Fried- oder Ruhewälder gewinnen an Bedeutung. Auch in Freudenstadt soll einer geschaffen werden. Foto: Melchert Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat legt sich auf Standort in der Nähe des Lauferbrunnens fest / Angebot für die ganze Region

Von Claus Wiegert Freudenstadt. Beim Angebot alternativer Bestattungsformen ist Freudenstadt einen großen Schritt weiter: Der Gemeinderat hat den Standort für einen Ruhewald auf ein Areal in der Äußeren Rivera in der Nähe des Lauferbrunnens festgelegt.Zudem beschloss das Gremium bei seiner jüngsten Sitzung bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung, dass der Ruhewald als regionales Angebot in städtischer Regie betrieben wird.

Die Suche nach einem Standort hatte sich schon im Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt auf den Bereich beim Lauferbrunnen konzentriert, weil dort ein Parkplatz in der Nähe ist. Zugleich wäre der Ruhewald, so Stadtbaumeister Rudolf Müller, aber auch vom Kienberg her gut zu Fuß zu erreichen.

Die knapp drei Hektar großen Fläche soll abschnittsweise genutzt werden. Das Gebiet wird durchforstet. Übrig bleiben sollen etwa 75 markante Bäume, an denen es Platz für insgesamt rund 600 Urnen gibt. Ein Mitarbeiter aus der Forstverwaltung soll, so Müller, Interessenten und Angehörige vor Ort beraten. Sie können einen Baum im Ruhewald kaufen. Die Liegezeit für Urnen in anderen Ruhewäldern betragen nach Angaben des Stadtbaumeisters zwischen 60 und 99 Jahren. Müller hielt für einen Familienbaum mit sechs bis acht Urnenplätzen eine Liegezeit von 75 Jahren für angemessen. Stürzte ein Baum um oder müsse er aus einem sonstigen Grund beseitigt werden, habe der Käufer Anspruch darauf, dass ein neuer gepflanzt wird. Allerdings nicht unbedingt von gleicher Art und gleichem Alter.

An wie vielen Bäumen genau Bestattungen möglich sein sollen und wie die Zugangswege gestaltet werden, etwa mit Sand oder Holzhackschnitzeln, muss laut Müller noch geklärt werden. Über die Satzung für den Ruhewald werde wohl erst Ende des Jahres entschieden. Eine Kapelle oder eine andere Möglichkeit zum Unterstehen wird es im Ruhewald nicht geben. Lediglich ein Holzkreuz weise auf den naturnahen Friedhof hin. Es sei aber durchaus möglich, sagte Bürgermeister Gerhard Link, die Trauerfeier in einer Friedhofskapelle vorzunehmen und anschließend die Urne im Ruhewald zu bestatten.

Die Kosten für die Einrichtung des Ruhewalds betragen voraussichtlich 35 000 Euro. Die Anlage wird, so Bürgermeister Link, als öffentliche Einrichtung im Haushalt der Stadt geführt. Bei der Erhebung der Gebühren werde ein 100-prozentiger Kostendeckungsgrad angestrebt, betonte Link auf Nachfrage von CDU-Fraktionsvorsitzendem Andreas Bombel. FWV-Stadtrat Hermann John regte an, das weitere Vorgehen in Sachen Ruhewald auch mit Bestattungsunternehmen abzusprechen. Nach Meinung von Oberbürgermeister Julian Osswald geht es nun erstmal darum, die Rahmenbedingungen zu schaffen. Stadtrat Walter Trefz (Bürgeraktion) gab zu bedenken, dass in dem geplanten Standort ein "Mangel an dicken Bäumen" herrsche und man deshalb mit der Anlage möglichst weit im östlichen Teil des Areals beginnen sollte. Man müsse, so Osswald, einen Mittelweg finden, damit die Ruhestätte auch fußläufig gut erreichbar sei.

Stadträtin Elisabeth Gebele wies abschließend darauf hin, dass die Einrichtung eines Ruhewalds von der Bürgeraktion initiiert worden sei.