter

Verwaltung lässt altes Gebäude abreißen und will mit Investor neues Projekt verwirklichen.

Freudenstadt - Die Stadt will nach der erfolgreichen Umsetzung des Projekts an der Gottlieb-Daimler-Straße jetzt auch am Notzeitweg günstigen Wohnraum schaffen. Dazu soll ein weiteres städtischen Haus abgerissen werden.

In dem Bereich Gottlieb-Daimler-Straße, Notzeitweg und Herzog-Eugen-Straße stehen mehrere betagte städtische Mietwohngebäude, von denen zwei an der Gottlieb-Daimler-Straße bereits abgerissen und durch ein neues Gebäude mit neun bezahlbaren Wohnungen ersetzt wurden. Jetzt soll gleich um die Ecke am Notzeitweg das Gebäude mit den Hausnummern 2 und 4 beseitigt werden. Auch dort ist daran gedacht, mit einem Investor ein Mietwohnprojekt umzusetzen, erläuterte Oberbürgermeister Julian Osswald in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Infrastruktur und Umwelt (AIU).

Die Abbrucharbeiten habe man bei der Baurechtsbehörde beantragt und die Arbeiten ausgeschrieben, ergänzte Rudolf Müller, Leiter des Amts für Stadtentwicklung. Die Auftragslage sei auch bei den Abbruchfirmen gut. Bei der beschränkten Ausschreibung an fünf Unternehmen seien die Preisunterschiede groß gewesen. Im Neubau sollen zwölf Wohneinheiten und Stellplätze entstehen, erläuterte er. Einen Investor für das Projekt gebe es aber noch nicht. Stadtrat Eberhard Haug (SPD) wollte wissen, ob der Ausschuss nochmals berät, bevor das Grundstück an den Markt kommt. Dies sicherte der Oberbürgermeister zu. Man wolle das Grundstück aber "abgeräumt" ausschreiben.

Stadträtin Elisabeth Gebele (Bürgeraktion) kritisierte, dass sich die Stadt bei der Ausschreibung der Abbrucharbeiten auf einen Beschluss im Ausschuss für Verwaltung, Tourismus und Soziales (VTS) aus dem vergangenen Jahr bezogen habe. Seinerzeit sei aber beschlossen worden, das Grundstück mit Gebäude zur Bebauung auszuschreiben. Demnach benötige man jetzt zunächst einen Beschluss, dass das Grundstück ohne Haus verkauft wird. Es sei nun mal so, versuchte der OB zu erklären, dass die Erfahrung gezeigt habe, dass Investoren lieber ein Grundstück ohne Gebäude erwerben. Die Abbrucharbeiten werde die Stadt in den Kaufpreis einrechnen.

Stadträtin fordert Entschuldigung

Das konnte die Stadträtin nicht beruhigen. Sie zeigte sich richtig sauer, weil die Vorlage der Stadt nicht richtig sei. Man habe die Grundlagen vom Projekt in der Gottlieb-Daimler-Straße übertragen, versuchte Rudolf Müller zu schlichten, gab aber dabei "eine gewisse Unschärfe" zu. Darauf forderte Elisabeth Gebele eine Entschuldigung für das Vorgehen, was wiederum Rudolf Müller nicht für notwendig hielt.

"Bleiben wir auf dem Teppich", forderte der Oberbürgermeister und war bereit, sich zu entschuldigen. Die Stadträte hätten das Haus besichtigt und seien der Meinung gewesen, dass die Wohnungen nicht mehr vermietbar sind. Die Stadt sei nun einen Schritt vorausgegangen und habe die Abbrucharbeiten bereits ausgeschrieben. Bevor das Grundstück zum Verkauf ausgeschrieben werde, komme das Thema nochmals in den Ausschuss.

Stadtrat Friedrich Volpp (Freie Wähler) hatte ganz andere Sorgen. Er schlug vor, den Namen Notzeitweg abzuschaffen. Er sei seinerzeit wegen der Häuser für die notleidenden Bürger gewählt worden, sei aber heute negativ. Julian Osswald versprach darüber nachzudenken, falls nur die Häuser, die abgebrochen werden, davon betroffen sind. Stadtrat Eberhard Haug war allerdings der Meinung, dass ein wenig Geschichtsbewusstsein nicht schadet. Eine Straße könne durchaus daran erinnern, dass es in Freudenstadt mal eine Notzeit gab.

Bei drei Gegenstimmern wurden die Abbrucharbeiten am Ende vergeben. Das wirtschaftlichste Angebot mit 81.442 Euro hatte die Firma TLS GmbH aus Dunningen abgegeben.